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Strom vom Grundversorger oder alter Vertrag? Wer jetzt mit einem Anbieterwechsel sparen kann

Die Strompreisbremse läuft aus: Wer jetzt den Anbieter wechseln sollte
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay – Gerd Altmann

Die Strompreise in Deutschland sinken – aber nicht für alle Haushalte. Wir erklären, für wen es sich besonders lohnt, nach einem neuen Stromanbieter zu suchen.

Die Zeit der ganz hohen Strompreise ist erst einmal vorbei, die durchschnittlichen Preise sinken seit Monaten. Doch während viele Anbieter immer günstigere Tarife anbieten, haben andere ihre Preise wieder erhöht, etwa weil sie höhere Netzentgelte an ihre Kund:innen weitergeben. Das Vergleichsportal Verivox kritisiert, dass viele Haushalte dadurch unnötig viel Geld für Strom ausgeben.

Grundversorger-Strom, alte Verträge: Wer zu viel zahlt

  • Auswertungen zeigen: Vor allem Kund:innen der Grundversorger – meist der örtlichen Stadtwerke – zahlen oft mehr als nötig. Einige Grundversorger haben aufgrund der höheren Netzentgelte im Frühjahr ihre Preise sogar erhöht.
  • Auch weitere Versorger – darunter die EnBW – haben in den vergangenen Monaten ihre Preise erhöht. Insgesamt waren dieses Jahr bereits die Kund:innen von rund 100 Versorgern betroffen.
  • In bereits länger bestehenden Verträgen zahlt man oft deutlich mehr als in neu abgeschlossenen.

Es kann durchaus sein, dass im Herbst weitere Anbieter ihre Preise erhöhen. Es kann sich also lohnen, beim Stromanbieter anzurufen und nach möglichen neuen Tarifen zu fragen. So weißt du, auf welcher Grundlage du Preise vergleichen kannst.

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Ökostromtarife finden

Strom vom Grundversorger: hohe Preise – aber kurze Kündigungsfrist

Laut Monitoringbericht der Bundesnetzagentur beziehen insgesamt rund 60 Prozent der Haushalte in Deutschland ihren Strom vom Grundversorger. Etwa ein Viertel der Haushalte steckt im Grundversorgungstarif, etwa ein weiteres Drittel hat abweichende Tarife beim Grundversorger abgeschlossen.

Strom vom Grundversorger, also in den meisten Fällen von den Stadtwerken, beziehen viele Kund:innen ohne weiter darüber nachzudenken. Denn beim Grundversorger landet man, wenn man keinen anderweitigen Vertrag abschließt, etwa beim Umzug in eine neue Wohnung. Auch, wenn der bisherige Energieversorger den Vertrag kündigt, springt der Grundversorger ein.

Stromverbrauch Stromzähler
Der örtliche Grundversorger springt ein, wenn kein anderer Stromliefervertrag besteht, ist aber meist teurer als andere Anbieter. (Foto: CC0 / Pixabay / geralt)

Grundsätzlich ist das gut, denn: So ist sichergestellt, dass quasi alle Haushalte mit Strom versorgt sind, auch wenn sie sich nicht aktiv um einen Vertrag bei einem bestimmten Anbieter kümmern. Aber: Die Grundversorger haben im Standardtarif nicht nur meist keinen Ökostrom – sie haben mit die höchsten Arbeitspreise für Gas und Strom am Markt.

Eine aktuelle Analyse von Verivox zeigt: Eine Kilowattstunde (kWh) Strom im Grundversorgungstarif kostete im ersten Halbjahr 2024 im deutschen Durchschnitt rund 44 Cent. Im günstigsten Tarif mit Preisgarantie lag der Preis bei 25 Cent/kWh. Die Haushalte im Grundversorgungstarif hätten Strom im besten Fall rund 43 Prozent günstiger beziehen können. 

Auch Daten der Vergleichsportale Check24 und Vergleich.de zufolge liegen im Schnitt etwa 30 bis 40 Prozent zwischen den Grundversorgungstarifen und den günstigen Neukund:innen-Tarifen (Stand Juli 2024).

Die Preisspanne bei den Grundversorgern ist dabei enorm: Laut Verbraucherzentrale NRW reicht sie beispielsweise in Nordrhein-Westfalen derzeit von Jahreskosten von rund 950 Euro bis zu über 1.500 Euro (bei 3.000 kWh Verbrauch).

„Zwar haben Energieversorger unterschiedliche Beschaffungsstrategien, die gewisse Preisdifferenzen erklären können. Dennoch sind die großen Unterschiede verwunderlich“, kritisierte Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, bereits Ende 2023.

„Die Kosten für Energie sind in den vergangenen Jahren stark angestiegen, darum sollte niemand mehr als notwendig bezahlen. Strom- und Gaskunden sollten daher ihre aktuellen Tarife prüfen und gegebenenfalls wechseln“, empfiehlt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. 

Eine Beispielrechnung

Wenn dein Haushalt einen Stromverbrauch von 3.500 kWh im Jahr hat und dein Grundversorgungstarif rund 40 Cent/kWh kostet, landest du bei Kosten von 1.400 Euro im Jahr. In einem sehr günstigen Neukund:innen-Tarif von 25 Cent/kWh könntest du demgegenüber 525 Euro im Jahr sparen.

👉 Wenn du mit dem angenommenen Jahresverbrauch von 3.500 kWh/Jahr zu einem Premium-Ökostromtarif von 30 Cent/kWh wechselst, kannst du gegenüber dem Grundversorgungstarif (40 Cent/kWh) immer noch 450 Euro im Jahr oder knapp 38 Euro pro Monat sparen.

Beachte: Berechnet ist hier nur der reine Arbeitspreis – achte beim Wechsel auch auf die jeweilige monatliche Grundgebühr.

Schon länger nicht gewechselt? Neukund:innen zahlen oft weniger

Wer schon länger einen bestehenden Vertrag mit demselben Anbieter hat – egal ob Grundversorger oder ein anderer Stromlieferant – sollte jetzt die Konditionen checken. Denn oft zahlt man in bestehenden Verträgen deutlich mehr als Neukund:innen.

Lichterketten sehen zu Weihnachten schön aus, verbrauchen aber Strom.
Strom zu sparen lohnt sich so oder so – doch wer in alten Verträgen unnötig viel dafür zahlt, sollte wechseln. (Foto: CC0 Public Domain / Pexels - Dzenina Lukac)

Zur Orientierung: Laut den Vergleichsportalen Verivox und Check24 liegt der durchschnittliche Strompreis für Neukund:innen aktuell bei rund 25 Cent/kWh. Reine Ökostromtarife gibt es derzeit ab knapp 30 Cent/kWh (Stand Juli 2024).

Im deutschen Gesamtdurchschnitt dagegen zahlen Kund:innen laut Verivox immer noch rund 36 Cent/kWh. In manchen bestehenden Verträgen können die Preise sogar noch über 40 Cent/kWh liegen – dann lohnt sich der Wechsel besonders.

👉 Tipp: Auch wenn dein aktueller Stromversorger die Preise senkt, hast du ein Sonderkündigungsrecht, genau wie bei einer Preiserhöhung. Dieses wahrzunehmen kann sinnvoll sein, wenn Ökostromanbieter noch günstiger sind.

Das solltest du tun, wenn du beim Grundversorger bist oder einen alten Vertrag hast

  • Finde heraus, wie hoch dein Strom-Arbeitspreis pro kWh aktuell ist. Falls dein Vertrag schon länger besteht, findest du deinen Preis vielleicht nicht auf der Website, schau in dem Fall in deinem Account oder auf deiner letzten Abrechnung nach oder frag beim Versorger nach.
  • Wenn der Arbeitspreis über etwa 36 Cent/kWh liegt, kannst mit einem Wechsel ziemlich sicher Geld sparen.
  • Prüfe, ob dein Versorger bereits Preiserhöhungen angekündigt hat. Nur so hast du eine geeignete Grundlage, um Preise zu vergleichen.
  • Vergleiche die Preise für Neuverträge bei anderen Anbietern. Achte dabei unbedingt darauf, dass du Ökostromtarife vergleichst.
  • Nutze zum Ökostrom-Vergleich zum Beispiel unseren Utopia Stromvergleichs-Rechner:
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Ökostromtarife finden

  • Achte beim Preisvergleich darauf, dass du dich nicht von einmaligen Wechselboni täuschen lässt.
  • Vergleiche die Gesamtkosten durch Arbeitspreis pro KhW und Grundgebühr.
  • Achte darauf, dass der neue Anbieter deiner Wahl entweder eine kurze Kündigungsfrist hat oder eine Preisgarantie über die gesamte Vertragslaufzeit anbietet. Ansonsten kann es passieren, dass der Preis steigt, du aber nicht aus deinem Vertrag kommst.
  • Man sollte „vor Vertragsabschluss mittels einer Internetrecherche überprüfen, ob das Unternehmen durch sein Geschäftsgebaren in der Vergangenheit negativ aufgefallen ist,“ rät Schuldzinski von der Verbraucherzentrale NRW.
  • Wenn du einen neuen Liefervertrag abschließt, muss sich der neue Anbieter um alles weitere kümmern, inklusive Kündigung beim bisherigen Stromlieferanten.
  • Praktisch: Grundversorgungstarife kannst du grundsätzlich mit einer Frist von nur zwei Wochen kündigen.
  • Bei bestehenden Verträgen mit anderen Anbietern musst du dich informieren, wie lange deine Kündigungsfrist ist bzw. wie lange der Vertrag noch läuft und dich an diese Frist halten – es sei denn, eine Preisänderung begründet ein Sonderkündigungsrecht. Frag hier im Zweifelsfall beim Versorger nach.

Tipp: Günstigen Strom jetzt schon für die Zukunft sichern

Wie sich die Strompreise weiter entwickeln, ist unklar. Im besten Fall sinken die Preise weiter, weil Deutschland mit dem Ausbau der günstigen erneuerbaren Energien gut vorankommt. Im weniger günstigen Fall bleiben die Preise hoch, weil der Netzausbau kostet und durch die Umstellung auf WärmepumpenE-Autos und Wasserstoff der Strombedarf insgesamt stärker ansteigt als die erneuerbare Energieerzeugung.

Wenn du Sicherheit haben möchtest, kannst du jetzt schon den Wechsel zu einem günstigeren Anbieter festlegen – auch wenn dein aktueller Vertrag noch läuft. Laut Finanztip kannst du bei vielen Anbietern zu den aktuell geltenden Konditionen bereits Verträge für sechs Monate in der Zukunft abschließen.

Warum Ökostrom?

Zwar mischen inzwischen alle Energieerzeuger am Markt für „grüne“ Energie mit, doch viele davon halten gleichzeitig noch an der Verbrennung von Kohle und Gas fest. Übrigens sind auch viele Stadtwerke in Deutschland noch an Kohle- oder Gaskraftwerken beteiligt.

Ökostrom Solarzellen
Zu Ökostrom zu wechseln ist nicht schwer und dauert nur wenige Minuten. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay – blickpixel )

„Echter“ Premium-Ökostrom wird nicht nur mittels erneuerbarer Energien gewonnen, sondern trägt auch zu deren Ausbau bei. Das heißt, der Anbieter investiert selbst in den Ausbau von Solaranlagen, Windrädern usw. Das kann er mittels Zertifikaten nachweisen. Erkennen kann man solche Ökostrom-Anbieter an den Labels Grüner Stromok-power oder ok-power-plus.

Mit einem Wechsel zu „echtem“ Ökostrom können wir auch als Verbraucher:innen zur Energiewende beitragen – und dazu, dass Deutschland seine Klimaziele erreicht.

Mit Material der DPA

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