Clean Eating ist längst zum neuen Ernährungs-Trend ausgerufen. Dabei ist die Ernährungsweise, bei der man vor allem auf unverarbeitete Lebensmittel zurückgreift, alles andere als neu – entpuppt sich aber beim genauen Hinschauen als unerwartet nachhaltig.
Clean Eating – dieser Begriff verfolgt einen derzeit auf Schritt und Tritt. Und trotzdem weiß man oft nicht so ganz genau, was sich hinter dem neuen Essenstrend aus dem USA versteckt. Fast 17 Millionen Google-Ergebnisse, etliche (wahnsinnig erfolgreiche) Bücher, unendlich viele Blogs mit Tipps und Rezepten, soweit das Auge reicht.
„Clean“, also sauber zu essen, bedeutet grob gesagt, auf jegliche verarbeitete Lebensmittel zu verzichten, vor allem Bio einzukaufen und so viel wie möglich selbst zu kochen und zu backen. Das ist eigentlich kein Hexenwerk und eigentlich eine Ernährungsweise, die jeder Mensch verfolgen sollte, der sich halbwegs mit Lebensmitteln, Nachhaltigkeit und seiner eigenen Gesundheit beschäftigt.
Woher kommt der Essenstrend?
Das Clean Eating-Prinzip kommt ursprünglich (natürlich) aus den USA – dort weiß man schon seit über zwanzig Jahren, was sich hinter dem Begriff verbirgt. Bei uns klingt der Essenstrend dagegen noch neu und modern. Dabei gibt es Clean Eating eigentlich schon irgendwie immer bei uns, nur eben unter einem anderen Namen: Vollwert-Ernährung.
Als die Bio-Bewegung aufkam, machten sich viele Menschen vermehrt Gedanken über die Qualität ihrer Lebensmittel. Man versuchte auf künstliche Zusatzstoffe zu verzichten, Brot wieder selbst zu backen und teilweise sogar das Getreide dafür selbst zu mahlen. Statt Haushaltszucker griff man auf Ahornsirup und Vollrohrzucker zurück.
Hier wurzelt der eigentliche Ursprung von Clean Eating, in den letzten Jahren kam der Trend dann vor allem über das Internet wieder zu uns zurück.
Clean essen – was bedeutet das genau?
Auf den Tisch kommen beim Clean Eating keine industriell verarbeiteten Lebensmittel. Es gibt Vollkornprodukte statt Weizen. Zucker wird gemieden oder durch natürliche Süßungsmittel wie Honig ersetzt. Hieraus folgt: Künstliche Zusatzstoffe fallen weg, etwa Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Säuerungsmittel und Aromen.
Außerdem wichtig: Die Lebensmittel sollten so simpel und frisch wie möglich sein. Ein paar extremere Clean Eater versuchen ausschließlich Produkte zu sich zu nehmen, die wirklich nur aus einer „Zutat“ bestehen: Milch, Brokkoli, Quinoa, Hähnchenbrust oder Bohnen.
Getreide ist beim Clean Eating erlaubt – solange es keine Auszugsmehle sind. Auch Fleisch und Milchprodukte sind kein Problem, sollten allerdings in Bio-Qualität gekauft werden. Es darf auch mal ein Fertigprodukt sein, wenn es aus dem Bio-Laden oder Reformhaus kommt – denn hier stehen die Chancen gut, dass nichts oder so wenig wie möglich verarbeitet ist und eigentlich genauso gut ist wie selbstgemacht.
Dazu kommen beim Clean Eating ein paar Verhaltensregeln wie: täglich frühstücken, regelmäßig essen, bis zu sechs kleine Mahlzeiten über den Tag verteilen, bei jeder Mahlzeit komplexe Kohlenhydrate mit Eiweiß kombinieren (also zum Beispiel Vollkornreis mit Fisch), verpackungsfrei einkaufen, viel Wasser trinken (circa 3 Liter am Tag) und viel frisches Obst und Gemüse zu sich nehmen.
Alles kann, nichts muss – seine Clean Eating-Regeln zurrt am Ende jeder für sich selbst fest.
Clean Eater berichten von positiven Folgen wie reinerer Haut, weniger Kopfschmerzen, Gewichtsverlust, keinem Blähbauch mehr nach dem Essen, bessere Konzentrationsfähigkeit und vieles mehr. Diese Auswirkungen auf Gesundheit und Alltag sind absolut vorstellbar. Allerdings gibt es noch wenige bis keine wissenschaftlichen Belege dafür.
Clean Eating und Nachhaltigkeit
Massentierhaltung kommt beim Clean-Eating aufgrund des dort üblichen Einsatzes von tierunfreundlichen Methoden und Medikamenten nicht in Frage. Das Fleisch kauft man am besten beim Metzger, direkt beim Schlachter oder bei sonst einem zuverlässigen Anbieter, bei dem man sich über die Herkunft sicher sein kann. Am besten mit Bio-Siegel.
Generell spielen Bio-Lebensmittel beim Clean Eating eine große Rolle – vor allem natürlich, um Rückstände von Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden zu vermeiden. Es geht aber nicht nur darum, dass der eigene Körper „sauber“ bleibt, sondern auch die Umwelt. Das Konzept legt also auch Wert auf Nachhaltigkeit – und ist damit nicht nur eine Ernährungsform, sondern ein Lifestyle.
Darauf muss man achten
Wer seine Ernährung auf Clean Eating umstellen möchte, wird im Supermarkt ziemlich schnell zum Dauerstudenten der Inhaltsstoffangaben von Lebensmitteln.
- Gefährlich: Bei „fettreduzierten“ Lebensmitteln sind oft Geschmacksverstärker enthalten.
- Wer bei „zuckerfrei“ denkt, alles richtig zu machen, sollte vorsichtshalber sicher gehen, ob dafür keine synthetischen Süßstoffe wie Saccharin oder Aspartam zum Einsatz kommen oder versteckte Zucker enthalten ist.
- „Kohlenhydratarm“ ist in der Regel ein Indikator dafür, dass stattdessen reichlich Eiweisse in Form von Gluten (Weizenprotein), Sojaeiweiss oder Molkeprotein zugesetzt wurden.
- Auf der Verpackung außerdem die Zutaten, Inhaltsstoffe und Zusatzstoffe checken: Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Säuerungsmittel, Aromen.
- Außerdem dürfen Produkte keine künstliche Extrakte, undefinierbare Fette, Industrie-Eier, isolierte Milchbestandteile enthalten.
Wer das alles befolgt, ernährt sich wirklich clean und damit schon sehr gesund.
Clean Eating: Essen wie Oma
An sich also eine gute, auch nachhaltige Sache mit dem cleanen Essen. Neu ist das allerdings nicht. Und trotzdem gerade wahnsinnig erfolgreich – wenn man sich die Fülle an Büchern, Bloggern und Rezepten anguckt. Einer der Leitsätze des Ernährungsprinzips lautet „Don’t eat anything your grandmother wouldn’t recognize as food“ – und genau dieser Satz verrät, was faul ist an dem Trend: Clean Eating ist eigentlich nichts anderes als die Ernährungsweise unserer Großeltern. Eben nur gepimpt, mit englischem Namen und teuren Kochbüchern oben drauf.
Wo Vollwert-Ernährung irgendwie an Birkenstock, Leinenklamotten und öko denken lässt, assoziiert man mit Clean Eating etwas sauberes, modernes und sportliches. In einer Welt voller Essens-Religionen, Instagram-Food-Fotos und auferlegten Dogmen sind solche Begriffe offenbar nötig. Entsprechend klingeln ja auch die Kassen, von teuren Ernährungsplänen über Online-Angebote bis hin zu dicken Kochbüchern.
Es kann natürlich aber auch sein, dass du längst Clean Eater bist – ohne es bis gerade eben gewusst zu haben, und ohne dafür Geld ausgegeben zu haben.
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