Pelzkragen an Winterjacken und Bommel an Mützen sind beliebt. Weil kaum jemand echten Pelz will, setzen die Hersteller auf Kunstpelz – angeblich. Test zeigen aber: Den Kund:innen wird Echtpelz untergejubelt. Erfahre hier, wie du das vermeiden kannst.
Es ist ein wenig paradox: Pelz liegt immer wieder im Trend, doch Echtpelz wollen die Verbraucher:innen nicht tragen. Denn kaum jemand möchte es noch einfach hinnehmen, dass dafür Tiere leiden und sterben. Auf den ersten Blick ist dieser Widerspruch kein Problem für die Modebranche: Die Hersteller verzieren Jacken und Mützen mit Kunstpelz, der aus Synthetik-Fasern gefertigt ist. Zumindest will man uns das glauben machen.
Sowohl die Stifung Warentest als auch die SWR-Sendung Marktcheck sind aber bei Einkaufs-Stichproben auf Echtpelz gestoßen, der als Kunstpelz verkauft wurde.
Die Stiftung Warentest hat 2016 fünf Textilien mit angeblichem Kunstpelz untersucht – und dabei fünfmal echtes Fell gefunden. Marktcheck ließ im Januar 2017 vier Kleidungsstücke mit verdächtig echt aussenden Pelzverzierungen testen. Das Ergebnis: viermal Echtpelz.
Das Fell von Marderhunden wird billig verkauft
Der Grund: Fell von Marderhunden aus China ist oft günstiger zu haben als Kunstpelz. „Dort gibt es kein Tierschutzgesetz, die Löhne sind niedrig und auf Umweltschutz wird auch nicht geachtet“, sagt Frank Schmidt von der Tierschutzorganisation PETA im Interview mit Marktcheck.
Zwar sind die Hersteller laut einer EU-Verordnung verpflichtet, bei echtem Fell das Kleidungsstück mit dem Hinweis „enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“ zu versehen. Doch eine falsche Deklarierung zieht bisher keine ernsten Konsequenzen nach sich, daher sind falsche Kennzeichnungen häufig.
Hier ein Video von Stiftung Warentest zur Kunstpelz-Untersuchung:
Händler wissen oft nicht, dass sie Echtpelz verkaufen
Stiftung Warentest fragte außerdem bei vielen Modemarken nach, ob sie Echtfell verwenden – und bekam kaum Antworten. Auch von den Herstellern der untersuchten Textilien kamen kaum Reaktionen.
Zwar geben große Modehäuser und Designermarken nach und nach Pelzmode auf, so zum Beispiel Armani und Gucci, doch gibt es nach wie vor Anbieter von Pelzprodukten, darunter auch Echtpelz, der zuweilen für Synthetik gehalten wird.
Auf Nachfrage des Marktcheck-Teams vom SWR zeigte sich, dass die Händler sich oft gar nicht bewusst sind, dass sie Echtpelz verkaufen – obwohl sie falsch gekennzeichnete Ware eigentlich nicht verkaufen dürften. Allerdings: Kontrollen finden kaum statt.
Echtpelz von Kunstpelz unterscheiden: 3 einfache Tricks
1. Auseinanderziehen
Wenn du die Haare auseinanderziehst und eine Art Scheitel bildest, kommt am Ansatz der Untergrund zum Vorschein. Bei Kunstpelz zeigt sich hier textiles Gewebe, bei Echtpelz Leder.
2. Hineinpusten
Puste leicht in in die Haare hinein: Kunstpelz ist eher steif und unbeweglich, Echtpelz bewegt sich schon bei einer leichten Brise. Außerdem sind Kunstpelz-Haare in der Regel gleich lang, während echtes Fell aus längeren Haaren und kürzeren, feineren Haaren besteht.
3. Anzünden
Kann man natürlich nur bei bereits gekaufter Ware machen: Zupfe einige Haare aus dem Fell und zünde sie an. Kunstpelz riecht nach verbranntem Plastik und schmilzt zu einem Kügelchen. Echtes Fell dagegen riecht nach verbranntem Haar.
Utopia meint: Auch wenn der Pelz-Trend an sich fragwürdig ist: Wenn man ihn unbedingt mitmachen will, richtet man mit Kunstpelz weniger Schaden an als mit Echtpelz. Da man sich offenbar weder auf die Aussagen der Hersteller und Händler noch auf die Kennzeichungen der Kleidungsstücke verlassen kann, sollte man sich beim Kauf von „Pelz“-Produkten unbedingt selbst vergewissern, ob es sich auch wirklich um Kunstpelz handelt.
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