In Ausnahmesituationen wie der Ukraine-Krise verfolgen viele Menschen die aktuellen Ereignisse über die sozialen Netzwerke. Doch gerade hier tummeln sich häufig Behauptungen, die nicht den Tatsachen entsprechen. Doch woran erkennt man Fake News? Und wie lässt sich der Wahrheitsgehalt einer Nachricht überprüfen? Wir erklären dir, wie du Falschmeldungen von echten Nachrichten unterscheiden kannst.
Falschmeldungen und Fake News gab es bekanntlich schon lange vor der Ukraine-Krise. Sie tauchen meist da auf, wo entgegengesetzte Interessen aufeinanderprallen, so etwa bei Wahlen, in der Corona-Pandemie, beim Klimaschutz und eben auch jetzt beim Ukraine-Konflikt.
Ein Beispiel für Fake News waren die Buschbrände in Australien zur Jahreswende 2019/2020, die weithin als Folge der Klimakrise betrachtet werden – während Falschmeldungen mit übertriebenen Zahlen vor allem Brandstiftung verantwortlich machten und dabei bis in hohe politische Ämter ungeprüft nachgebetet wurden.
Fake News verbreiten sich vor allem über Soziale Medien
Auch in der Politik tauchen nicht nur im Wahlkampf oder in politisch kritischen Situationen immer wieder Falschmeldungen auf. Hier wird ihr Zweck besonders sichtbar: Fake News sollen Gegner:innen in Misskredit bringen, potenzielle Wähler:innen verunsichern und diese ins eigene Lager ziehen. So tauchten rund um die Zeit der Präsidentschaftswahlen von Donald Trump 2016 und 2020 vermehrt Fake News über seine Kontrahent:innen auf. Viele glaubten zunächst den Falschmeldungen. Dass es Fake News waren, erkannten sie erst später oder gar nicht.
In jüngster Zeit, mit der Ukraine-Krise und vor allem mit dem Ausbruch der Sars-CoV-2-Pandemie, hat die Verbreitung von Unwahrheiten einen neuen Höhepunkt erreicht. Zum Krieg in der Ukraine und auch während der Pandemie tauchen beinahe täglich zahlreiche neue Behauptungen auf. Auffällig ist dabei, dass die Verbreitung zumeist über die Sozialen Netzwerke läuft. Wie unter anderem tagesschau.de berichtet, wurde beispielsweise für Berichte über angeblich abgeschossene russische Flugzeuge ein Bild verwendet, das bereits einige Jahre als ist. Das zeigt die Bilder-Rückwärtssuche mit TinEye. Die Nachrichtenagentur Reuters stieß in diesem Zusammenhang außerdem auf Fotos eines Unglücks bei einer Flugshow aus dem Jahr 1993.
Laut correctiv.org verbreiten sich die Fake News zur Corona-Pandemie am häufigsten über WhatsApp und sind zudem häufig auf dem Videokanal Youtube zu finden. „Im Internet, in Messenger-Gruppen kursierten viele Unwahrheiten, Verschwörungstheorien, falsche Gesundheitstipps und Aufrufe zu Verstößen gegen die Schutzmaßnahmen oder die öffentliche Ordnung,“ so Correctiv.
Damit erkennt ihr Fake News
Doch was kann man tun, um eine echte Nachricht zu erkennen und von Fake News zu unterscheiden? Generell gilt: Es immer gut, Dinge zu hinterfragen. Um Unwahrheiten zu entlarven, kann man die Nachricht auch auf folgende Punkte hin überprüfen und damit einschätzen, ob es sich um eine Fake News handelt.
Sieben Merkmale, mit denen du Fake News erkennst:
- Merkmal: Der Schreibstil ist häufig emotional, sensationell, stellt viele Fragen und verwendet häufig Ausrufezeichen.
- Merkmal: Wer ist der Autor oder die Autorin? Fehlende Urheber:innen sind oft ein Hinweis auf Fake News. Auch ein Blick ins Impressum der jeweiligen Seite ist hilfreich. Laut Gesetz müssen Betreiber:innen einer Webseite eine vollständige Adresse angeben.
- Merkmal: Woher stammt die Meldung, wo hat sie ihren Ursprung? Gib dazu eine Passage der Nachricht in eine Suchmaschine ein und schau mal, was dir angezeigt wird.
- Merkmal: Wenn Quellen in der Nachricht angegeben sind, such diese selbst heraus und vergleiche die Angaben. Du kannst für deine Recherche auch die Webseiten andere Länder mit einbeziehen.
- Merkmal: Gleiche Zahlen, Daten, Fakten und Studien miteinander ab. Stimmen die genannten Zahlen und Originalmeldungen überein, spricht es für den Wahrheitsgehalt einer Meldung.
- Merkmal: Suche nach den im Artikel verwendeten Bildern. Mach einen Screenshot und gib ihn zur Bilder-Rückwärtssuche ein. Noch einfacher geht es mit Webseiten wie TinEye. Hier kannst du das Bild hochladen, die Seite untersucht dann den Ursprung der Bildquelle.
- Merkmal: Schau bei Recherche-Webseiten vorbei, hier arbeiten Journalist:innen und Redakteur:innen täglich daran, Fake News zu erkennen und aufzudecken: Correctiv.org ist ein gemeinnütziges Recherchezentrum im deutschsprachigen Raum und prüft Nachrichten auf Herz und Nieren, auch mimikama.at unterstützt als Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch den Kampf gegen falsche Behauptungen. Die Organisation newsguardtech.com arbeitet mit einem Team aus Journalist:innen daran, Nachrichten professionell zu untersuchen und zu bewerten – lesenswert ist etwa der Misinformation Monitor.
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Glaube an Verschwörungstheorien weit verbreitet
Laut einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung von 2020 hält nahezu jede:r dritte Deutsche Verschwörungstheorien für „wahrscheinlich richtig“ oder „sicher richtig“. Insgesamt 11 Prozent halten die sogenannten Aussagen für sicher richtig und sind damit überzeugte Verschwörungstheoretiker. Damit glaubt nahezu jede:r Dritte daran, dass hinter vielen Dingen ‚in Wahrheit‘ ganz andere Absichten, Mächte und Interessen stecken.
Der Glaube an solche Theorien wird durch die Vielfalt und Häufigkeit von Fake News noch befeuert. Jede neue Fake News wird dann als Bestätigung gesehen, dass an den Meldungen „etwas dran sein muss“.
Die Bundesregierung warnt vor der wissentlichen Verbreitung von Falschmeldungen. Eine kritische Öffentlichkeit, Kundgebungen, Demonstrationen und Debatten gehörten zwar zur Demokratie, so die damalige Regierungssprecherin Ulrike Demmer in einer Pressekonferenz am 18. Mai 2020, und man nehme Sorgen, Nöte und Kritik zu diesen Themen ernst.
„Kein Platz ist aus der Sicht der Bundesregierung aber für extremistisches Gedankengut, für falsche Informationen, für Mythen, für irreführende Gerüchte“, so Demmer. „Wer falsche Erzählungen zur Corona-Pandemie bewusst verbreitet, der will unser Land spalten und die Menschen gegeneinander aufbringen“.
Fake News: Wer glaubt denn sowas?
Auch Medienschaffende wie das Moderatorenteam Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf und der YouTuber Rezo haben das Thema „Fake News erkennen“ während der Pandemie für sich entdeckt.
So nahm Rezo in einem Video konkrete Missstände der Medien ins Visier. Er thematisiert Verschwörungstheorien und kritisiert die Arbeitsweise einiger großer Medienunternehmen, appelliert aber gleichzeitig an die User:innen, Behauptungen und Nachrichten auch selbst kritisch zu hinterfragen und Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen.
Joko und Klaas nutzten die im Duell gegen den Arbeitgeber ProSieben gewonnene Sendezeit von 15 Minuten, um die Zuschauer zum Thema Fake News zu „unterhalten“. In der Quizshow „Wer glaubt den sowas“ mussten Zuschauer:innen zu Fake News-Behauptungen die richtige Antwort auswählen. Wer als Erste:r richtig lag, konnte eine Geldsumme gewinnen. Obwohl die Show locker-leichte Unterhaltung bot, zielte das Duo darauf ab, dem Publikum den Umgang mit Nachrichten und die Absurdität mancher Medien vor Augen zu führen.
Gründe für Falschmeldungen
Fake News kommen häufig im scheinbar harmlosen Mäntelchen einer Nachricht daher, wie die Tagesschau auf ihrem Youtube-Kanal erklärt. Was mit der Verbreitung von Fake News überhaupt erreicht werden soll und welche Beweggründe dahinterstecken können, zeigt das Magazin Odysso anschaulich:
- Grund: Falschmeldungen werden aus Spaß verbreitet, um einen Scherz zu machen.
- Grund: Die Urheber:innen wollen durch „Clickbaiting“ Geld verdienen. Mit entsprechenden Sätzen wie „Das glaubst du nicht“ oder „So was haben Sie noch nie gesehen“, werden User:innen animiert, auf die Meldung zu klicken. Die Klicks bringt den Urheber:innen Einnahmen ein. Auch Werbevideos können durch manipulierte Bilder oder falsche Expert:innen unwahre Behauptungen beinhalten, die aufgrund der seriösen Aufmachung dann erst mal geglaubt werden.
- Grund: Es handelt sich um Verschwörungserzählungen. Klassiker: die erste Mondlandung 1969, die nie passiert sei. Als „Beweis“ wird ein Video angeführt, das vor dem Mondflug in Studio entstanden sein soll.
- Grund: Die politische Meinung soll beeinflusst und so in eine gewünschte Richtung gelenkt werden. Derart politisch motiviert werden gezielt Gerüchte gestreut und Stimmung gegen Politik und Medien gemacht. Im Umweltschutz beispielsweise sind seit Jahren Akteur:innen im Spiel, die Falschmeldungen verbreiten, zum Beispiel Shell beim Klimawandel, Think Tanks gegen die Klimaforschung oder etwa die „107 Lungenärzte“, die sich in der Diesel-Feinstaub-Debatte hinter die falschen Berechnungen von Dieter Köhler stellten.
Falschmeldungen: Glauben heißt nicht wissen
Die Urheber:innen von Fake News nutzen Messenger-Dienste wie Telegram, WhatsApp und Soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und YouTube dazu, Falschmeldungen massenhaft zu verbreiten. Da die Nutzer:innen in sozialen Medien und Netzwerken emotionaler und direkter reagieren, verbreitet sich eine Nachricht hier viel schneller, als es in den meisten herkömmlichen Medien möglich ist.
Ihr wollt Fake News rechtzeitig erkennen und keine Falschmeldungen weiterverbreiten? Davor schützt nur, genauer hinzuschauen, ehe ihr einen Post liked oder teilt. Klingt die Nachricht wirklich logisch, kann das Beschriebene wirklich stimmen? Oder kommt euch die Meldung komisch und arg sensationell vor? Meistens könnt ihr mit etwas Eigeninitiative und Recherche herausfinden, ob eine Falschmeldung dahintersteckt. Auch wenn euch eine Nachricht logisch und möglich erscheint: Recherchiert einfach trotzdem auch mal dazu. Hat die Meldung Hand und Fuß, werdet ihr in der Regel recht bald eine Bestätigung und die Originalquelle dazu finden.
Was, selbst der Physiker Harald Lesch bezweifelt den menschlichen Anteil am Klimawandel? Ja, ne, ist eben Fake. Generell gilt: Besser zweimal hingeschaut und angebliche Tatsachen hinterfragt, anstatt einfach und nachzuplappern, was man so hört und liest. Vor allem, wenn es einem unglaubwürdig erscheint. Hier sind wir als mündige Bürger:innen alle gefordert und können die Chance, selbst am Prozess der Wahrheitsfindung teilzunehmen, effektiv für uns nutzen.
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