Die Strompreise in Deutschland sinken – aber nicht für alle Haushalte: Wer noch immer einen alten Vertrag hat oder seit Jahren beim Grundversorger ist, zahlt drauf. Wir erklären, für wen es sich besonders lohnt, nach einem neuen Stromanbieter zu suchen.
Wenn nicht jetzt, wann dann!? Die Zeit der ganz hohen Strompreise ist erst einmal vorbei – jetzt ist es also an der Zeit, zu Ökostrom zu wechseln. In den Utopia Ökostrom-Wochen findest du alle Informationen, die du brauchst, um ganz einfach auf 100 % Ökostrom umzusteigen – von ausführlichen Tarifvergleichen bis hin zu praktischen Wechsel-Tipps.
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Die Zeit der ganz hohen Strompreise ist erst einmal vorbei. Die durchschnittlichen Preise sinken seit Monaten. Das Vergleichsportal Check24 rechnet vor, dass im Oktober 2024 die Kilowattstunde durchschnittlich 26,64 Cent kostet, im vergangenen Jahr seien es noch 30,50 ct/kWh gewesen.
Doch während einige Stromanbieter immer günstigere Tarife anbieten, haben andere ihre Preise schon wieder erhöht. Ein Grund dafür sind die Netzentgelte, die 2024 um 25% gestiegen sind. Der Strompreis sinkt also, aber die Unternehmen geben die gestiegenen Netzentgelte zwangsläufig an ihre Kund:innen weiter, was man auf der Bundesnetzagentur-Site smard.de gut sehen kann.
Grundversorger-Strom, alte Verträge: Wer zu viel zahlt
Vergleichsportale wie Verivox kritisieren immer, dass viele Haushalte unnötig viel Geld für Strom ausgeben, weil sie ihren Tarif nicht wechseln. Es gibt Schätzungen, wonach die Deutschen jährlich 5 Milliarden Euro mehr für Strom ausgeben als nötig, weil etwa zehn Millionen Haushalte noch nie den Anbieter gewechselt haben.
- Auswertungen zeigen: Vor allem Kund:innen der Grundversorger – meist der örtlichen Stadtwerke – zahlen oft mehr als nötig. Grundversorger haben aufgrund der höheren Netzentgelte im Frühjahr ihre Preise erhöht.
- Auch weitere Versorger – darunter die EnBW – haben in den vergangenen Monaten ihre Preise erhöht. Insgesamt waren dieses Jahr bereits die Kund:innen von rund 130 Versorgern betroffen.
- In bereits länger bestehenden Verträgen zahlt man oft deutlich mehr als in neu abgeschlossenen.
Für die Herbst-/Winter-Saison 2024 wird mit einem leichten Anstieg der Strompreise gerechnet. Auch hier wieder auch deswegen, weil die Netzentgelte steigen, laut Übertragungsnetzbetreiber (50 Hertz, Amprion, Tennet und Transnet BW) um durchschnittlich 3,4 Prozent auf durchschnittlich 6,65 Cent/kWh. Aber: Zum 1. Januar 2025 soll zugleich eine gerechtere Verteilung der von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich hohen Netzentgelte gesetzlich geregelt werden, danach könnten in einigen Ländern die Preise zwar steigen, in anderen aber auch sinken. Zugleich werden trotz sinkenden Bedarfs die Gaspreise steigen, weil auch die Gasnetzgebühren zum Jahreswechsel erheblich steigen sollen.
So oder so lohnt es sich, beim Stromanbieter anzurufen und nach möglichen neuen Tarifen zu fragen. So weißt du, auf welcher Grundlage du Preise vergleichen kannst.
Und es gibt noch einen Grund, zu wechseln: Die teuren Grundversorger sind meist keine echten Ökostrom-Anbieter – der Wechsel zu Ökostrom lohnt auch fürs Klima.
Strom vom Grundversorger: hohe Preise – aber kurze Kündigungsfrist
Laut Monitoringbericht der Bundesnetzagentur beziehen insgesamt rund 60 Prozent der Haushalte in Deutschland ihren Strom vom Grundversorger. Etwa ein Viertel der Haushalte steckt im Grundversorgungstarif, etwa ein weiteres Drittel hat abweichende Tarife beim Grundversorger abgeschlossen.
Strom vom Grundversorger, also in den meisten Fällen von den Stadtwerken, beziehen viele Kund:innen ohne weiter darüber nachzudenken. Denn beim Grundversorger landet man, wenn man keinen anderweitigen Vertrag abschließt, etwa beim Umzug in eine neue Wohnung. Auch, wenn der bisherige Energieversorger den Vertrag kündigt, springt der Grundversorger ein.
Grundsätzlich ist das gut, denn: So ist sichergestellt, dass quasi alle Haushalte mit Strom versorgt sind, auch wenn sie sich nicht aktiv um einen Vertrag bei einem bestimmten Anbieter kümmern. Aber: Die Grundversorger haben im Standardtarif nicht nur meist keinen Ökostrom – sie haben mit die höchsten Arbeitspreise für Gas und Strom am Markt.
Eine Analyse von Verivox zeigt: Eine Kilowattstunde (kWh) Strom im Grundversorgungstarif kostete im ersten Halbjahr 2024 im deutschen Durchschnitt rund 44 Cent. Im günstigsten Tarif mit Preisgarantie lag der Preis bei 25 Cent/kWh. Die Haushalte im Grundversorgungstarif hätten Strom im besten Fall rund 43 Prozent günstiger beziehen können.
Auch Daten der Vergleichsportale Check24 und Vergleich.de zufolge liegen im Schnitt etwa 37 bis 48 Prozent zwischen den Grundversorgungstarifen und den günstigen Neukund:innen-Tarifen (Stand Oktober 2024). Viele Haushalte könnten also fast die Hälfte sparen.
Die Preisspanne bei den Grundversorgern ist dabei enorm: Laut Verbraucherzentrale NRW reicht sie beispielsweise in Nordrhein-Westfalen von Jahreskosten von rund 950 Euro bis zu über 1.500 Euro (bei 3.000 kWh Verbrauch).
„Zwar haben Energieversorger unterschiedliche Beschaffungsstrategien, die gewisse Preisdifferenzen erklären können. Dennoch sind die großen Unterschiede verwunderlich“, kritisierte Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, bereits Ende 2023.
„Die Kosten für Energie sind in den vergangenen Jahren stark angestiegen, darum sollte niemand mehr als notwendig bezahlen. Strom- und Gaskunden sollten daher ihre aktuellen Tarife prüfen und gegebenenfalls wechseln“, empfiehlt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Eine Beispielrechnung
Wenn dein Haushalt einen Stromverbrauch von 3.500 kWh im Jahr hat und dein Tarif beim Grundversorger rund 40 Cent/kWh kostet, landest du bei Kosten von 1.400 Euro im Jahr. In einem sehr günstigen Neukund:innen-Tarif von 25 Cent/kWh könntest du demgegenüber 525 Euro im Jahr sparen.
👉 Wenn du mit dem angenommenen Jahresverbrauch von 3.500 kWh/Jahr zu einem Premium-Ökostromtarif von 30 Cent/kWh wechselst, kannst du gegenüber dem Grundversorgungstarif (40 Cent/kWh) immer noch 450 Euro im Jahr oder knapp 38 Euro pro Monat sparen.
Beachte: Berechnet ist hier nur der reine Arbeitspreis – achte beim Wechsel auch auf die jeweilige monatliche Grundgebühr.
Schon länger nicht gewechselt? Neukund:innen zahlen oft weniger
Wer schon länger einen bestehenden Vertrag mit demselben Anbieter hat – egal ob Grundversorger oder ein anderer Stromlieferant – sollte jetzt die Konditionen checken. Denn oft zahlt man in bestehenden Verträgen deutlich mehr als Neukund:innen.
Zur Orientierung: Laut den Vergleichsportalen Verivox und Check24 liegt der durchschnittliche Strompreis für Neukund:innen aktuell bei rund 25 Cent/kWh. Reine Ökostromtarife liegen derzeit nur wenige Cent darüber (Stand Oktober 2024).
Im deutschen Gesamtdurchschnitt dagegen zahlen Kund:innen laut Verivox immer noch rund 36 Cent/kWh. In manchen bestehenden Verträgen können die Preise sogar noch über 40 Cent/kWh liegen – dann lohnt sich der Wechsel besonders.
👉 Tipp: Auch wenn dein aktueller Grundversorger die Preise senkt, hast du ein Sonderkündigungsrecht, genau wie bei einer Preiserhöhung. Dieses wahrzunehmen kann sinnvoll sein, wenn Ökostromanbieter noch günstiger sind.
Das solltest du tun, wenn du beim Grundversorger bist oder einen alten Vertrag hast
- Finde heraus, wie hoch dein Strom-Arbeitspreis pro kWh aktuell ist. Falls dein Vertrag schon länger besteht, findest du deinen Preis vielleicht nicht auf der Website, schau in dem Fall in deinem Account oder auf deiner letzten Abrechnung nach oder frag beim Versorger nach.
- Wenn der Arbeitspreis über etwa 36 Cent/kWh liegt, kannst mit einem Wechsel ziemlich sicher Geld sparen.
- Prüfe, ob dein Grundversorger bereits Preiserhöhungen angekündigt hat. Nur so hast du eine geeignete Grundlage, um Preise zu vergleichen.
- Vergleiche die Preise für Neuverträge bei anderen Anbietern. Achte dabei unbedingt darauf, dass du Ökostromtarife vergleichst.
- Nutze zum Ökostrom-Vergleich zum Beispiel unseren Utopia Stromvergleichs-Rechner:
- Achte beim Preisvergleich darauf, dass du dich nicht von einmaligen Wechselboni täuschen lässt.
- Vergleiche die Gesamtkosten durch Arbeitspreis pro KhW und Grundgebühr.
- Achte darauf, dass der neue Anbieter deiner Wahl entweder eine kurze Kündigungsfrist hat oder eine Preisgarantie über die gesamte Vertragslaufzeit anbietet. Ansonsten kann es passieren, dass der Preis steigt, du aber nicht aus deinem Vertrag beim Grundversorger kommst.
- Man sollte „vor Vertragsabschluss mittels einer Internetrecherche überprüfen, ob das Unternehmen durch sein Geschäftsgebaren in der Vergangenheit negativ aufgefallen ist,“ rät Schuldzinski von der Verbraucherzentrale NRW.
- Wenn du einen neuen Liefervertrag abschließt, muss sich der neue Anbieter um alles weitere kümmern, inklusive Kündigung beim bisherigen Stromlieferanten.
- Praktisch: Grundversorgungstarife kannst du grundsätzlich mit einer Frist von nur zwei Wochen kündigen.
- Bei bestehenden Verträgen mit anderen Anbietern musst du dich informieren, wie lange deine Kündigungsfrist ist bzw. wie lange der Vertrag noch läuft und dich an diese Frist halten – es sei denn, eine Preisänderung begründet ein Sonderkündigungsrecht. Frag hier im Zweifelsfall beim Versorger nach.
Tipp: Günstigen Strom jetzt schon für die Zukunft sichern
Wie sich die Strompreise weiter entwickeln, ist unklar. Im besten Fall sinken die Preise für die Stromproduktion, weil Deutschland mit dem Ausbau der günstigen erneuerbaren Energien gut vorankommt. Im ungünstigen Fall bleiben die Preise hoch, weil durch die Umstellung auf Wärmepumpen, E-Autos und Wasserstoff der Strombedarf insgesamt stärker ansteigt als die erneuerbare Energieerzeugung.
Die Strompreisentwicklung hat immer weniger mit den Kosten für die Stromproduktion zu tun. Mit den größten Anteil an Endkundenstrompreisen haben diverse Steuern und Abschläge – sowie die wachsenden Netzentgelte. Die müssen die Kosten für den Betrieb, die Wartung und den Ausbau der Stromnetze decken, denn die Modernisierung kostet derzeit zusätzliches Geld.
Experten erwarten für 2025 nach einer grundsätzlichen Steigerung durch die Netzentgelte eine Stabilisierung der Preise und erst ab 2026 wird mit weiteren Preissteigerungen gerechnet, die teils durch den Wegfall von Subventionen begründet sein können. Das schliesst natürlich nicht aus, das geopolitische Ereignisse (Ukraine, Nahost, Trump) und andere Faktoren (Reform des Europäischen Emissionshandelssystem EU-ETS) die Preise in die Höhe treiben. Bei Grundversorgern werden die Preise tendenziell weiterhin höher sein als bei Alternativen, auch solchen mit Ökostrom.
Wenn du Sicherheit haben möchtest, kannst du jetzt schon den Wechsel zu Ökostrom oder einem günstigeren konventionellen Anbieter festlegen – auch wenn dein aktueller Vertrag noch läuft. Laut Finanztip kannst du bei vielen Anbietern zu den aktuell geltenden Konditionen bereits Verträge für sechs Monate in der Zukunft abschließen.
Warum Ökostrom?
Zwar mischen inzwischen alle Energieerzeuger am Markt für „grüne“ Energie mit, doch viele davon halten gleichzeitig noch an der Verbrennung von Kohle und Gas fest. Übrigens sind auch viele Stadtwerke in Deutschland noch an Kohle- oder Gaskraftwerken beteiligt.
„Echter“ Premium-Ökostrom wird nicht nur mittels erneuerbarer Energien gewonnen, sondern trägt auch zu deren Ausbau bei. Das heißt, der Anbieter investiert selbst in den Ausbau von Solaranlagen, Windrädern usw. Das kann er mittels Zertifikaten nachweisen. Erkennen kann man solche Ökostrom-Anbieter an den Labels Grüner Strom, ok-power oder ok-power-plus.
Mit einem Wechsel zu „echtem“ Ökostrom können wir auch als Verbraucher:innen zur Energiewende beitragen – und dazu, dass Deutschland seine Klimaziele erreicht.
Wenn nicht jetzt, wann dann!? Die Zeit der ganz hohen Strompreise ist erst einmal vorbei – jetzt ist es also an der Zeit, zu Ökostrom zu wechseln. In den Utopia Ökostrom-Wochen findest du alle Informationen, die du brauchst, um ganz einfach auf 100 % Ökostrom umzusteigen – von ausführlichen Tarifvergleichen bis hin zu praktischen Wechsel-Tipps.
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Mit Material der DPA
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