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Vorsicht: du tankst Palmöl

Palmöl im Biodiesel
Foto: © pogonici - Fotolia.com

Für den Anbau von Palmöl wird großflächig Regenwald vernichtet. Palmöl steckt aber längst nicht nur in Nahrungsmitteln und Kosmetik. Einen Großteil des Palmöls verwenden wir an ganz anderer Stelle: es steckt im Diesel.

Diesel ist der wichtigste Treibstoff für deutsche Autos. Die Tankstellenbetreiber sind per Gesetz verpflichtet, jedes Jahr eine bestimmte Menge Biokraftstoffe zu verkaufen. In einer Tankfüllung Diesel sind daher bis zu 7 Prozent pflanzliche Anteile enthalten, überwiegend Rapsöl. Daneben kommen aber auch andere Pflanzenöle wie Soja- und Palmöl, manchmal auch tierische Fette zum Einsatz. Biodiesel ist also immer ein Gemisch aus mehreren Rohstoffen unterschiedlicher Herkunft.

Während Raps in Deutschland angebaut wird, muss das Palmöl importiert werden. Die Ölpalme wächst nämlich nur in den Tropen. Das Palmöl stammt daher überwiegend aus Südostasien, wo gewaltige Flächen Regenwald für den Anbau vernichtet werden. Für Biodiesel dürfen zwar nur Rohstoffe aus zertifiziert nachhaltigem Anbau verwendet werden. Aber auch zertifiziertes Palmöl bedeutet einen erhöhten Platzbedarf für Ölpalmen in einer Region, in der die wachsende Landnutzung ohnehin immer weniger Platz für den Regenwald lässt.

Wie viel Palmöl steckt im Biodiesel?

2013 wurde der Großteil des in Deutschland verbrauchten Palmöls zur Energieerzeugung verwendet. Laut dem Forum Nachhaltiges Palmöl waren es mehr als 750.000 Tonnen. Das meiste davon landete im Biodiesel.

Laut einer Untersuchung der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) schwankte der Anteil von Palmöl und Palmkernöl unter den pflanzlichen Bestandteilen zwischen 10 Prozent im Winter und 36 Prozent im Sommer. Im Winter kann aufgrund der niedrigen Temperaturen weniger Palmöl eigesetzt werden als im Sommer. Allerdings ist in diesen Zahlen auch recyceltes Palmöl enthalten, das zum Beispiel aus altem Frittier-Öl stammen kann.

Biodiesel - Rohstoffmix im Diesel

2014 ist der Anteil von Palmöl in den pflanzlichen Bestandteilen des Diesels laut UFOP auf 3 Prozent gesunken. Der Grund dafür ist die Preisentwicklung der Rohstoffe: 2014 ist der Preis für Raps auf einen historisch niedrigen Wert gesunken. Aus wirtschaftlicher Sicht lohnt es sich daher heute, Palmöl im großen Stil durch Rapsöl zu ersetzen. Das muss aber nicht zwangsläufig auch so bleiben.

Hydrierte Pflanzenöle: 100 Prozent Palmöl

Neben dem herkömmlichen Biodiesel stecken seit mehreren Jahren auch sogenannte hydrierte Pflanzenöle (HVO) im Diesel. Sie werden zu fast 100 Prozent aus Palmöl hergestellt (BLE, S. 2). Dabei handelt es sich um einen neuartigen Treibstoff, der über besonders gute chemische Eigenschaften verfügt. Er kann auch im Winter in großen Mengen eingesetzt werden. Das Potenzial für hydrierte Pflanzenöle ist also groß. 2014 wurden dem Diesel in Deutschland allein 336.000 Tonnen dieses Treibstoffs beigemischt.

Tina Lutz, Regenwaldexpertin von Robin Wood, warnt daher eindringlich vor immer größeren Mengen hydrierter Pflanzenöle im Diesel. Sie könnten ein goldenes Zeitalter für Palmöl-Treibstoff einleiten.

Biokraftstoff aus Palmöl
Biokraftstoff aus Palmöl (Grafik: ufop.de)

Es gibt inzwischen auch vereinzelt HVO-basierte Biokraftstoffe, die nicht aus 100% Palmöl bestehen. Ein Beispiel dafür ist Shell HVO 100, das zu 100% aus Schlachtabfällen und Pflanzenabfällen besteht.

Kann ich palmölfrei tanken?

Leider gibt es keine einwandfreie Alternative zum Palmöl im Biodiesel. Im Gegensatz zu dem Palmöl, das in Lebensmitteln und Kosmetik steckt, stammt das Palmöl im Diesel immerhin aus kontrolliertem Anbau, weil daran behördlich hohe Nachhaltigkeitsanforderungen gestellt werden.

Als Autofahrer kann man allerdings nicht erkennen, welche Pflanzenöle sich in den Dieselgemischen der verschiedenen Tankstellen befinden. Wenn du „palmölfrei tanken“ willst, müsstest du also grundsätzlich auf Biodiesel verzichten – oder Aral Ultimate Diesel tanken, einen Dieselkraftstoff ohne pflanzliche Zusätze. Auch könnte man auf ein Benzinauto umsteigen: dem Biobenzin (E10) wird Bioethenol beigemischt, das unter anderem aus Weizen und Zuckerrüben hergestellt wird, nicht aus Palmöl.

Doch ob das alles am Ende wirklich nachhaltiger und klimafreundlicher ist? Darüber wird mit Vehemenz gestritten. Als Konsumenten stehen wir vor dem Paradox, dass Mineralölprodukte in keinem Fall nachhaltig sind, Biokraftstoffe aber wegen vieler Bedenken („Essen“ im Tank) ein schlechtes Image haben. Aufgrund des Aufwands der Herstellung (Landwirtschaft, Transport, Produktion) sind sie nicht automatisch ökologischer. Vorerst sind sie auch gar nicht in der Lage, Mineralölkraftstoff vollständig zu ersetzen.

Weder Biokraftstoffe noch palmölfreies Tanken lösen also das Problem, denn dieses liegt vor allem im Verbrennungsmotor selbst. Daher bleiben auf lange Sicht nur alternative Antriebe. Bereits heute gibt es eine ganze Reihe spannender Elektroautos. Bis der Umstieg geschafft ist, kannst du immerhin schon mal öfter mal aufs Fahrrad steigen und mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen.

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