Reicht einmal die Woche Duschen? Das ist im Rahmen von Non-Bathing gerade angesagt. Unsere Autorin wollte wissen, was es mit dem exzentrischen Trend auf sich hat – und hat sich einem gewagten Experiment unterzogen.
Duschen heißt für mich: entspannen und den Kopf mal abschalten. Natürlich mache ich es gern – aus Umweltschutzgründen allerdings nur alle zwei Tage und dann möglichst kurz. Man könnte also sagen, ich gehöre zu den Menschen, die Duschscham empfinden. Aus guten Gründen:
12-14 Liter Wasser sprudeln im Schnitt aus einem Standard-Duschkopf hinaus und den Abfluss hinab – pro Minute! Dabei ist Wasser eine knapper werdende Ressource und das Erwärmen von Wasser energieintensiv. Und zum Energiesparen sind wir alle gerade aufgerufen, mehr denn je zuvor.
Was tun? Zum Kaltduscher werden? Dann wäre es leider vorbei mit der Entspannung unter der Brause. Ganz aufs Duschen verzichten? Nein, danke. Aber weniger oft? Was bis vor kurzem noch ein bisschen bizarr klang, ist gerade Trend. Sogar Jennifer Aniston, Julia Roberts und Charlize Theron gaben laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) 2022 in Interviews an, nur noch einmal die Woche zu duschen.
Das finde ich stark, gerade von Hollywoodgrößen, deren Auftreten von allen Seiten kritisch beäugt wird. Wenn sie es ohne Duschen schaffen, dann kann ich es doch auch versuchen, so die Idee – natürlich vorzugsweise, ohne mein Sozialleben geruchsbedingt komplett aufgeben zu müssen. Deshalb habe ich mich erstmal bei einer Expertin informiert, wie man das sogenannte „Non-Bathing“ mit gesunder Körperpflege kombiniert.
Dermatologin empfiehlt: Bestimmte Zonen täglich waschen – das geht auch mit Waschlappen
Die Dermatologin Dr. Stefanie Derendorf erklärte mir im Interview, dass sie die Idee, weniger zu duschen, zwar sinnvoll findet – aber dass sie nicht pauschal empfehlen kann, nur einmal die Woche zu duschen. Die richtige Pflege hängt vom Hauttyp ab und zu bestimmten Zeiten benötigt man mehr Hygiene als zu anderen.
Gar nicht reinigen ist also keine gute Idee. Was man aber machen kann: Bestimmte Körperregionen mit einem Waschlappen, Wasser und pH-neutraler Seife reinigen. Und zwar am besten so, dass man dabei weniger Wasser verbraucht als in der Dusche. Dr. Derendorf empfiehlt: „Alle Zonen, die talgdrüsen- und schweißdrüsenreich sind, sollte man am besten täglich waschen“. Dazu zählen die Achseln, der Intimbereich, die Hände und, je nach Bedarf, die Füße.
Beachte: Wer zu Hautkrankheiten neigt, sollte Maßnahmen wie Non-Bathing am besten mit Mediziner:innen absprechen. Sollte sich die Haut im Laufe des Experiments verändern, suchst du am besten eine:n Hautärzt:in auf.
Hier findest du das Interview mit Dr. Derendorf in voller Länge: Dermatologin: Non-Bathing hat unterschiedliche Effekte, je nach Hauttyp
Experiment: nur einmal die Woche duschen – bei 35 Grad Außentemperatur
Für mein Experiment habe ich mir einen denkbar schlechten Zeitpunkt ausgesucht. In der betreffenden Woche herrschten in München Höchsttemperaturen von bis zu 36,8 Grad. So eine Hitze ganz ohne Körperhygiene auszuhalten, war für mich – und ich spreche damit bestimmt auch für die Menschen in meinem Umfeld – keine Option. Was ich stattdessen gemacht habe:
- Morgens habe ich mein Waschbecken etwa zur Hälfte mit Wasser gefüllt. (entspricht etwa zwei Litern)
- Danach habe ich mich mit einem Waschlappen und etwas pH-neutralem Duschgel gewaschen, vor allem an den von Dr. Derendorf empfohlenen Regionen.
- Abgewaschen habe ich das Duschgel ebenfalls mit dem Waschlappen und klarem Wasser aus dem Waschbecken.
Die Prozedur habe ich in meiner Test-Woche täglich wiederholt und am siebten Tag einmal geduscht. Fürs Waschen würde ich empfehlen, sich in die Bade- oder Duschwanne zu stellen, um das Waschwasser aufzufangen. Bei mir ist das Waschbecken gleich neben der Dusche angebracht, darum war das kein Problem. Wenn das Badezimmer allerdings anders aufgebaut ist, könnte es Sinn machen, eine große Schüssel oder ein ähnlicher Wasserbehälter anstelle des Waschbeckens zu verwenden.
Plötzlich war Rasieren kompliziert
Die Prozedur klingt eigentlich ganz einfach, war im Detail aber doch teils kompliziert. Zum einen die Rasur, die ich normalerweise zusammen mit dem Duschen erledige: Hier braucht man viel Wasser, um den Rasierschaum bzw. -ersatz (ich verwende Duschgel) richtig aufzutragen und vor allem samt den Haaren abzuwaschen. Einmal habe ich dafür doch zur Brause gegriffen. Wer einen Trockenrasierer hat oder sich nicht rasiert, wird solche Probleme natürlich nicht haben.
Auch beim Haarewaschen benötigt man mehr Wasser, ich habe deshalb doch zur Brause gegriffen. Das war an Tag drei, gemäß dem Rat von Dr. Derendorf. An Tag sieben der Woche habe ich einmal normal geduscht und dabei die Haare ein zweites mal gewaschen. Die Häufigkeit unterscheidet sich kaum von meiner normalen Routine, auf meine Haare hatte das also keine Auswirkungen.
Sonst gab es wenige Probleme. Für mehr als eine Woche Non-Bathing müsste ich mir allerdings deutlich mehr Waschlappen zulegen. Oder öfter Wäsche waschen – was aber kaum auf das Ziel des Wassersparens einzahlen würde. Dann lieber doch ein altes Handtuch zerschneiden und umnähen.
Auch spannend: Kalt duschen im Selbsttest: So schwer fiel es mir und das hat es bewirkt
Fazit: Einmal die Woche duschen spart 50 Prozent Wasser – in meinem Fall
Einmal die Woche zu duschen klingt für manche vielleicht unhygienisch. Und würde man in der Zeit weder Wasser noch Seife an die Haut lassen, wäre es das vielleicht auch. Das kommt auf den Hauttyp an und darauf, was der Körper gewöhnt ist. Ich habe mich für einen anderen Weg entschieden, und mich nach einer Wäsche fast genauso erfrischt und sauber gefühlt wie nach einer Dusche.
Was Gerüche angeht, kann ich nur sagen: Es gab keine Beschwerden aus meinem Umfeld. Wen ich direkt gefragt habe, will keinen Unterschied gemerkt haben. Mir ist jedoch selbst aufgefallen, dass ich in dem Zeitraum mehr Deo benutzt habe als sonst. Das kann am Non-Bathing gelegen haben, an meiner Sorge vor den Auswirkungen – oder an den bereits erwähnten über 30 Grad. Meine Haut hat sich in der Zeit jedenfalls nicht wirklich verändert, einen zweiten Versuch würde ich definitiv wagen.
Vor allem, wenn ich bedenke, wie viel Wasser ich gespart habe. Den genauen Wert kann ich natürlich nur schätzen:
Bei einer täglichen Wäsche mit je zwei Litern an sechs Tagen komme ich auf einen Wasserverbrauch von 12 Litern. Am siebten Tag habe ich geduscht und Haaregewaschen, das hat allerhöchstens 3 Minuten (à 12 Liter) fließendes Wasser benötigt. Dazu müssen noch ein paar Einsätze der Brause bei Rasur und Haarewaschen gezählt werden, die ich nicht genau gemessen habe. Sicherheitshalber würde ich von zwei Minuten ausgehen, wieder je 12 Liter Wasser. Insgesamt also 72 Liter.
Hätte ich wie gewohnt jeden zweiten Tag geduscht (also vier mal, sagen wir mit 3 Minuten Wasser pro Dusche), komme ich auf 144 Liter. Also gute 72 Liter mehr, und damit doppelt so viel Wasser. Das entspricht etwa dem halben Volumen einer Badewanne.
Ein weiterer Vorteil: Trägt man das Wasser mit einem Waschlappen auf, habe zumindest ich kein Problem damit, die Temperatur ein paar Grad kälter einzustellen. Mir kommt das Wasser dann nämlich nicht so kalt vor, wie unter einer Brause. Und bei der Hitze kann ein bisschen kühles Wasser am Körper sehr erfrischend sein.
Zum Schluss noch ein Disclaimer: Ich habe in der Woche bewusst keinen Sport gemacht – danach braucht man meiner Meinung nach wirklich eine Dusche, der Waschlappen würde mir persönlich nicht reichen. Außerdem habe ich einen Bürojob, der kaum körperliche Betätigung erfordert. Für Menschen in vielen anderen Berufen ist Non-Bathing wahrscheinlich deutlich schwieriger umzusetzen. Und obwohl mein Hauttyp die Pflege mit Waschlappen gut vertragen hat, muss das nicht bei jedem so sein. Im Zweifel kannst du dich bei deiner Hautärztin oder deinem Hautarzt informieren, bevor du Non-Bathing ausprobierst.
Hinweis: Dieser Artikel wurde 2022 erstveröffentlicht.
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