Nicht nur im Winter stellen sich viele Menschen die Frage, ob und wie man Vögel am besten füttert. Sind fertige Meisenknödel und Vogelhäuschen wirklich sinnvoll? Worauf du beim Vögelfüttern achten solltest.
Die Frage, ob Vögelfüttern grundsätzlich sinnvoll ist, ist nicht ganz einfach zu beantworten. Es kommt auf zwei Dinge an: erstens auf die Wetterverhältnisse und zweitens auf das Vogelfutter. Das Thema ist auch unter Expert:innen umstritten. Sicher ist, dass man Vögeln mehr schadet als nützt, wenn man sie falsch füttert.
Wer Vögeln wirklich helfen will – und vielleicht noch Freude am Beobachten hat – sollte die folgenden Infos und Tipps beachten.
1. Vögel nur im Winter füttern vs. Ganzjahresfütterung
Auch in der kalten Jahreszeit finden die meisten Vögel eigentlich genug Nahrung, um über den Winter zu kommen. Wirklich hart wird es für die Tiere allerdings, wenn zwischen November und Februar örtlich der Boden zufriert oder er wegen einer geschlossenen Schneedecke für sie unerreichbar ist. Der Nabu empfiehlt in diesen Monaten die Winterfütterung.
Ob man auch im Sommer Vögel füttern soll, ist aber selbst unter Expert:innen stark umstritten. Grob gesagt stehen sich hier zwei unterschiedliche Annahme gegenüber: Die erste besagt, die Vögel fänden aufgrund von Monokulturen, fehlenden Hecken und Pestizideinsatz heutzutage zu wenig Futter; die zweite Annahme geht davon aus, dass eine Fütterung im Sommer die Vögel krank und „abhängig“ machen könne.
Richtig ist in jedem Fall: Die Gefahr, dass das Vogelfutter verdirbt, ist bei warmen Temperaturen höher als bei Frost. Wenn du dich entscheidest, Vögel auch im Sommer zu füttern, solltest du daher unbedingt immer ein Auge auf die Futterstelle haben und sie regelmäßig reinigen. Achte auch darauf, das Vogelfutter vor Regen und Nässe zu schützen, damit sich keine Krankheitserreger verbreiten können.
Hilfreiche Tipps gibt es dazu auch beim Landesverband für Vogelschutz München.
2. Vögel nicht zufällig und punktuell füttern
Am 1. Dezember fünf Meisenknödel rauszuhängen und die Sache damit abzuhaken, ist nicht sinnvoll. Wer Vögel füttert, sollte es dauerhaft tun, bis die Zeit der Minusgrade vorbei ist. Denn natürlich stellen sich die Vögel auf das zusätzliche Angebot ein – entsprechend fehlt es, wenn es dann plötzlich ausbleibt, womöglich zu einem Zeitpunkt, wo der eigentliche Winter erst richtig einsetzt. Wenn du also diesen Winter Vögeln füttern willst, denke bitte daran, regelmäßig für Futternachschub zu sorgen.
3. Den richtigen Ort für die Futterstelle wählen
- Vogelfutter ist Nahrung und als solche gammelt sie im Freien bei Nässe genauso wie alles andere auch. Achte darauf, dass das Vogelfutter witterungsgeschützt ist und überprüfe es regelmäßig.
- Dabei ist es aber wichtig, dass die Futterstelle frei genug steht, dass die Vögel einen Blick auf möglicherweise nahende Feinde haben können.
- Futterstellen sollten sich außerdem nicht in der Nähe von Fensterscheiben befinden: Halte stets einige Meter Abstand. Wenn das nicht geht, empfiehlt der NABU, Futterstellen direkt am Fenster einzurichten; durch den geringen Abstand ist die Verletzungsgefahr bei Kollisionen geringer. So kann man zum Beispiel auch auf dem Balkon Vögel füttern.
Tipp: Wer selbst keinen geeigneten Ort für ein Vogelhäuschen hat, aber den Vögeln gerne zusehen will, kann die Futterhaus- bzw. Nistkasten-Webcam des LBV besuchen.
4. Meisenknödel im Plastiknetz vermeiden
Der NABU warnt davor, die klassischen Meisenknödel in Plastiknetzen aufzuhängen, die jeder Supermarkt anbietet: Vögel könnten sich mit ihren Beinen darin verheddern und verletzen. Zudem landen die leeren Netze immer wieder in der Natur, wo sie eine Gefahr für viele Wildtiere darstellen.
Wenn du Vögel sinnvoll füttern willst, ist es besser, Meisenknödel, die ohne Netz auskommen anzubieten. Es gibt hierfür in einer speziell Gitterkonstruktionen.
Tipp: Du kannst Meisenknödel ganz einfach selber machen.
5. Beim Vögel füttern Ambrosia vermeiden
Ambrosia ist eine aus Nordamerika eingeschleppte Pflanze, die man bei uns für eine Zunahme von Allergien verantwortlich macht. Die Samen stammen meist aus verunreinigtem Futter, eben auch Vogelfutter. Wichtig ist daher, Vogelfutter zu kaufen, das als „Ambrosia-frei“ oder „Ambrosia-kontrolliert“ gekennzeichnet ist (etwa im LBV-Shop). Allerdings gibt es keine unabhängige Zertifizierung dafür.
Unser Tipp: Vogelfutter aus heimischen Zutaten selber machen
6. Das richtige Vogelfutter anbieten
Unterschiedliche Vögel mögen unterschiedliches Futter. Wer also auf vielfältigen Besuch an der Futterstelle hofft, sollte mehr als nur Meisenknödel anbieten.
Der NABU hat ein hilfreiches Schaubild, das zeigt, welches Futter sich für welche Vogelart eignet:
Der Verein rät:
- Sonnenblumenkerne eignen sich gut als Basis-Vogelfutter, das die meisten Vogelarten fressen.
- Gute Freiland-Futtermischungen enthalten zusätzlich andere Samen, die verschiedene Vogelarten gerne fressen.
- Gemische aus Fett und Samen eignen sich für Meisen – achte aber darauf, dass die Meisenknödel ohne Netz auskommen (s. oben)
- Für einige Vogelarten (z.B. Rotkehlchen, Amseln oder Zaunkönig) kann man zudem weicheres Futter wie Rosinen, Obst, Hafeflocken oder Kleie anbieten.
- Brot ist für die Vogelfütterung nicht geeignet: Es verdirbt schnell und quillt zudem im Magen der Vögel auf.
Tipp: Vogelfutter-Mischungen und Meisenknödel kannst du ganz leicht selber machen.
7. Das richtige Vogelhäuschen finden – oder selber machen
Fast so wichtig wie das richtige Futter ist die richtige Futterstelle für Vögel.
- Vogelhäuschen oder Futterspender sollten unbedingt so konstruiert sein, dass die Tiere nicht im Futter herumlaufen und dieses verschmutzen können. So reduziert man das Risiko von Krankheiten.
- Herkömmliche Vogelhäuschen sollte man regelmäßig gründlich mit heißem Wasser reinigen.
- Empfehlenswert sind Futterspender oder Futtersilos; sie können über längere Zeit einfach immer wieder befüllt werden. Allerdings sollte man darauf achten, dass das Futter nicht nass werden kann.
Tipp: Der Nabu bietet Anleitungen, wie du Futterhäuschen und Futterspender selber bauen kannst.
8. Tauben füttern: vielerorts verboten
Rechtlich gesehen darf man in den meisten Städten auch auf dem Balkon alle Singvögel füttern – jedoch keine Tauben. Diese sind in vielen Städten nicht mehr willkommen und die Fütterung gesetzlich verboten.
Der LBV schreibt dazu: „Die Fütterung von Stadttauben ist […] aus Tierschutz- und Hygienegründen nicht sinnvoll.“ Der Kot der Tauben beinhalte Krankheitserreger und sei ätzend, was die Fassaden von Gebäuden schädigen könne. Weiter heißt es, das große Futterangebot in Städten erlaube es Stadttauben ganzjährig zu brüten und sich stark zu vermehren. „Dadurch kommt es zu einer Knappheit an Nistplätzen und teils auch an Futter.“
Ob das Fütterungsverbot wirklich sinnvoll ist, können und wollen wir nicht beurteilen – rein rechtlich gesehen können wir aber nicht empfehlen, Tauben zu füttern.
Um Vögel auf dem Balkon zu füttern ohne Tauben anzulocken, eignen sich hängende Futterknödel oder -gitter (die Tauben sind zu schwer für sie) und Futterhäuschen mit kleinem Eingang (nur kleine Vögel haben hier Zugang).
9. Genau so wichtig wie Vögel füttern: Den Vogelschutz unterstützen
Nicht jede:r hat einen Balkon oder Garten, in dem man Vögel füttern kann. Eine sinnvolle Alternative ist, sich lokalen Vogelvereinen anzuschließen, denn viele unterhalten eigene Futterstätten und Nistkästen. Eine Web-Suche nach Begriffen wie Vogelverein mit dem jeweiligen Stadtnamen (eventuell eine größere Stadt in der Nähe wählen) führt meist schnell zum Ziel. Ein Faltblatt zur Winterfütterung verschickt der LBV, auch der NABU informiert zur Winterfütterung.
Die meisten Vogelarten, die wir als Amateur:innen per Fütterung erreichen können, sind nicht bedroht, umgekehrt können wir wenig tun, um den wirklich bedrohten Arten zu helfen. Statt fünf Euro für Billig-Meisenknödel auszugeben, kannst du regeläßig an anerkannte Naturschutzvereinigungen oder Vogelschutzverbände spenden.
10. Garten nicht „aufräumen“
Viele Menschen lieben einen ordentlichen Garten – doch Tiere fühlen sich in wilden Ecken wohler. Die Pflanzen ein bisschen wachsen zu lassen, kann nicht nur Bienen und anderen Insekten helfen, sondern auch Vögeln. In vielfältigen, „wilden“ Gärten finden sie natürliche Nahrungsquellen. Pflanze hierfür verschiedene heimische Stauden und Büsche, lass im Herbst etwas Laub und Fallobst am Boden liegen und abgeblühte Blumen stehen.
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