Nachhaltige und fair produzierte Kleidung kennt einen neuen Trend: „undyed fashion“. Diese ungefärbte Kleidung löst eines der großen Probleme der Kleidungsindustrie – wir zeigen dir gleich sechs Labels, die beim Verzicht auf Farb-Chemikalien neue Wege gehen.
Bunte Kleidung sorgt meist für gute Laune und drückt die Stimmung der Träger:innen aus. Doch das Problem bei gefärbter Kleidung ist: Das Färben mit Chemikalien ist maßgeblich für die Umweltverschmutzung der Fashion-Industrie verantwortlich.
Ungefärbte Kleidung – gut für Umwelt und Klima
Nun setzen Labels wie Armedangels, Hessnatur und andere Modemarken darauf, ihren Kund:innen neben möglichst großer Transparenz bezüglich Produktion und Herstellung auch möglichst faire, nachhaltige und umweltschonende Produkte anzubieten. Da liegt es nahe, endlich auch das Problem der Farbe anzugehen – zum Beispiel auf diese zu verzichten.
Inzwischen ist das ein eigener Trend: „undyed Fashion“ – also Mode, die ungefärbt und im besten Fall unbehandelt ist. Als eines der ersten Labels veröffentlichte Armedangels 2021 eine komplette undyed-Kollektion, die nur aus ungefärbten Stücken besteht. Auf dieses und weitere Labels mit ungefärbten undyed-Kollektionen gehen wir später genauer ein und stellen sie dir mit Bildern vor.
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Färben als Hauptverursacher für Wasserverschmutzung
Bis ein herkömmliches T-Shirt in der Tüte der Konsument:innen landet, hat es meist einen langen Fertigungsprozess hinter sich. Dazu gehört auch das Glätten, Bleichen, Färben und Bedrucken. Hierfür werden in der Textilindustrie laut Quarks pro Kilo Kleidung rund ein Kilogramm Chemikalien verwendet, insgesamt werden rund 6500 (!) unterschiedliche Chemikalien eingesetzt.
Nach Schätzungen des europäisches Parlaments verursacht allein das Färben und Veredeln von Textilien in der Produktion rund 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung. So verbraucht die Textilindustrie nur zum Einfärben der Stoffe weltweit pro Jahr zwischen sechs und neun Billionen Liter Wasser (Quelle).
Zwar sind in Deutschland beim Färben von Textilien viele kritische Chemikalien verboten, doch die zum Einfärben benötigten Stoffe werden meist trotzdem in Deutschland hergestellt – und anschließend in die Produktionsländer exportiert. Dort, etwa in China, Bangladesch oder der Türkei, sind die giftigen und teils allergieauslösenden Stoffe häufig nicht verboten. Und dort färbt man damit nach wie vor Stoffe und Textilien.
Umgekehrt gehört Bangladesch weltweit zu den größten Exporteuren von Bekleidung, auf Platz zwei hinter China (Quelle). Werden Stoffe für Kleidung also in China oder Bangladesch bestellt, produziert und gefärbt, gelangen die problematischen Farbstoffe auf dem Exportweg wieder zurück nach Deutschland. Damit können sie Chemikalien beinhalten, die hierzulande eigentlich verboten sind und die der Umwelt und nicht zuletzt unserer Gesundheit schaden.
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Diese Hersteller bieten ungefärbte Kleidung
Labels wie Armedangels und Hessnatur haben ungefärbte Mode im Angebot oder sogar eine komplette undyed-Kollektion. Auch andere Marken setzen vermehrt auf die natürliche Schönheit des Materials und auf die Einsparungen, die mit dem Verzicht auf das Färben erzielt werden. Wir stellen euch einige Hersteller vor, bei denen ihr ungefärbte Kleidung findet.
Anmerkung der Redaktion: Wir schreiben in diesem Artikel von „Damen” und „Herren”, da diese Bezeichnungen so auch in den Shops zu finden sind. Natürlich kann aber jede:r – unabhängig vom biologischen Geschlecht und der Geschlechtsidentität – die Kleidung tragen, die einem am besten gefällt.
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Armedangels – Vorreiter in Sachen ungefärbte Mode
Das Label Armedangels hat 2021 mit der Serie „undyed“ als eine der ersten Modemarken gleich eine ganze Kollektion ungefärbter Kleidung lanciert. Hierbei wird laut Unternehmen allein durch den Verzicht des Färbens rund 90 Prozent Energie eingespart. Inzwischen gibt es bei vielen Teilen die Farboption „undyed“ als Alternative zu gefärbten Produkten und eine neue Kollektion unter dem Motto „DetoxDenim“.
Edel und puristisch bestechen die Teile in Naturfarben auch durch Design und Material. Die undyed Jeans aus GOTS-zertifizierter Bio-Baumwolle mit 1 %-Elasthan-Anteil kommt mit leicht ausgestelltem Bein und aufgesetzten Taschen. Die Kleidung ist durch das Material auch für Allergiker:innen geeignet.
Das Rundhalsshirt aus GOTS-zertifizierter Bio-Baumwolle mit kurzem Arm lässt sich durch den losen Schnitt in die Hose stecken oder locker fallend über den Rock tragen. Durch die gerade Form passt es auch gut unter einen Blazer. Kleid und Shirt werden in Portugal gefertigt.
Mit der neueren Kollektion „DetoxDenim“ setzt Armedangels seinen Fokus auf ungefärbte Jeansmode. Die Marke verzichtet bei diesen Jeans nach eigenen Angaben auf Giftstoffe und unnötige Chemikalien. Ein Teil der Kollektion besteht außerdem aus 100 Prozent recycelter Baumwolle. Auf der Webseite findest du Tipps zur nachhaltigen Pflege.
Kaufen: Undyed Fashion und Kollektion „DetoxDenim“ bei Armedangels.
Hessnatur: Natürlich schön durch den Sommer
Auch bei Hessnatur findet man stimmige Kollektionsteile mit ungefärbter Kleidung aus Naturmaterialien.
Die Jeansjacke ist modern und aus ungebleichter und ungefärbter Baumwolle. Die Bio-Baumwolle stammt aus Indien und ist zu vier Prozent mit dem Stretch-Garn COREVA aus Naturkautschuk angereichert. Dabei handelt es sich um eine pflanzliche Alternative zu Elasthan. Die Fertigung findet in Italien statt. Sowohl Jeansjacke als auch -hose sind außerdem vegan.
Die passende Jeans kommt ebenso ungefärbt und ungebleicht daher. Sie besteht aus Bio-Baumwolle mit vier Prozent Hanf-Anteil und einem Prozent Elasthan. Modisch verkürzt und mit entspanntem Barrel Leg. Laut Hersteller wurde die Jeans nachhaltig in der Türkei produziert.
Die kurz geschnittene Strickjacke mit hohem Kragen, Rippbündchen an den Abschlüssen und aus weichem Grobstrick ist aus reiner Bio-Baumwolle mit einem Recycling-Anteil von mindestens 25 Prozent. Das Material stammt aus biologischem Anbau aus Indien, laut Hersteller wird das Stück in Thailand nachhaltig hergestellt.
Kaufen: Jeansjacke, Jeanshose und Strickjacke bei Hessnatur.
Jack Wolfskin: ungefärbter Schuh für jeden Tag
Auch bei Accessoires und Schuhen kommen immer häufiger ungefärbte Materialien zum Einsatz. Das Modell Ecostride Low von Jack Wolfskin, die sich seit einigen Jahren sichtbar um Nachhaltigkeit bemühen, kombiniert ungefärbte Naturfasern mit recycelten Materialien. „Der Ecostride vereint moderne Technologien und einen nachhaltigeren Ansatz in der Schuhherstellung,“ so eine Sprecherin des Labels.
Das Obermaterial des Schuhs besteht aus ungefärbtem Hanf. Diese Naturfaser kommt in der Wachstumsphase mit 50 Prozent weniger Wasser aus als Baumwolle. Das Futter besteht wie die Schnürsenkel aus Baumwolle. Für die Ösen wurde statt Metallringen eine feste Bestickung verwendet. Die Innensohle des Modells ist ein Mix aus Kork und Bio-EVA, einem aus Zuckerrohr gewonnenen Material. Für die Sohle verwendet das Label eine Mischung aus natürlichen, wiederaufbereiteten und synthetischen Materialien. Der helle Schuh mit bräunlicher Sohle passt sportlich gestylt zu Jeans, ebenso gut wie zu Rock oder Kleid.
Kaufen: Schuhe „Ecostride Low“ für Herren und für Damen direkt bei Jack Wolfskin.
Kuyichi: undyed Kleidung
Seit 2001 verkauft Kuyichi ökologisch hergestellte Jeans. Es gehört damit zu den Wegbereitern moderner und jugendlicher Öko-Mode. Inzwischen hat sich das Sortiment auch um weitere Kleidungsstücke wie T-Shirts, Pullover und Parkas sowie einige ungefärbe Artikel erweitert. Auf der Webseite gibt das Label transparent Einblick in einige seiner Produktionsstätten.
Die ungefärbte Jeans Jim hat eine reguläre Bundhöhe und schmal zulaufendes Bein. Sie wird mit einem Knopfverschluss geschlossen und wurde nach Herstellerangaben nachhaltig in der Türkei produziert. Die weiße Jeans für Herren wird aus GOTS zertifizierter Bio-Baumwolle hergestellt und nicht nachträglich gefärbt oder gewaschen. Zudem ist sie vollständig vegan. Auch für Frauen gibt es einige undyed-Jeansmodelle.
Der Jeansrock Dani in A-Line Passform hat einen high-waisted Fit und ist dank zusätzlichen Raums um die Oberschenkel für alle Körpertypen geeignet ist. Du kannst ihn klassisch oder lässig tragen. Die Herstellung findet in Pakistan unter zertifizierten Sozial- und Umweltstandards statt, so das Unternehmen. Auch hier ist der Stoff GOTS-zertifiziert und der Rock vegan.
Kaufen: Jeanshose und Jeansrock bei Kuyichi.
Nordlicht: ungefärbte Kleidung für den Frühling
Das deutsche Eco-Label Nordlicht hat 2014 mit nachhaltigen Taschen aus Naturtextilien begonnen. Im Jahr 2021 haben sie das Konzept auf Kleidung ausgeweitet und eine erste Capsule Wardrobe kreiert. Sie versprechen mit zeitlosen Designs Kleidung zu schaffen, die man gerne und lange trägt.
Die nachhaltige, gemütliche Bluse Fenja ergänzt jeden Casual Look. Die Bluse besteht aus 100 % ungefärbter Bio-Baumwolle und ist daher schadstofffrei und umweltschonend.
Zur Bluse gibt es die passende Hose Leja, die dank ihres schlichten Designs auch mit anderen Teilen kombiniert werden kann. Sie besteht ebenso aus 100 % Bio-Baumwolle und ist ungefärbt. Sowohl Bluse als auch Hose sind in Barcelos in Portugal handgefertigt. Die Teile sind GOTS & Grüner Kopf zertifiziert.
Das Label hat auch Taschen und Rucksäcke aus ungefärbten Materialien im Sortiment. Der Rucksack Maja aus Segeltuchstoff ist vegan und besteht aus 100% ungefärbter Bio-Baumwolle (kbA). Er hat mehrere Einschubfächer und ein Laptopfach und eignet sich sowohl als Tagesrucksack als auch als Wickelrucksack.
Kaufen: Bluse, Hose und Rucksack direkt bei Nordlicht.
Utopia meint
Müssen wir uns nun auch noch alles Bunte verbieten? Nein. Farbe ist und bleibt schön und das ist auch okay so. Doch unser sorgloser Umgang mit Farb-Chemikalien muss ein Ende finden. Naturfarben sind ein Weg. Ein weiterer guter Weg ist ganz klar ungefärbte Kleidung.
Für uns ist das viel mehr als nur ein kurzweiliger Modetrend: Der Verzicht auf Chemikalien beim Färben ist eine modische Richtung, die uns auf den Laufstegen künftig hoffentlich noch häufiger begegnen wird.
Übrigens: Als schönen Nebeneffekt erhält man beim Kauf von „undyed fashion“ stets auch ein Unikat. Denn die verwendeten Materialien stehen in ihrer Natürlichkeit für die Unverwechselbarkeit der Natur und ihrer Materialien.
Tipp: Wer den Einsatz von Chemikalien vermeiden möchte, kann auch gebrauchte Kleidung kaufen. Diese muss nicht neu produziert werden, was Ressourcen und die Umwelt schont.
Bei all den Problemen auf der Welt kann man schnell den Überblick verlieren. Wir möchten deshalb in dieser Woche einen besonderen Fokus auf das Thema Mode legen. Anlass ist der 10. Jahrestag des Einsturzes der Textilfabrik Rana Plaza. Wir stellen die Frage: Was hat sich seitdem in Sachen Arbeitssicherheit, Fairness und Nachhaltigkeit getan? Was muss noch passieren? Und was kann jede:r Einzelne von uns tun? Alle Artikel aus der Themenwoche findest du hier.
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