Wer Netflix schaut, zahlt nicht nur für das Abo, sondern auch für die Energie, die beim Streaming genutzt wird. Wir haben den Stromverbrauch und CO2-Fußabdruck von beliebten Netflix-Formaten ermittelt.
Ein Standard-Netflix-Abo kostet 12,99 Euro im Monat. Für diesen Preis lassen sich so viele Filme und Serien auf der Content-Plattform ansehen, wie der oder die Nutzer:in es will. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit. Denn Streaming benötigt auch Strom und der kostet schließlich Geld – abhängig davon, wie viel du schaust. Doch wie hoch ist der Stromverbrauch von Netflix, wie teuer ist eine Stunde Streaming im Schnitt und wie viel CO2 fällt dabei an?
Um das herauszufinden, haben wir uns die Studie „Carbon impact of video streaming“ aus dem Jahr 2021 angesehen. Diese wurde zwar von Netflix finanziert, weshalb die Ergebnisse durchaus skeptisch gesehen werden dürfen. Allerdings wurde die Arbeit von der Organisation Carbon Trust verfasst, die sich für Klimaneutralität einsetzt und der durchaus etwas daran liegt, korrekte Daten zum CO2-Ausstoß des Streamings zu ermitteln. Deshalb und weil die Studie die umfassendsten aktuellen Daten zum Thema liefert, haben wir uns dafür entschieden, sie als Grundlage für unsere Berechnungen zu verwenden.
So viel kostet eine Stunde Netflix streamen
Laut der Carbon-Trust-Studie benötigt das Streamen eines Videos im Schnitt etwa 188 Watt verteilt auf alle beteiligten Geräte. 21 Watt davon entfallen auf die Serverzentren und die Datenwege ins Heimnetzwerk. Bei den Verbraucher:innen selbst werden durch Router, Endgeräte und etwaiges TV-Zubehör im Schnitt nur 167 Watt benötigt, die sich dann auch auf der Stromrechnung niederschlagen. Eine Stunde streamen kostet beim aktuellen Strompreis von 43,3 Cent pro Kilowattstunde (kWh) somit circa 7 Cent.
Wer jeden Tag eine Stunde streamt, braucht circa 61 kWh im Jahr. Das macht jährliche Stromkosten von knapp 26 Euro allein durch den Netflix-Konsum. Das gilt genauso für andere Streaming-Dienste. Ob du Netflix, Prime Video, Disney+ oder Sky Ticket schaust, macht beim Stromverbrauch keinen nennenswerten Unterschied.
Wie viel Strom benötigen „Wednesday“, „Stranger Things“ & Co.?
Mit diesen Informationen lassen sich nun auch die Stromkosten für den Konsum von diversen Netflix-Inhalten ausrechnen.
- Der aktuelle Mega-Hit „Wednesday“ hat eine Laufzeit von 6 Stunden und 45 Minuten und erzeugt Stromkosten von 49 Cent.
- Die bis dato erfolgreichste Netflix-Serie „Squid Game“ ist mit 8 Stunden und 15 Minuten etwas länger und kostet daher 60 Cent.
- Netflix-Dauerbrenner „Stranger Things“ kommt mittlerweile auf vier Staffeln. Die Gesamtlaufzeit beträgt 35 Stunden und 3 Minuten, die Kosten 2,53 Euro.
- Zur Abwechslung mal ein Film: Der Dwayne-Johnson-Actioner „Red Notice“ hat eine Laufzeit von einer Stunde und 58 Minuten. 14 Cent werden fällig. Ein guter Richtwert für alle Filme, die circa 2 Stunden dauern.
- Zum Schluss eine richtige Mammutserie: Der Sitcom-Hit „The Big Bang Theory“ hat mit seinen 12 Staffeln eine Gesamtlaufzeit von 92 Stunden und 18 Minuten. Hier fallen Stromkosten von 6,67 Euro an.
Ganz grob lässt sich sagen, dass eine Staffel einer Serie im Schnitt zwischen 50 und 60 Cent und ein Film etwa 15 Cent an Stromkosten erzeugt.
Beachte, dass es sich hierbei (wie bei allen Zahlen in diesem Artikel) nur um Schätzungen basierend auf den besten uns zur Verfügung stehenden Daten handelt. Außerdem sind es Durchschnittswerte. Dein tatsächlicher Stromverbrauch hängt von vielen Faktoren ab. Diese alle in diesem Artikel aufzugreifen, würde zu weit führen. Auf den wichtigsten Aspekt gehen wir nun aber noch etwas genauer ein.
Stromverbrauch bei Netflix: Das Endgerät ist entscheidend
Die Studie geht davon aus, dass 70 Prozent der Netflix-Nutzer:innen ein TV-Gerät verwenden (diesen Wert hatte Netflix selbst im Jahr 2018 angegeben). Jeweils 12 Prozent schauen auf Desktop und Laptop-Computern. Nur 6 Prozent verwenden ein Smartphone. Der Durchschnittswert basiert somit größtenteils auf Fernsehern, weshalb die obigen Kosten bei dir deutlich niedriger ausfallen, wenn du ein kleineres Gerät verwendest.
Denn der Stromverbrauch von Netflix hängt etwa zur Hälfte vom Endgerät ab. Ein 50 Zoll Fernseher benötigt fast 5 Mal so viel Strom wie ein Laptop und etwa 90 Mal so viel Strom wie ein Smartphone.
Wenn du auf einem Laptop statt auf einem TV-Gerät streamst, kannst du deine Kosten von 60 auf etwa 35 Cent pro Staffel reduzieren. Mit einem Smartphone sogar auf 30 Cent.
Wer unterwegs übers Mobilfunknetz streamt, kommt (bei ausreichendem Datenvolumen) noch günstiger weg. Hier entfallen die Stromkosten für den Router und es werden für das Streamen einer Serienstaffel nur ungefähr 2 bis 3 Cent für die Energie deines Handys fällig. Wenn du es dann auch noch unterwegs lädst (etwa in einer Steckdose in einem Zug) kostet dich die Energie fürs Streamen rein gar nichts.
CO2-Fußabdruck beim Streamen
So viel zu deinen persönlichen Kosten, aber wie klimaschädlich ist unser Netflix-Konsum eigentlich? In der Studie wird der durchschnittliche CO2-Fußabdruck durch Video-Streaming in Europa auf 56 Gramm CO2-Äquivalente pro Stunde (g CO2e/h) geschätzt. Das ist in etwa so, als würde man dreimal pro Stunde den Wasserkocher benutzen oder etwa 250 Meter mit einem Benziner fahren.
Allerdings gibt es enorme Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern, deren jeweiliger Strom sich aus verschiedenen Quellen zusammensetzt. In Schweden, das einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien in seinem Strom-Mix hat, verursacht eine Stunde streamen nur 3 CO2e/h, während Deutschland mit 76 CO2e/h etwa 25-Mal so viel klimaschädliche Gase verursacht.
Für die oben analysierten Netflix-Inhalte ergeben sich somit in Deutschland im Schnitt folgende Werte:
- „Wednesday“: 513 g CO2e
- „Squid Game“: 627 g CO2e
- „Stranger Things“: 2,7 kg CO2e
- „Red Notice“: 150 g CO2e
- „The Big Bang Theory“: 7,0 kg CO2e
Fazit: Eine fast 100 Stunden lange Serie wie „The Big Bang Theory“ zu streamen, erzeugt gerade mal so viel Strom wie eine etwa 30 Kilometer lange Autofahrt mit einem Benziner.
Beachte aber, dass es sich dabei um Durchschnittswerte handelt. Wenn du Ökostrom beziehst, kannst du deinen CO2e-Fußabdruck deutlich reduzieren.
Einfluss der Streaming-Qualität nur gering
Die Studie hat auch ausgewertet, welchen Einfluss es auf den Stromverbrauch und somit den CO2-Ausstoß hat, ob man mit SD, HD oder 4K streamt. Doch tatsächlich macht dies im heimischen WLAN-Netzwerk nur einen minimalen Unterschied von unter einem halben Gramm CO2e/h. Das ist nicht mal ein Prozent der Emissionen durch Streaming mit Fernseher.
Im 4G-Mobilfunknetz auf dem Smartphone sieht das etwas anders aus. Zwar gibt es auch hier nur einen winzigen Unterschied zwischen SD und HD, der Sprung auf 4K verursacht aber immerhin rund 3 Gramm zusätzlichen CO2e-Ausstoß pro Stunde. Die 4K-Qualität verdreifacht hier die Klimabelastung. Klingt schlimm, allerdings sorgt der sehr niedrige Energieverbrauch des Handys dafür, dass 4K dort immer noch deutlich klimafreundlicher ist als SD-Qualität im TV.
Langfristig macht der Datenverbrauch dennoch einen Unterschied
Der kurzfristige Effekt, den die Streaming-Qualität auf den CO2-Ausstoß hat, ist nur minimal. Doch langfristig entstünden durch erhöhten Datenverbrauch noch weitere Emissionen, merkt die Studie an. Denn Streaming-Anbieter und Netzwerk-Betreiber richten ihre Infrastruktur nach der maximal zu erwartenden Datenlast aus. Diese Infrastruktur aufzubauen und aufrechtzuerhalten benötigt ebenfalls Strom.
Es ist so ähnlich wie mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ob du in einen Bus steigst oder nicht, macht kurzfristig gesehen nur einen winzigen Unterschied in Sachen Energieverbrauch. Der Bus fährt sowieso. Doch sobald der Bus voll ist und du nicht mehr reinpasst, muss der Fahrplan angepasst werden. Vielleicht muss dann ein weiterer Bus fahren und plötzlich ist der Unterschied im Energieverbrauch beträchtlich.
Von diesem Standpunkt aus lässt es sich argumentieren, aus Klimaschutzgründen auf allzu hohe Auflösungen bei Netflix & Co. zu verzichten. Denn wenn alle das tun würden, wäre eine weniger energieintensive Infrastruktur nötig.
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