Trüffel gelten als Delikatesse. Da es sich um Pilze handelt, müssten diese eigentlich vegan sein. Doch nutzt die Trüffelindustrie Tiere, um die wertvollen Pilze im Boden aufzuspüren. Sind Trüffel also vegan?
Als Trüffel wird eine Vielzahl meist unterirdisch wachsender Pilze bezeichnet. Zu ihnen gehören einige der teuersten Speisepilze, die als Delikatesse gelten. Und Pilze sind als vegan definiert – damit scheinen Trüffel eigentlich ein eindeutig veganes Lebensmittel zu sein.
Doch die Situation ist etwas komplizierter: Denn Veganer:innen sehen auch die Nutzung von Tieren in verschiedenen Stadien der Produktentwicklung kritisch. Das zeigt sich am Beispiel Kosmetik: Wurde diese an Tieren getestet, gilt sie zum Beispiel laut Definition der Tierschutzorganisation Peta nicht als vegan – auch wenn das Produkt selbst keine tierischen Inhaltsstoffe enthält.
Mit Trüffeln werden keine Tierexperimente durchgeführt. Trotzdem sind Tiere für die Trüffelindustrie unverzichtbar. Denn sie werden gebraucht, um die unterirdischen Pilze aufzuspüren.
Vegan? Für Trüffel-Ernte kommen immer Tiere zum Einsatz
Trüffel können sowohl in der Natur gesucht als auch auf einer geeigneten Fläche gezüchtet werden. Dabei kommen immer Tiere zum Einsatz, bestätigt der Verband für Trüffelanbau und Nutzung in Deutschland gegenüber Utopia. Früher wurden demnach Schweine verwendet, um die Pilze zu finden, heute setze man auf Hunde. Der Grund: „Es wird berichtet, dass Schweine die Trüffel nicht mehr herausgeben und selbst fressen. Hunde tauschen die Trüffel gerne gegen ein Leckerli.“ Die Tiere riechen dabei die Schwefelverbindung Dimethylsulfid.
Die Hunde erhalten vorab eine spezielle Ausbildung, damit sie nur die reifen Trüffel anzeigen. Sie graben dann in die richtige Richtung, Trüffelsucher:innen holen die Trüffel anschließend mit entsprechendem Werkzeug aus dem Boden. Laut Verein sei die Suche mit Hund am schonendsten und effizientesten. „Alle Vorgehensweisen mit der Hand oder Geräten zerstören die Bodenschichten und stellen Raubbau im Ökosystem Wald dar, oder zerstören die aufwendig angelegten Trüffelkulturen.“
Trüffelhunde sind überwiegend Haustiere
Was sind das für Hunde, die nach Trüffeln suchen? Der Verband schreibt, dass es sich „überwiegend“ um Haustiere handle. Besitzer:innen von Trüffelkulturen würden Tiere aber auch hauptsächlich zur Trüffelsuche halten, diese würden dann ebenfalls „als geliebte Familienmitglieder“ im Haushalt leben. Eine andere Art der Haltung sei dem Verband nicht bekannt.
Die Hunde suchen die Flächen regelmäßig nach Trüffeln ab, in der Erntephase alle drei Wochen bis wöchentlich. Laut Verband würden hierfür auch teilweise Hunde anderer Trüffellandwirt:innen oder Hundehalter:innen „ausgeliehen„. Wenn also stets Tiere eingesetzt werden, sind Trüffel dann ein veganes Lebensmittel?
Vegan Society ordnet ein: Sind Trüffel vegan?
Ohne Hunde geht es nicht. Doch macht das Trüffel zu einem nicht-veganen Lebensmittel? Utopia hat bei der Vegan Society nachgefragt, eine im Vereinigten Königreich registrierte Organisation, die sich für Veganismus einsetzt. Sie hat sich eingehend mit der Definition von Veganismus beschäftigt und zeichnet vegane Produkte mit dem auch in Deutschland bekannten Logo „Veganblume“ aus.
Trüffel an sich gelten als vegan, weil sie ein Pilz sind, stellt die Organisation klar. Allerdings handle es sich um ein „differenziertes Thema, auf das es keine eindeutige Antwort gibt, da bei der Trüffelsuche oft Hunde ausgebeutet werden.“ Aus diesem Grund würden viele Veganer:innen, die die Ausbeutung von Tieren beenden wollen, den Kauf von Trüffeln nicht unterstützen.
Auf Nachfrage stellte die Organisation klar, dass sie keine Kenntnis von spezifischen Fällen hätte, in denen Hunde für die Trüffelzucht misshandelt wurden. Die Vegan Society betrachte jedoch die Nutzung von Tieren für den menschlichen Nutzen an sich als ausbeuterisch.
Die Organisation sieht die Entscheidung, ob man als Veganer:in Trüffel essen möchte, als individuell. „Es gibt keinen Grund, warum diese Produkte nicht vermieden werden können, wenn ein:e Veganer:in das Gefühl hat, dass ihr Verzehr nicht vereinbar mit den eigenen ethischen Vorstellungen ist“, so die Vegan Society.
Alternativen zu echtem Trüffel
Ob man als Veganer:in Trüffel isst, bleibt einem also selbst überlassen. Wer sich dagegen entscheidet, kann versuchen, Trüffel beim Kochen zu ersetzen. Ihr spezieller Geschmack lässt sich allerdings mit frischen Zutaten nur schwer nachahmen. Eine andere Option bietet industriell hergestelltes Trüffelöl. Dieses enthält nicht immer echte Trüffel, sondern wird oft aus naturidentischen Aromastoffen hergestellt. Vor dem Kauf sollte man einen genauen Blick auf die Zutatenliste werfen.
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