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Tiere in Deutschland: Diese Wildtiere gibt es

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Foto: CC0 / Pixabay / Alexas_Fotos

Die deutschen Wälder und Parks beheimaten viele Tiere. Mehr als 6.000 Arten leben derzeit zwischen, in und unter den Bäumen. In diesem Artikel bekommst du eine Übersicht über Wildtiere in Deutschland.

Wo finde ich Wildtiere in Deutschland?

Die Milch kommt nicht aus dem Karton und das eigentliche Zuhause eines Wildschweins ist nicht der Berliner Stadtpark. Fuchs, Waschbär und Co. fühlen sich zwar in den Städten wohl, ihr natürlicher Lebensraum liegt dort jedoch nicht.

Deutschland war einst eine grüne Fläche. Urwälder aus Bäumen, Kräutern, Sträuchern und Farnen, in denen sich Raubtiere tummelten, dominierten damals die Landschaft. Heute bedeckt der Wald circa 32 Prozent der Landesfläche. Wo einst Buchen und andere Laubbäume wuchsen, stehen nun überwiegend Fichten.

Unter diesen Bedingungen findet längst nicht mehr jedes Wildtier genügend Platz und Nahrung. So kommen selbst Raubtiere wie Wölfe wieder näher an besiedelte Gebiete.

Noch gibt es ihn aber, den wilden Wald Deutschlands. Expert:innen schätzen die Wildnisfläche auf 0,7 Prozent. Das klingt nicht nach sehr viel. Wer aber einmal in einem der grünen Flecken auf der Karte gewesen ist, sieht an der Schönheit und Vielfalt der Tierwelt dort schnell, wie wichtig solche Gebiete sind.

Tiere in Deutschland: Phasenspezifische Arten im Wald

Der Buntspecht hat eine sehr lange Zunge mit der er Insekten aus dem Holz zieht.
Der Buntspecht hat eine sehr lange Zunge mit der er Insekten aus dem Holz zieht. (Foto: CC0 / Pixabay / ginger)

Der Wald ist ein lebendes Ökosystem. Samen werden zu Bäumen, Bäume sterben ab und werden zu Erde. Es ist der Lebenszyklus des Waldes. Die Ökologie unterteilt diesen Zyklus in verschiedene Phasen.

Ein Wald wächst nicht homogen, er besteht also nicht nur aus jungen oder alten Bäumen. Durch natürliche Störungen wie Gewitter oder Brände entwickelt er eine eigene Dynamik. Die Länge des Zyklus hängt auch oft von der Lebensdauer der Arten ab. Haben Bäume eine kürzere Lebensdauer und kommen vermehrt auf einer bestimmen Fläche vor, sterben gleichzeitig mehr von ihnen ab. Wurde der Wald neu aufgeforstet, stehen dort vermehrt junge Bäume mit wenig Totholz drumherum. Besonders wichtig sind diese Phasen:

  • Die Optimalphase zeichnet sich durch einen dicht bewachsenen Wald aus. Junge Bäume wechseln sich ab mit älteren. Es gibt nicht viel Totholz im Boden, dafür wachsen viele Sträucher und Farne.
  • In der Zerfallsphase dagegen befindet sich viel Totholz auf und in der Erde.

In einem naturbelassenem Wald findest du beide Phasen. Wenn du in einem Teil des Waldes stehst, der sich in der Optimalphase befindet, kann schon wenige Meter weiter die Zerfallsphase einsetzen. Je nach Art fühlen sich die Wildtiere in Deutschlands Wäldern in unterschiedlichen Phasen am wohlsten.

  • Zerfall ist vor allem den Insekten dienlich: In deutschen Wäldern findest du in Waldstücken der Zerfallsphase große und selten gewordene Käfer wie den Hirschkäfer und den Bockkäfer. Beide lieben alte Eichen. Der männliche Hirschkäfer ist unser größter Käfer, du erkennst ihn an seinem charakteristischen „Geweih“. Der Bockkäfer wiederum ist schillernd bunt und hat sehr lange Fühler.  Auch unter den Vögeln gibt es eine bekannte Art, die eine Zerfallsphase als Lebensraum bevorzugt: Der Specht. Ob Buntspecht oder Schwarzspecht – am liebsten sind ihm alte Bäume mit viel Totholz, aus dem er Insekten „heraustrommeln“ kann. Wie sehr das Ökosystem Wald aufeinander aufbaut, zeigt das Verhalten eines geflügelten Säugetieres: Die stark gefährdeten Mopsfledermäuse überwintern bevorzugt in Baumhöhlen – gehämmert von Spechten.
  • In Umgebungen, die von der Optimalphase geprägt sind, fühlt sich zum Beispiel der Habicht wohl. Der seltene Vogel ist bläulich grau bis schiefergrau gefärbt, das Gefieder an seiner Unterseite ist weiß mit einer feinen grauen Bänderung. Bis auf einen weißen Überaugenstreif ist sein Kopf dunkel. Er ist ein meisterhafter Jäger und kann zwischen dichten Kronen geschickte Manöver fliegen. Neben dem Habicht leben auch die Kohlmeise, der Waldlaubsänger und der Eichelhäher in einem Wald der Optimalphase.

Tiere in Deutschland: Phasenunspezifische Tierarten im Wald und Umgebung

Durch die Haarpinsel an seinen Ohren kann der Luchs kilometerweit gut hören.
Durch die Haarpinsel an seinen Ohren kann der Luchs kilometerweit gut hören. (Foto: CC0 / Pixabay / JenLa)

Auch wenn jede Waldphase ihre typischen Bewohner beheimatet, gibt es viele Tiere in Deutschland, die nicht so stark auf eine bestimmte Phase angewiesen sind. Vor allem Säugetiere scheinen dabei anpassungsfähiger zu sein. So lebt der Rotfuchs phasenübergreifend im Wald und auch das Wildschwein ist weit verbreitet.

Der Rotfuchs ist die einzige in Deutschland vorkommende Fuchsart. Sein Zuhause ist der Fuchsbau, den er allerdings nicht immer selbst gräbt. Oft übernimmt er einen verlassenen Bau und vergrößert ihn. Dabei ist er recht gesellig und bildet nicht selten Wohngemeinschaften mit weiteren Bewohnern des deutschen Waldes, wie dem Kaninchen oder dem Dachs. Die Population des Rotfuchses ist trotz der Jagd stabil.

Andere wilde Tiere wurden viele Jahrhunderte lang stark bejagt und zurückgedrängt. Doch inzwischen erobern sich einige Arten ihren alten Lebensraum zurück. Ob aus eigener Kraft oder durch die Hilfe des Menschen – sie kehren in die Wildnis zurück:

  • Luchs: Vor knapp 200 Jahren wurde der letzte freilebende Luchs erschossen. Seit 2000 zählt er wieder zu den Habitatbewohnern des Harzes. Die Neuansiedelung war ein großer Erfolg und der Luchs durchstreift heute den gesamten Harz. Auch im bayerischen Wald leben immer mehr Luchse.
  • Wildkatze: Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ist der jüngste Nationalpark Deutschlands und beherbergt gleichzeitig die größte Wildkatzenpopulation Europas.
  • Bartgeier: Der Nationalpark Berchtesgaden ist Deutschlands einziger Alpennationalpark. Dort sind Steinböcke und Steinadler zu Hause. Erst vor kurzem wurde dort der Bartgeier neu angesiedelt.
  • Wolf: Ein umstrittener Neuzugang für Deutschland. Er galt seit fast hundert Jahren als ausgestorben. Heute finden sich in nahezu allen Bundesländern vereinzelte Wolfsrudel. Obwohl der Wolf ein Raubtier ist, zeigt unter anderem die aktualisierte NINA-Studie, dass er keine hohe Gefahr für den Menschen darstellt.

Weitere heimische Tierarten in Deutschland

Zwar ist der Wald der artenreichste Ort in Deutschland, dennoch leben Wildtiere überall um uns herum. Vor allem Feuchtgebiete und Gewässer bieten ein Zuhause für viele Tiere.

Hier findest du neben weiteren Bewohnern des Waldes eine Auflistung von Arten aus menschennahen Standorten wie Parks und diversen Gewässern.

Wald: 

  • Rothirsch
  • Eichhörnchen
  • Siebenschläfer
  • Eule
  • Auerhahn
  • Waldhase
  • Feuersalamander
  • Ringelnatter
  • Unke und Kröte
  • Molche

Park/Wiese und Feld: 

  • Feldhamster
  • Feldhase
  • Eichhörnchen
  • Stockente
  • Schwan

Fluss/Meer und Feuchtgebiete

  • Kegelrobbe
  • Schweinswal
  • Möwe
  • Makrele
  • Kabeljau
  • Scholle
  • Seezunge
  • Schnepfenvögel
  • Graureiher
  • Eisvogel
  • Laub- See und Grasfrosch
  • Biber

Neozoen: Migration in der deutschen Tierwelt

Der Waschbär hört sehr gut - sogar Regenwürmer unter der Erde.
Der Waschbär hört sehr gut – sogar Regenwürmer unter der Erde. (Foto: CC0 / Pixabay / Alexas_Fotos)

Der Tausch ist ein Eckpfeiler unserer Zivilsation. Seit Jahrhunderten kaufen und verkaufen Menschen Güter an andere Länder. Dabei waren nicht nur Gewürze, Stoffe und Getreide gefragt. Auch Tiere wurden exportiert – in früheren Zeiten meist über den Seeweg. So gelangte auch eines der bekanntesten Neozoen (oder eingeführten Arten) nach Deutschland: In den 1920er-Jahren wurde der Waschbär für die Pelzzucht nach Deutschland überführt. Nach der Auswilderung eines Waschbär-Pärchens verbreiteten sich die Tiere rasend schnell und kommen heute in weiten Teilen Deutschlands vor. Sie werden heutzutage nicht mehr für ihren Pelz getötet. Andere Tiere sind aus Aquarien oder Terrarien geflüchtet oder haben sich selbst in Deutschland angesiedelt.

Weitere wild lebende Neozoen in Deutschland sind:

  • Bisamratte
  • Marderhund
  • Wildkaninchen
  • Nerz
  • Kanadagans
  • Königsfasan
  • Ochsenfrosch
  • Regenbogenforelle
  • Goldfisch
  • Marmorkrebs

Gefahren für Wildtiere in Deutschland und was du tun kannst

Mähroboter können für Igel zu einer tödlichen Falle werden.
Mähroboter können für Igel zu einer tödlichen Falle werden. (Foto: CC0 / Pixabay / Kapa65)

Der Mensch trägt dazu bei, dass viele Tierarten in Deutschland als gefährdet gelten oder sogar vom Aussterben bedroht sind. Die rote Liste ist lang und wird länger, sollten wir unser Verhalten der Natur gegenüber nicht drastisch verändern. Bald könnten auch weit verbreitete Arten wie der Igel zurückgehen. Ihm fehlt es an Rückzugsorten und Nahrung (Stichwort Insektenrückgang). Neue Gefahren wie automatische Rasenmäher verletzen Igel oft tödlich.

Auch im Wald haben es Tiere nicht mehr leicht. Durch die Forstwirtschaft geraten die Waldphasen durcheinander. Dabei wird die Optimalphase künstlich in die Länge gezogen. Es gibt kaum Totholz, da Förster:innen viele Bäume roden, sobald sie groß genug sind zum „Abnehmen“. Auch wenn die Optimalphase eine artenreiche Phase ist: Ein Ökosystem ist nur stabil, wenn ein Ausgleich herrscht.

Als Teil der Natur kannst auch du Tieren in Deutschland das Leben in der Wildnis oder Stadt einfacher machen:

  • Wenn du einen Igel entdeckst, achte darauf ob sein Nacken einen Bogen nach unten schlägt. Das ist der sogenannte „Hungerknick“. In so einem Fall kannst du den Igel zu Hause mit Katzenfutter aufpäppeln. Verwende aber kein Futter mit Gelee, nur Pastete. Im Gelee sind oft Stoffe enthalten, die beim Igel Durchfall auslösen können. Alternativ kannst du beim örtlichen Tierheim anfragen, ob sie den Igel aufnehmen. Manche Tierheime päppeln junge Igel auf, die ansonsten den Winter nicht überleben würden. Bei Verletzungen solltest du den Igel sofort zum Tierarzt bringen.
  • Bemerkst du kranke oder sterbende Tieren in der Stadt, kannst du den städtischen Tiernotdienst anrufen.
  • Im Wald ist es hilfreich, wenn du die Tiere in Ruhe lässt und dich im Allgemeinen rücksichtsvoll und leise verhältst.

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