Die Verkehrswende ist notwendig für die Umwelt und die Menschen. Doch immer noch hakt es dabei. Lies hier, wo wir auf dem Weg zur Verkehrswende stehen und wo die Probleme liegen.
Warum brauchen wir die Verkehrswende?
Verkehrswende, das bedeutet mehr umweltfreundliche Möglichkeiten, um sich fortzubewegen. Dafür verschwinden Fahrzeuge von den Straßen, die das Klima und die Gesundheit belasten.
Der zunehmende Verkehr auf den Straßen und durch Flugzeuge in den die letzten Jahrzehnten führte zu einigen Problemen. Die Verkehrswende soll die Lösung der Probleme auf den Weg bringen:
- Treibhausgase beschleunigen die Erderwärmung: Fahrzeuge, die mit Benzin, Diesel oder auch Erdgas fahren, setzten unter anderem Kohlendioxid (CO2) frei. Dieses Treibhausgas ist mit dafür verantwortlich, dass die durchschnittlichen Temperaturen auf der Erde ansteigen. In der Folge verändert sich das Klima. Laut Zahlen von Greenpeace verursacht der Straßenverkehr etwa 18 Prozent der CO2-Emissionen aus Deutschland.
- Feinstaub schädigt die Gesundheit: Mit Diesel betriebene Fahrzeuge und Schiffe belasten die Luft mit Feinstaub und Ruß. Laut Umweltbundesamt hatte der Straßenverkehr 2015 einen Anteil von etwa vierzehn Prozent an der Feinstaubbelastung. Der BUND erklärt: Je feiner die Rußpartikel sind, umso mehr Schaden können sie verursachen. Sie sind als krebserregend eingestuft, können Asthmatikern gefährlich werden oder Herz-Kreislauferkrankungen begünstigen.
- Verbaute Bodenflächen bedrohen die Artenvielfalt: Autos brauchen Straßen und Parkplätze und verbrauchen dafür immer mehr Bodenflächen. Das Umweltbundesamt berichtet, dass zwischen 1992 und 2018 der Platzbedarf für Straßen um knapp zehn Prozent zunahm. Der Straßenbelag versiegelt den Boden, das Regenwasser kann nicht versickern. Dadurch nehmen die Gefahren durch Hochwasser zu. Autos fahren jetzt dort, wo es vorher Felder und Weiden gab oder zerschneiden zusammenhängende Naturgebiete. Die EU-Leitline weist darauf hin, dass versiegelte Bodenflächen den natürlichen Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen bedrohen.
Unverändert sind in Deutschland Straßen und Autobahnen seit Jahren übervoll. Staus oder Baustellen strapazieren die Nerven aller Autofahrer. Wer beruflich unterwegs sein muss, braucht viel Geduld. Zu den Stoßzeiten haben Pendler kaum Alternativen, als im Stau zu warten. Der ADAC zieht für 2019 Bilanz: Die Belastung durch Staus stieg im Vergleich zu 2018 um zehn Prozent. Die Wartezeit in den Staus nahm zu.
Die Verkehrswende – ein Mittel gegen den Klimawandel
Die Verkehrswende ist Teil der Energiewende. Diese wiederum ist eine wesentliche Voraussetzung, um die Erderwärmung zu verlangsamen.
Die Menschen verursachen mit ihrem Handeln Treibhausgase, die wiederum die Erderwärmung beschleunigen. Dies zu ändern, ist das erklärte Ziel der Staatengemeinschaft. Auf dem Klimagipfel 2015 in Paris legten die Staaten verbindliche Klimaziele fest. Jeder Staat unterstützt mit seinen individuellen Zielen das gemeinsame Ziel, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad Celsius zu drücken. Der Weltklimarat setzt das Ziel mit 1,5 Grad Celsius noch enger. Die Heinrich Böll Stiftung erklärt: Um dieses Ziel zu erreichen, sind extreme Maßnahmen und Veränderungen notwendig.
Laut Umweltbundesamt bedeutet dies für den Verkehrssektor: Klimaneutraler Personen- und Gütertransport ab 2050. Klimaneutral besagt, dass die Menschen nur noch so viel Kohlenstoffdioxid verursachen dürfen, wie die Natur neutralisieren kann. Der Boden, Pflanzen oder Ozeane haben die Fähigkeit, eine gewisse Menge an Kohlendioxid zu binden. Diese natürlichen Kapazitäten geben künftig die erlaubte Menge an CO2-Emissionen vor.
Verkehrswende: Was die Regierung unternimmt
Mit dem Klimapaket hat die Bundesregierung Maßnahmen beschlossen, mit denen sie die gesetzten Klimaziele erreichen will. Darunter sind ebenfalls Vorhaben, für die Verkehrswende. Einige Maßnahmen gelten schon, andere sind noch in der Planung und kommen erst in den nächsten Jahren.
Die Verkehrswende stützt sich auf zwei Säulen:
1. Alternative Antriebssysteme: Das langfristige Ziel der Regierung ist es, dass auf den Straßen Fahrzeuge mit alternativen Antriebssystemen fahren. Nach Einschätzung des Umweltbundesamtes sind von allen untersuchten Alternativen Elektroautos die günstigste und schnellste Lösung.
- Förderungen: Die Bundesregierung fördert schon jetzt mit Kaufprämien und Steuernachlässen Fahrzeuge mit alternativen Antrieben.
- Ladestationen: Damit Elektroautos fahren können, brauchen sie Strom aus Ladestationen. In Deutschland weist das Netz dafür noch Lücken auf. Mit einem sogenannten „Masterplan für Ladestationen“ will die Regierung in den nächsten Jahren die notwendige Infrastruktur für diesen Fahrzeugantrieb schaffen.
2. Umbau der Mobilität oder auch Mobilitätswende: Anstatt im Auto zu fahren sollen, die Menschen verstärkt andere Verkehrsmittel benutzen.
- Schienennetz: Die Gleise für den Zugverkehr will die Bundesregierung zusammen mit der Bahn in kommenden Jahren modernisieren. Dazu sind insgesamt 86 Milliarden Euro vorgesehen.
- Öffentlicher Verkehr: Der Bund sieht mittelfristig vor, seinen Anteil an der Finanzierung der öffentlichen Verkehrsbetriebe aufzustocken. Dies beinhaltet auch den Ausbau von Fahrradwegen.
Die Verkehrswende ist noch in weiter Ferne
Greenpeace warnt, dass der Erfolg der Verkehrswende entscheiden kann, ob Deutschland seinen Beitrag zum Abkommen von Paris leisten kann oder sein Ziel verfehlt.
Die Umweltorganisation weist darauf hin, dass der Verkehrssektor bis 2017 noch keinen Beitrag zu den Klimazielen geleistet hatte. Die CO2-Emissionen stiegen sogar an. Das Umweltbundesamt berichtet, dass erst 2018 die CO2-Emissionen um knapp drei Prozent sanken. Als Grund nennt das Amt allerdings nicht Maßnahmen für die Verkehrswende, sondern die hohen Kraftstoffpreise sowohl für Benzin als auch Diesel.
Greenpeace rechnet vor, dass es ab 2025 keine Neuzulasungen mehr für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren geben darf, damit Deutschland seine Klimaziele erreicht.
Problematisch ist, dass der Anteil der alternativen Antriebe bei den Neuzulassungen auch in 2019 immer noch verschwindend gering ist. Laut Kraftfahrtbundesamt machte der Anteil von Elektroautos 1,8 Prozent aus und der von Hybridfahrzeugen 1,3 Prozent. Unverändert haben Benzin- und Dieselmotoren die größten Anteil.
Das Fazit von Greenpeace: „Deutschland braucht eine grundlegende Verkehrswende und das so schnell wie möglich.“
Die Verkehrswende so könnte es aussehen
Noch ist Deutschland weit von einer Verkehrswende entfernt. Doch so könnte sie aussehen:
Greenpeace empfiehlt, generell weniger zu fahren:
- Stadtverkehr: Greenpeace sieht alternative Fortbewegungsmittel, wie zu Fuß gehen, Fahrrad fahren, öffentlichen Nahverkehr und Car-Sharing als Schlüssel für die Verkehrswende. Nur so lässt sich das Klima schützen und ein Verkehrskollaps in den Städten und Ballungsgebieten vermeiden.
- Güterverkehr: Greenpeace plädiert dafür, den Güterverkehr von den Straßen auf die Schienen zu holen. Auf der Straße könnten zudem Oberleitungen den Güterfernverkehr mit Strom versorgen.
- Flugverkehr: Neue schnelle Zugverbindungen sollen die vielen Inlandsflüge überflüssig machen. Bei internationalen Flügen muss der Preis für das Flugticket auch die echten Kosten decken. Die aktuellen billigen Preise kommen unter anderem durch Steuerbefreiungen auf das Flugkerosin zustande. Die Bahn muss dagegen zum Beispiel Steuern auf Strom zahlen.
Die Denkfabrik Agora bereitet die Verkehrswende als Infografik Novelle in Comicform auf.
- Ländliche Gebiete: Ein Lösungsansatz für die Transportprobleme könnten Apps auf dem Smartphohne sein. Damit sollen öffentliche Verkehrsmittel bedarfsgerecht fahren. Fahrpläne und feste Routen wären nicht mehr notwendig.
- Autonomes Fahren: Dankbar wäre es, diese Transportmöglichkeiten auch gleich digital zu steuern.
- Industriestandort Deutschland: Agora weist darauf hin, dass es außer Frage steht, dass sich die Automobilindustrie ändert. Unternehmen, die auch künftig den Markt anführen wollen, sollten sich jetzt schon auf die neuen Technologien einstellen. Verharren sie bei den veralteten Verbrennungsmotoren, werden andere und neue Unternehmen an ihnen vorbeiziehen und das Geschäft machen.
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