Viskose gehört zu den beliebtesten Stoffen weltweit. Mehr zu Eigenschaften und Nachhaltigkeit erfährst du hier. Außerdem stellen wir dir die besten Alternativen zum Stoff vor.
Viskose ist ein weit verbreiteter Stoff, der in zahlreichen Bereichen der Textilindustrie zum Einsatz kommt. Wegen ihres weichen Griffs, ihrer guten Feuchtigkeitsaufnahme und ihres günstigen Preises wird Viskose weltweit verwendet und häufig mit anderen Stoffen wie Baumwolle verarbeitet.
Was ist Viskose für ein Stoff?
Die Basis von Viskose ist Cellulose. Der natürliche Stoff wird aus dem Holz von Buchen, Fichten, Bambus oder Eukalyptus gewonnen. Danach werden der Cellulose verschiedene chemische Stoffe hinzugefügt, die aus dem Endprodukt wiederum einen synthetischen Stoff machen. Die Cellulose-Fasern werden mit Wasser, Schwefelkohlenstoff und Natronlauge unter hohem Druck durch Düsen gepresst. Dieser Prozess nennt sich Viskoseverfahren.
Viskose ist somit halbsynthetisch. Sie lässt sich weder klar zu Naturfasern (wie etwa Wolle, Baumwolle oder Seide), noch zu den komplett synthetischen Stoffen (wie Polyester oder Nylon) zählen. Deshalb wird der Stoff oft unter verschiedenen Namen gehandelt, darunter „Rayon“ oder „Kunstseide“.
Diese Eigenschaften hat Viskose
Durch das chemische Viskoseverfahren wird aus Cellulose eine halbsynthetische Faser hergestellt. Sie ähnelt optisch natürlicher Baumwolle und besitzt auch ähnliche Eigenschaften. Anders als bei Naturfasern können die Chemikalien die Viskosefasern bei Bedarf verändern: So kann der Stoff nach Belieben länger, feiner, stärker oder anders geformt werden – mit Naturfasern ist das nur bedingt möglich.
Neben ihrer Anpassungsfähigkeit verfügt die Viskose noch über weitere Vorteile:
- Sie ist pflegeleicht und im Vergleich zu Baumwolle leichter waschbar.
- Meist ist der Stoff so glatt, dass man ihn nicht bügeln muss.
- Viskose ist angenehm auf der Haut, weich und kratzt nicht.
- Der Stoff ist sehr saugfähig und deshalb leicht einzufärben. Viskose-Stoffe sind mit Drucken aller Art erhältlich.
- Viskose absorbiert Feuchtigkeit und ist daher auch gut für Sport- und Arbeitskleidung geeignet.
Viskose – wie nachhaltig ist der Stoff?
Viskose ist ein vielseitiger und unkomplizierter Stoff, dessen Vorteile nicht von der Hand zu weisen sind:
- Er basiert auf dem nachwachsenden Rohstoff Cellulose.
- Im Gegensatz zu rein synthetischen Stoffen wie Polyester wird bei der Herstellung außerdem kein Erdöl verwendet.
- Da die Holzproduktion ein relativ naturnaher Prozess ist, wird in Europa weitgehend auf Pestizide verzichtet, erklärt Wolfgang Gindl-Altmutter, Professor für Naturfasermaterialien am Institut für Holztechnologie und nachwachsende Rohstoffe der Universität für Bodenkultur in Tulln, in einem Interview mit dem ORF.
Für die Umwelt bringt der Stoff allerdings Probleme mit sich:
- Auch, wenn ihre Cellulose-Fasern natürlichen Ursprungs sind, ist das Viskoseverfahren ein aufwändiger Prozess – er benötigt viel Energie.
- Zudem werden große Mengen an Chemikalien freigesetzt, die in flüssiger Form oder als giftige Dämpfe Wasser und Luft verschmutzen. Eine Studie der Changing Markets Foundation kam zu dem Ergebnis, dass durch die Produktion von Viskose gravierende Umweltschäden entstehen: So führe eine stundenlange Arbeit, umgeben von Chemikalien und Dämpfen, nicht nur bei den Arbeiter:innen vor Ort zu erheblichen gesundheitlichen Schäden. Auch die Bewohner:innen der den Fabriken angrenzenden Regionen sind in den oftmals armen Herstellerregionen betroffen. Die Viskoseproduktion findet heute überwiegend in China, Indien und Indonesien statt. Die dort vorherrschenden Arbeitsbedingungen sind nicht mit europäischen Standards vergleichbar. In den Hauptproduktionsländern gibt es keine starken Gesetze zu Arbeits- und Umweltschutz, wie die Zeitschrift The Guardian berichtet. Das Problem ist ein globales: Denn der Artikel zeigt, dass vor allem H&M, Zara und vergleichbare Modeketten ihre Kleidung aus diesen Fabriken beziehen.
Alternativen zur herkömmlichen Viskose: Modal, Tencel, Lyocell und Lenpur-Viskose
Auch wenn Viskose besser abschneidet als vollsynthetische Stoffe, sollte man sich der Nachteile bewusst sein. Mittlerweile gibt es gute Alternativen für umweltfreundlichere Mode. Denn auch bei der Viskose gibt es die Möglichkeit, die Transportwege zu verkürzen. Deshalb ist es hilfreich, wenn der Faserhersteller auf dem Etikett der Kleidung angegeben ist – in Europa gibt es zum Beispiel die Kelheim Fibres aus Bayern und die Lenzing AG aus Österreich.
So kannst du beim nächsten Einkauf etwa auf die Bezeichnungen „Modal„, „Tencel“, „Lyocell“ und „Lenpur“ achten. Diese Stoffe werden ebenfalls zu Viskose gezählt – allerdings werden sie nachhaltiger erzeugt und daher auch als Regeneratcellulosefasern bezeichnet.
- Modal wird vorwiegend aus Buchenholz erzeugt. Achte beim Einkauf auch auf Stoffe aus besonders nachhaltiger Forstwirtschaft – sie wurden umweltbewusst angebaut. Mode aus Modal findest du zum Beispiel online, bei Avocadostore.
- Lyocell-Fasern (auch unter dem Markennamen Tencel der Firma Lenzing erhältlich) werden von Lenzing zu über 99 Prozent aus Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft hergestellt, welches nach FSC und/oder PEFC zertifiziert ist.
- Eine interessante Viskoseform ist die Lenpur-Viskose. Als Basis dient hier ausschließlich die Cellulose aus dem Rückschnitt von Bäumen.
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Überarbeitet von Melanie Grünauer
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