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Strom vom Grundversorger? Alter Stromvertrag? Wer jetzt mit einem Anbieterwechsel spart

Die Strompreisbremse läuft aus: Wer jetzt den Anbieter wechseln sollte
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay – Gerd Altmann

Die Strompreise in Deutschland könnten bald sinken. Doch wer schon länger einen alten Vertrag hat oder seit Jahren beim Grundversorger ist, zahlt oft mehr als nötig. Wir erklären, für wen es sich besonders lohnt, nach einem neuen Stromanbieter zu suchen.

In diesem Artikel:

Die Zeit der ganz hohen Strompreise ist erst einmal vorbei. Die durchschnittlichen Preise sind bis vor einigen Monaten gesunken und derzeit relativ stabil. Das Vergleichsportal Verivox gibt an, dass der durchschnittliche Neukund:innen-Strompreis aktuell bei etwa 29 Cent/kWh liegt. Allerdings beträgt laut Verivox der durchschnittliche Strompreis für Bestandskund:innen rund 36 Cent/kWh (Stand Februar 2025). 

Die weitere Entwicklung ist unklar: Der eigentliche Strompreis sinkt zwar, denn erneuerbare Energien sind günstiger als fossile. Doch der Ausbau der Netze kostet, daher steigen die Netzentgelte, was man etwa auf der Bundesnetzagentur-Site smard.de gut sehen kann. Sowohl die EU als auch die meisten Parteien in Deutschland arbeiten derzeit darauf hin, die Haushaltsstrompreise zu senken, indem Steuern und Abgaben reduziert werden.

Grundversorger-Strom, alte Verträge: Wer zu viel zahlt

Verbraucherschützer:innen sowie Vergleichsportale wie Verivox kritisieren immer wieder, dass viele Haushalte unnötig viel Geld für Strom ausgeben, weil sie ihren Tarif nicht wechseln. Es gibt Schätzungen, wonach die Deutschen jährlich 5 Milliarden Euro mehr für Strom ausgeben als nötig, weil etwa zehn Millionen Haushalte noch nie den Anbieter gewechselt haben.

  • Auswertungen zeigen: Vor allem Kund:innen der Grundversorger – oft der örtlichen Stadtwerke – zahlen oft mehr als nötig. Zwar haben zum Jahrswechsel viele Grundversorger ihre Preise gesenkt. „Insgesamt bleibt das Preisniveau in der örtlichen Grundversorgung im Vergleich zu anderen Tarifen aber hoch“, so Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
  • 2024 hatten einige Versorger, darunter auch große wie die EnBW, ihre Preise erhöht, auch zu Jahresanfang 2025 gab es Ankündigungen von Preiserhöhungen. Allerdings fallen aktuell sowohl die Preissenkungen als auch -steigerungen offenbar moderat aus.
  • In bereits länger bestehenden Verträgen zahlt man oft deutlich mehr als in neu abgeschlossenen.

Seit 1. Januar 2025 ist die Verteilung der von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich hohen Netzentgelte gesetzlich neu geregelt werden. Dadurch sind in einigen Regionen die Preise gestiegen, in anderen, vor allem ländlichen Regionen gesunken. Dazu kommt, dass seit 1. Januar Stromanbieter flexible Tarife anbieten müssen. Die können sich vor allem für Haushalte mit hohem Verbrauch und/oder steuerbaren Geräten wie Wärmepumpe und Wallbox lohnen.

👉 In jedem Fall kann es sich lohnen, beim Stromanbieter nach möglichen neuen Tarifen zu fragen. So weißt du, auf welcher Grundlage du Preise vergleichen kannst.

Und es gibt noch einen Grund, zu wechseln: Die teuren Grundversorger sind meist keine echten Ökostrom-Anbieter – der Wechsel zu Ökostrom lohnt auch fürs Klima.

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Ökostromtarife finden

Strom vom Grundversorger: hohe Preise – aber kurze Kündigungsfrist

Laut Monitoringbericht der Bundesnetzagentur beziehen insgesamt rund 60 Prozent der Haushalte in Deutschland ihren Strom vom Grundversorger. Etwa ein Viertel der Haushalte steckt im Grundversorgungstarif, etwa ein weiteres Drittel hat abweichende Tarife beim Grundversorger abgeschlossen.

Strom vom Grundversorger, also in den meisten Fällen von den Stadtwerken, beziehen viele Kund:innen ohne weiter darüber nachzudenken. Denn beim Grundversorger landet man, wenn man keinen anderweitigen Vertrag abschließt, etwa beim Umzug in eine neue Wohnung. Auch, wenn der bisherige Energieversorger den Vertrag kündigt, springt der Grundversorger ein.

Stromverbrauch Stromzähler
Der örtliche Grundversorger springt ein, wenn kein anderer Stromliefervertrag besteht, ist aber meist teurer als andere Anbieter. (Foto: CC0 / Pixabay / geralt)

Grundsätzlich ist das gut, denn: So ist sichergestellt, dass quasi alle Haushalte mit Strom versorgt sind, auch wenn sie sich nicht aktiv um einen Vertrag bei einem bestimmten Anbieter kümmern. Aber: Die Grundversorger haben im Standardtarif nicht nur meist keinen Ökostrom – sie haben mit die höchsten Arbeitspreise für Gas und Strom am Markt.

Eine Analyse von Verivox zeigte vergangenes Jahr: Haushalte im Grundversorgungstarif hätten Strom im besten Fall über 40 Prozent günstiger beziehen können. Auch Daten der Vergleichsportale Check24 und Vergleich.de zufolge lagen zumindest 2024 etwa 37 bis 48 Prozent zwischen den Grundversorgungstarifen und den günstigen Neukund:innen-Tarifen. Manche Haushalte könnten also fast die Hälfte sparen. Die Preisspanne bei den Grundversorgern ist dabei enorm.

Eine Beispielrechnung

Wenn dein Haushalt einen Stromverbrauch von 3.500 kWh im Jahr hat und dein Tarif beim Grundversorger rund 36 Cent/kWh kostet, landest du bei Kosten von 1.260 Euro im Jahr. In einem günstigen Neukund:innen-Tarif von 29 Cent/kWh könntest du demgegenüber 245 Euro im Jahr sparen.

👉 Wenn du mit dem angenommenen Jahresverbrauch von 3.500 kWh/Jahr zu einem Premium-Ökostromtarif von 30 Cent/kWh wechselst, kannst du gegenüber dem Grundversorgungstarif (36 Cent/kWh) immer noch 210 Euro im Jahr oder rund 18 Euro pro Monat sparen. Beachte: Berechnet ist hier nur der reine Arbeitspreis – achte beim Wechsel auch auf die jeweilige monatliche Grundgebühr!

Tipp: Wer Strom vom örtlichen Grundversorger bezieht, hat laut Bundesnetzagentur grundsätzlich eine Kündigungsfrist von nur zwei Wochen.

Schon länger nicht gewechselt? Neukund:innen zahlen oft weniger

Wer schon länger einen bestehenden Vertrag mit demselben Anbieter hat – egal ob Grundversorger oder ein anderer Stromlieferant – sollte jetzt die Konditionen checken. Denn oft zahlt man in bestehenden Verträgen deutlich mehr als Neukund:innen.

Lichterketten sehen zu Weihnachten schön aus, verbrauchen aber Strom.
Strom zu sparen lohnt sich so oder so – doch wer in alten Verträgen unnötig viel dafür zahlt, sollte wechseln. (Foto: CC0 Public Domain / Pexels - Dzenina Lukac)

Zur Orientierung: Laut Verivox liegt der durchschnittliche Neukund:innen-Strompreis aktuell bei etwa 29 Cent/kWh (Stand Februar 2025). Reine Ökostromtarife liegen derzeit nur wenige Cent darüber. Im deutschen Gesamtdurchschnitt dagegen zahlen Kund:innen laut Verivox immer noch rund 36 Cent/kWh.

👉 Tipp: Auch wenn dein aktueller Grundversorger die Preise senkt, hast du ein Sonderkündigungsrecht, genau wie bei einer Preiserhöhung. Dieses wahrzunehmen kann sinnvoll sein, wenn Ökostromanbieter noch günstiger sind.

Das solltest du tun, wenn du beim Grundversorger bist oder einen alten Vertrag hast

  • Finde heraus, wie hoch dein Strom-Arbeitspreis pro kWh aktuell ist. Falls dein Vertrag schon länger besteht, findest du deinen Preis vielleicht nicht auf der Website, schau in dem Fall in deinem Account oder auf deiner letzten Abrechnung nach oder frag beim Versorger nach.
  • Wenn der Arbeitspreis über etwa 36 Cent/kWh liegt, kannst mit einem Wechsel ziemlich sicher Geld sparen.
  • Prüfe, ob dein Versorger bereits Preiserhöhungen und -senkungen angekündigt hat. Nur so hast du eine geeignete Grundlage, um Preise zu vergleichen.
  • Vergleiche die Preise für Neuverträge bei anderen Anbietern. Achte dabei unbedingt darauf, dass du Ökostromtarife vergleichst.
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Ökostromtarife finden

  • Achte beim Preisvergleich darauf, dass du dich nicht von einmaligen Wechselboni täuschen lässt.
  • Vergleiche die Gesamtkosten durch Arbeitspreis pro KhW und Grundgebühr.
  • Achte darauf, dass der neue Anbieter deiner Wahl entweder eine kurze Kündigungsfrist hat oder eine Preisgarantie über die gesamte Vertragslaufzeit anbietet. Ansonsten kann es passieren, dass der Preis steigt, du aber nicht aus deinem Vertrag beim Grundversorger kommst.
  • Man sollte „vor Vertragsabschluss mittels einer Internetrecherche überprüfen, ob das Unternehmen durch sein Geschäftsgebaren in der Vergangenheit negativ aufgefallen ist,“ rät Schuldzinski von der Verbraucherzentrale NRW.
  • Wenn du einen neuen Liefervertrag abschließt, muss sich der neue Anbieter um alles weitere kümmern, inklusive Kündigung beim bisherigen Stromlieferanten.
  • Praktisch: Grundversorgungstarife kannst du grundsätzlich mit einer Frist von nur zwei Wochen kündigen.
  • Bei bestehenden Verträgen mit anderen Anbietern musst du dich informieren, wie lange deine Kündigungsfrist ist bzw. wie lange der Vertrag noch läuft und dich an diese Frist halten – es sei denn, eine Preisänderung begründet ein Sonderkündigungsrecht. Frag hier im Zweifelsfall beim Versorger nach.

Tipp: Günstigen Strom jetzt schon für die Zukunft sichern

Wie sich die Strompreise weiter entwickeln, ist unklar. Einerseits sinken die Preise für die Stromproduktion, weil Deutschland mit dem Ausbau der günstigen erneuerbaren Energien gut vorankommt. Andererseits steigt die Stromnachfrage und die Modernisierung der Stromnetze ist teuer. Im ungünstigeren Fall bleiben also die Preise hoch, weil durch die Umstellung auf WärmepumpenE-Autos und Wasserstoff der Strombedarf insgesamt stärker ansteigt als die erneuerbare Energieerzeugung und die Netzinfrastruktur hinterherhinkt.

Expert:innen erwarten für 2025 eine Stabilisierung der Preise und erst ab 2026 mögliche weitere Preissteigerungen. Allerdings strebt gleichzeitig die deutsche Politik Strompreissenkungen durch die Reduzierung von Abgaben an. Das schliesst natürlich nicht aus, das geopolitische Ereignisse und andere Faktoren (etwa die Reform des Europäischen Emissionshandelssystems) die Preise in die Höhe treiben. Bei Grundversorgern werden die Preise tendenziell höher bleiben als bei Alternativen, auch solchen mit Ökostrom.

Wenn du Sicherheit haben möchtest, kannst du jetzt schon den Wechsel zu Ökostrom oder einem günstigeren konventionellen Anbieter festlegen – auch wenn dein aktueller Vertrag noch läuft. Laut Finanztip kannst du bei vielen Anbietern zu den aktuell geltenden Konditionen bereits Verträge für sechs Monate in der Zukunft abschließen.

Warum Ökostrom?

Zwar mischen inzwischen alle Energieerzeuger am Markt für „grüne“ Energie mit, doch viele davon halten gleichzeitig noch an der Verbrennung von Kohle und Gas fest. Übrigens sind auch viele Stadtwerke in Deutschland noch an Kohle- oder Gaskraftwerken beteiligt.

Ökostrom Solarzellen
Zu Ökostrom zu wechseln ist nicht schwer und dauert nur wenige Minuten. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay – blickpixel )

„Echter“ Premium-Ökostrom wird nicht nur mittels erneuerbarer Energien gewonnen, sondern trägt auch zu deren Ausbau bei. Das heißt, der Anbieter investiert selbst in den Ausbau von Solaranlagen, Windrädern usw. Das kann er mittels Zertifikaten nachweisen. Erkennen kann man solche Ökostrom-Anbieter an den Labels Grüner Strom, ok-power oder ok-power-plus.

Mit einem Wechsel zu „echtem“ Ökostrom können wir auch als Verbraucher:innen zur Energiewende beitragen – und dazu, dass Deutschland seine Klimaziele erreicht.

Mit Material der DPA

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