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Stratifizieren: So kannst du Samen keimfähig machen

Saatgut stratifizieren
Foto: CC0 / Pixabay / Myriams-Fotos

Samen zu stratifizieren kann bei Saatgut helfen, das einfach nicht keimen will. In diesem Artikel erfährst du, wann Stratifizieren gegen Keimhemmung sinnvoll ist und wie du dabei vorgehst.

Nicht jedes Saatgut ist von Anfang an keimfähig. Einige Pflanzen benötigt einen äußeren Anreiz, damit ihre Samen Triebe bilden. Stratifizieren bezeichnet ein Verfahren, mit dem du die sogenannte Keimhemmung dieser Pflanzenarten aufheben kannst. Eine Keimhemmung haben vor allem kaltkeimende Pflanzen, deren Samen bereits im Sommer oder Herbst heranreifen, sich aber erst im darauffolgenden Frühjahr zu Jungpflanzen entwickeln sollen.

Theoretisch kannst du alle Pflanzen mit Keimhemmung durch das Stratifizieren keimfähig machen. Da der genaue Stratifierungsvorgang aber von der speziellen Art der Hemmung abhängt, solltest du wissen, welche Keimhemmungen bei welchen Pflanzen auftreten:

  • Keimhemmung durch organische Säuren im Fruchtfleisch tritt bei verschiedenen Steinfrüchten (Pfirsich, Kirsche, Vogelkirsche, Wildrosen) auf. 
  • Keimhemmung durch hormon- und enzymähnliche Stoffe schützt zum Beispiel die Eibe, den Schneeball oder die Zaubernuss vor dem frühzeitigen Keimen. Sie kannst du durch das Kalt-Stratifizieren oder die Warm-Kalt-Stratifizierung aufheben.
  • Mechanische Keimhemmung haben vor allem Gehölze mit hartschaligen Samen wie die Buche, Eiche oder Kastanie. 

Vor allem Jungpflanzengärtnereien setzen auf das Stratifizieren, da das Verfahren dafür sorgt, dass die Samen gleichmäßig aufgehen. Ein weiterer Vorteil der Stratifizierung ist, dass du später einen höheren Ernteertrag und weniger qualitativ minderwertige Pflanzen hast.

Tipp: Bist du bei alten oder dir unbekannten Samen unsicher, ob sich aus ihnen noch Jungpflanzen heranziehen lassen, kannst du ihre Keimfähigkeit mit einer Keimprobe testen, bevor du sie aussäst. 

So kannst du deine Samen stratifizieren

Die Kastanie hat eine besonders harte Schale und muss deshalb erst eine Warmphase durchlaufen, bevor du sie stratifizieren kannst.
Die Kastanie hat eine besonders harte Schale und muss deshalb erst eine Warmphase durchlaufen, bevor du sie stratifizieren kannst.
(Foto: CC0 / Pixabay / Free-Photos)

Da es so viele unterschiedliche Formen der Keimhemmung gibt, musst du auch beim Stratifizieren unterschiedlich vorgehen. Bei einigen Pflanzen treten sogar mehrere Hemmungen gleichzeitig auf, so dass du bei ihnen verschiedene Stratifikationen kombinieren solltest. Nachfolgend stellen wir dir die häufigsten Methoden zum Stratifizieren vor:

Beeren- und Steinfrüchte stratifizieren: Die organischen Säuren im Fruchtfleisch sorgen dafür, dass viele Steinfrüchte wie die Vogelkirsche oder der Pfirsich eine natürliche Keimhemmung haben. Diese kannst du aber verhältnismäßig einfach umgehen, indem du die folgenden Schritte befolgst:

  1. Lege die Früchte direkt nach der Ernte großflächig an einigem luftigen und sonnigen Ort aus.
  2. Warte nun einige Tage ab, bis das Fruchtfleisch zu verrotten beginnt.
  3. Befreie die Samen von den Fruchtfleischresten, indem du sie zwischen den Händen reibst.
  4. Wasche die Samen gründlich und trockne sie anschließend ab. So verhinderst du, dass sie direkt zu keimen beginnen. 
  5. Bewahre die Kerne bis zur Aussaat trocken und luftdicht verpackt auf.

Kalt-Stratifikation: Kalt-Stratifizieren solltest du vor allem kaltkeimende Pflanzen, deren Samen erst nach einer Kältephase keimfähig werden. Du benötigst dafür eine Kiste, ein feinmaschiges Netz und etwas Pflanzsubstrat.

  1. Setze das feinmaschige Netz am Boden der Kiste ein, um später Mäuse davon fernzuhalten.
  2. Fülle die Kiste mit scharfkantigem Estrichsand. Kompost oder normale Gartenerde solltest du nicht verwende, da die Samen darin schnell zu schimmeln beginnen.
  3. Mische die gesäuberten Samen in das Pflanzsubstrat und gieße alles leicht an.
  4. Stelle die Kiste an einen schattigen und geschützten Ort, an dem Temperaturen zwischen zwei und acht Grad Celsius herrschen.
  5. Wende das Substrat mit den Kernen einmal wöchentlich, damit sich die Feuchtigkeit gleichmäßig verteilt und die Sandkörner die Samenschalen aufrauen können. Lass die Samen mehrere Wochen lang stratifizieren.

Warm-Kalt-Stratifizierung: Saatgut mit besonders harter Schale wird zu Beginn des Stratifizierens höheren Temperaturen um die 20 Grad ausgesetzt. Mit dieser zwei bis vier Wochen langen Warmphase beschleunigst du die Quellung der Samen. 

  1. Bereite genau wie beim Kalt-Stratifizieren eine Kiste mit Netz und Substrat vor, in die der du die Samen lagerst.
  2. Stelle die Kiste zuerst für zwei bis vier Wochen an einen Ort mit einer Umgebungstemperatur von 20 Grad Celsius oder mehr.
  3. Für den Kältereiz platzierst du die Kiste anschließend an einem kälteren Standort mit Temperaturen zwischen zwei und acht Grad Celsius.

Der richtige Aussaatzeitpunkt nach dem Stratifizieren

Nach dem Stratifizieren kannst du die keimenden Samen ins Beet pflanzen.
Nach dem Stratifizieren kannst du die keimenden Samen ins Beet pflanzen.
(Foto: CC0 / Pixabay / fill)

Kontrolliere das Saatgut während des Stratifizierens mindestens einmal pro Woche. Entdeckst du die ersten Keimblätter, kannst du die Samen aus der Kiste ausgraben und im Garten aussäen. Je nachdem, wie groß die Samenkörner sind, kannst du sie vorher mit einem Sieb vom Sand trennen oder einzeln aus dem Sand heraus sammeln. Hast du bereits im Januar die ersten Keime, solltest du die Samen noch nicht aussäen, sondern stattdessen bis zum zeitigen Frühjahr bei minus zwei bis minus vier Grad lagern. So verhinderst du, dass die Samenkörner weiter austreiben oder absterben.

Übrigens: Wir empfehlen dir, Bio-Saatgut zu kaufen, dieses ist zum Beispiel nicht gentechnisch modifiziert. Du kannst aber auch Saatgut selber ziehen.

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