Stonewalling: So schadet das „Mauern“ der Beziehung Von Luise Rau Kategorien: Gesellschaft Stand: 2. Juni 2023, 09:30 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / Fxq19910504 Stonewalling ist eine Art der Kommunikation, die einer zwischenmenschlichen Beziehung langfristig schadet. Woran du sie erkennst und wie du mit ihr umgehen kannst, erfährst du hier. Das Phänomen des Stonewalling tritt in Diskussionen und Streitgesprächen zwischen Paaren auf, wenn plötzlich eine Person jede Kommunikation abblockt. Dies geschieht oft aus Selbstschutz. Die Person baut also im übertragenen Sinn gewissermaßen eine Mauer, um sich vor emotionalem Schaden zu schützen. Gleichzeitig grenzt sie sich dadurch stark von dem:der Partner:in ab und macht jede Kompromissfindung unmöglich. Es gibt jedoch Mittel und Wege, um Stonewalling zu unterbrechen, wenn man selbst dazu neigt, beziehungsweise Stonewalling angemessen zu begegnen, wenn es vom Gegenüber ausgeübt wird. Was ist Stonewalling? Stonewalling ist als psychologisches Phänomen vor allem für romantische Beziehungen beschrieben. Laut dem Psychologen John M. Gottman gehört es zu den „Vier Reitern der Apokalypse“ für eine Beziehung. Zu diesen gehören neben Stonewalling auch ständige Kritik an der gesamten Persönlichkeit des Anderen, das Verfallen in eine Abwehrhaltung und Verachtung. Alle vier Kommunikationsarten können laut Gottman das Ende einer Beziehung vorhersagen. Stonewalling macht sich konkret bemerkbar, wenn eine Person in einer Diskussion zum Beispiel plötzlich nicht mehr antwortet, sich körperlich wegdreht, den Raum verlässt, vorgaukelt, beschäftigt zu sein, auf dem Handy herumspielt oder beginnt, sich mit anderen zu unterhalten. Mit all diesen Handlungen entzieht sich ein Mensch dem Gespräch und schottet sich von seinem Gegenüber ab. Dies tut eine Person jedoch in der Regel nicht aus böser Absicht. Vielmehr ist dies ein Zeichen dafür, dass sich jemand emotional überfordert fühlt und mit der Situation nicht mehr umgehen kann. Stonewalling erfolgt dann als eine Art Selbstschutz. Das Problem dabei ist, dass so eine konstruktive Streitkultur verhindert wird. Schottet sich die andere Person dann auch noch ab oder gibt auf, bleibt der ungelöste Konflikt weiterhin bestehen. Auch interessant: Konflikte lösen: So gehst du mit Auseinandersetzungen richtig um Stonewalling: So kannst du damit umgehen Wenn eine Person Stonewalling ausübt, liegt dies vor allem daran, dass sie sich emotional überfordert fühlt. (Foto: CC0 / Unsplash / Sincerely Media) Laut Untersuchungen aus dem „Love Lab“ – dem von Gottman gegründeten psychologischen Forschungszentrum – waren 85 Prozent der teilnehmenden „Stone-Wallers“ Männer. Dass Stonewalling zum Ende einer Beziehung führt, sei jedoch wahrscheinlicher, wenn es von Frauen in einer heterosexuellen Beziehung ausgeübt wird. Bemerkst du also, dass du selbst oder dein:e Partner:in regelmäßig Stonewalling betreiben, ist es sinnvoll, frühzeitig gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. Folgende Tipps können dir helfen, wenn dein:e Partner:in dir gegenüber Stonewalling ausübt: Versuche, nicht auch einfach aus der Konversation auszusteigen. Wenn du auf Stonewalling selbst mit Stonewalling reagierst, könnte die Situation leicht eskalieren. Führe dir vor Augen, dass Stonewalling nicht gegen dich als Person gerichtet ist. Es ist vielmehr ein Ausdruck dafür, dass dein Gegenüber der Situation nicht mehr gewachsen ist. Wenn du Anzeichen bemerkst, dass sich dein Gegenüber emotional überfordert fühlt, schlage vor, eine kleine Pause einzulegen. Am besten ist es, wenn ihr euch (außerhalb eines Konflikts) schon einmal ein Codewort oder ein Signal überlegt, das eine Person im Streit einsetzen kann, um so unkompliziert den Wunsch nach einer Pause auszudrücken. Es ist wichtig anzuerkennen, dass sich dein:e Partner:in gerade emotional überfordert fühlt. Die Bitte um eine Pause solltest du immer ernst nehmen. Die Konfliktpause sollte nach dem Gottman Institute etwa 15 bis 20 Minuten dauern. In dieser Zeit solltet ihr euch unabhängig voneinander beruhigen, zum Beispiel in unterschiedlichen Zimmern oder auf getrennten Spaziergängen. Tipps und Hinweise für „Stonewaller“ Von seinen Gefühlen auch mal ziemlich überwältigt zu sein, ist ganz normal und du musst dich nicht dafür schämen. (Foto: CC0 / Pexels / Andrew Neel) Bemerkst du selbst, dass du öfter ins Stonewalling abgleitest, können dir folgende Tipps helfen: Steh zu deinen Gefühlen! Du spürst, dass du in einer Diskussion oder einem Streit immer mehr Wut, Frustration oder Traurigkeit empfindest? Verdränge diese Gefühle nicht, sondern nimm sie als solche wahr. Spürst du, dass du überfordert bist, bleib weiterhin freundlich zu dir selbst. Es ist kein Zeichen von Schwäche, emotional überwältigt zu sein, sondern eine normale menschliche Empfindung, die viele Personen kennen. Lässt du deine Gefühle zu, wirst du auch erkennen, wenn du kurz vor der Überforderung stehst. Entscheide dich nun vor der Eskalation bzw. dem Stonewalling dazu, eine Pause einzulegen. Dafür kannst du ein vorher vereinbartes Signal oder Codewort verwenden. Oder du sagst deinem Gegenüber deutlich: „Es ist nicht gegen dich gerichtet, aber ich brauche jetzt eine Pause.“ Nutze die Pause, um dich zu beruhigen und zu sammeln. Dafür kannst du zum Beispiel Atemübungen durchführen, eine Runde spazieren gehen, in dein Tagebuch schreiben, meditieren oder Yoga machen. Um deine Wut loszulassen, kann es auch helfen, eine kurze Runde zu sprinten oder einmal ins Kissen zu schreien. Wenn du dich wieder bereit für ein konstruktives Gespräch fühlst, kannst du dies deinem:deiner Partner:in mitteilen. 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