Begegnest du unterwegs einem Wildtier, solltest du wissen, was zu tun ist. Egal ob Braunbär, Wildschwein oder Wolf – wir haben dir wichtige Tipps dafür zusammengestellt.
Das richtige Verhalten kann bei einer Begegnung mit einem Wildtier über deine Sicherheit entscheiden. Deutsche Wälder sind überwiegend Forstwälder, die weder dicht noch dunkel erscheinen. Einem anderen Wildtier als einem Eichhörnchen über den Weg zu laufen ist in dieser „Wildnis“ wenig wahrscheinlich, doch nicht ausgeschlossen.
Expert:innen zufolge hätten sich Braunbären bereits in den vergangenen Jahren an den Grenzgebieten südlich von Deutschland aufgehalten. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) äußert sich das Bundesamt für Naturschutz (BfN): Es sei auch zukünftig möglich, dass weitere Bären nach Deutschland einwandern. Sogar, dass Bären Deutschland dauerhaft wiederbesiedeln, sei langfristig nicht auszuschließen.
Wer auf ausgeschilderten Wanderwegen bleibt, geht wilden Tieren gekonnt aus dem Weg, doch wer in dichten Laubwäldern oder auf abgelegenen Pfaden in der Natur unterwegs ist, dem oder der kann durchaus das ein oder andere Tier begegnen.
Die häufigsten Begegnungen sind die mit einem Hirsch oder einem Wildschwein, sehr selten die mit einem Wolf, Luchs oder auch einem Bären. Dennoch: das richtige Verhalten ist wichtig, um die Tiere nicht zu erschrecken und zu einem Angriff zu motivieren.
Kehrt der Braunbär nach Deutschland zurück?
Wie in vielen anderen Ländern galt der Bär auch in Deutschland eigentlich schon lange als ausgestorben. Doch hin und wieder sei es in den vergangenen Jahren vorgekommen, dass ein Bär über die Grenze der Nachbarländer auftaucht, sagte Jörn Ehlers, Sprecher vom WWF gegenüber der dpa. „Besonders Männchen suchen nach ihrem Revier oder einer Partnerin.“
Eine mögliche Rückkehr der Wildtiere in Deutschland bedeute Herausforderungen, sagt das BfN. Nach Angaben des WWF gilt der Braunbär als das größte landlebende Raubtier Europas. Bayern veröffentlichte 2007 einen Managementplan für den Bären. Er solle ein möglichst konfliktarmes Nebeneinander von Mensch und Bär ermöglichen.
Die Bären verlassen ihre Mutter mit etwa drei Jahren und suchen sich etwas Eigenes. In einigen anderen Ländern Europas hat man dabei schon mehr Bären-Erfahrung als hierzulande. Nach Angaben des WWF leben in Europa insgesamt aktuell rund 17.000 Braunbären.
„Bären sind Opportunisten“ – Wie groß ist die Gefahr?
Ehlers vom WWF sieht auch Vorteile von Bären in Deutschland: „Bären gehören eigentlich hier hin. Es wäre schön, wenn man sie hier hätte. Das kann ja auch die Wildnis attraktiv machen, wie in anderen Ländern.“ Wichtig sei jedoch ein gutes Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier. Zu beachten wäre, die Bären nicht zu füttern. Durch Fütterung gerate der Bär zu nah an den Menschen heran, das könne zur Gefahr werden.
In Konfliktsituationen müsse dann auch gehandelt werden. Kleinere Gebiete müssten gesperrt und Bären vergrämt werden, wenn sie zu nahe kommen. „Wenn es zu gefährlich wird, muss man sie dann auch aus der Wildnis entnehmen“, sagt Ehlers. Bären seien jedoch nicht per se gefährlich. „Bären sind Opportunisten.“ Sie fressen demnach leichte Beute wie Schafe und greifen nicht von Natur aus Menschen an.
Begegnung mit einem Bären
Solltest du ihm auf Reisen begegnen, gelten folgende Verhaltensregeln, übrigens ähnlich derer bei einem Wolf.
- Sollte der Bär dich noch nicht bemerkt haben, erschrecke ihn nicht durch panische Reaktionen. Mache ihn durch ruhiges, aber lautes Sprechen und langsame Armbewegungen auf dich aufmerksam. Halte dabei Abstand.
- Renne nicht weg.
- Versuche nicht, ihn zu verscheuchen oder mit Steinen oder Ästen zu bewerfen.
- Behalte ihn im Auge und tritt langsam und kontrolliert den Rückzug an.
- Lasse dem Bären eine Ausweichmöglichkeit.
Wenn der Bär sich aufrichtet, keine Panik. Er ist ein neugieriges Tier und möchte besser wittern und die Situation überblicken können. Sollte er dich trotz deines ruhigen Verhaltens angreifen, lege dich auf den Bauch flach auf den Boden oder kauere dich zusammen und nimm die Hände in den Nacken. Ein Rucksack schützt deinen Rücken, nimm ihn nicht ab. Bleibe in der Position, bis der Bär weggeht oder von dir ablässt.
Begegnungen mit Bären sind selten. Wahrscheinlicher ist es, dass du Spuren im Wald entdeckst. In dem Fall: Fotografiere den Spurenverlauf und den Abdruck einer einzelnen Pfote mit einem Größenvergleich (z.B Stift). Je nach Land und Gebiet gibt es zuständige Behörden. Du kannst auch einen Bärenanwalt kontaktieren, also jemanden, der sich auf die Vermittlung zwischen Mensch und Bär spezialisiert hat, und die nächsten Schritte besprechen.
Ziemlich häufig: Begegnung mit einem Wildschwein
Auch, wenn viele Bären und Wölfe mehr fürchten – es ist um einiges wahrscheinlicher, im Wald auf ein Wildschwein zu treffen. Die Tiere fressen zwar überwiegend Wurzeln, Triebe oder kleine Säugetiere, doch die spitzen Hauer machen das Wildschwein auch für uns zu einem gefährlichen Wildtier. Es sind scharfe Waffen, die vor allem Keiler, also männliche Wildschweine, zur Verteidigung oder bei Kämpfen untereinander einsetzen.
Wildschweine können sich wehren und es gibt in deutschen Wäldern viele von ihnen. Sie sind allerdings scheu und greifen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen. Das kann allerdings schneller der Fall sein, wenn sie Frischlinge, also Junge, bei sich haben.
Solltest du einem Wildschwein begegnen, kehre ihnen nicht den Rücken zu, sondern bewege dich langsam rückwärts und entferne dich behutsam. Wo möglich, ist es auch sinnvoll, auf einen Baum oder einen Hochsitz zu klettern, bis das Tier sich entfernt. So zeigst du, dass du keine Gefahr bist. Sollte es keine Rückzugsmöglichkeit für dich geben, mache dich groß und klatsche möglichst laut in die Hände.
Begegnungen mit Luchs und Wildkatze sind selten
Eine Begegnung mit einem Luchs ist mehr als unwahrscheinlich. Falls du aber doch einmal einem Luchs oder einer Wildkatze im Wald begegnen solltest, verharre und genieße den Anblick. Diese Tiere zu sichten ist selbst für Biolog:innen und Förster:innen wie ein Lottogewinn, eher bekommt man die Beutejäger auf Wildkameras zu sehen.
Es sind sehr scheue Tiere, die opportunistisch jagen, also lauern und sich anpirschen. Der Luchs ist für den Menschen ungefährlich. Sollte dich ein Luchs dennoch verletzen, suche eine:n Ärzt:in auf, denn Luchse können an Tollwut erkranken.
Solltest du einen Luchs gesichtet haben, freuen sich die zuständigen Behörden in deinem Kreis über die Meldung. Dafür kannst du dich beim zuständigen Landesamt für Umwelt melden. In Gebieten, in denen der Luchs vermehrt zurückgekehrt ist, gibt es auch einschlägige Webseiten, wie diese hier: Luchsprojekt Harz.
Auch die Begegnung mit einem Wolf ist unwahrscheinlich
Im Jahr 2000 kam der Wolf nach Deutschland, die ersten Wolfswelpen wurden in Freiheit geboren. Menschen, die nahe mit der Natur leben, mussten lernen sich bei einem Wolf richtig zu verhalten.
Bei dem offiziellen Monitoring im Jahr 2021/2022 wurden mehr als 160 Rudel gesichtet. Der Wolf kehrt langsam in sein natürliches Territorium, die Wälder, zurück. Immer wieder begegnen sich Wolf und Mensch im Wald, jedoch sind die Sichtungen immer noch eine Seltenheit, so scheu und vorsichtig wie der Wolf ist.
Solltest du einem Wolf im Wald begegnen, verfalle nicht in Panik. Du stehst nicht auf dem Speiseplan des Raubtieres, er bevorzugt Reh, Rotwild oder Wildschwein. Davon bekommt er in Deutschland genug, es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass du einem hungrigen Tier begegnest. Laut Nabu hat es seit 2000 keine Situation gegeben, bei der sich der Wolf einem Menschen gegenüber aggressiv gezeigt hat.
Wenn du auf einen Wolf triffst, gibt es laut Nabu eine Reihe von Empfehlungen, wie du dich verhalten solltest:
- Beobachte das Tier ruhig.
- Bleibe stehen und renne nicht weg.
- Halte Abstand.
- Lass dem Wolf genug Raum, damit er sich zurückziehen kann.
- Solltest du dich unwohl fühlen, mache dich groß. Richte dich auf, mache deine Jacke auf und spanne sie auf.
- Rufe laut oder klatsche laut in die Hände, so kannst du den Wolf vertreiben.
- Gehe dem Wolf nicht hinterher, versuche ihn auch nicht anzulocken oder Selfies mit ihm zu machen.
- Ziehe dich langsam zurück.
Übrigens solltest du auch diese Sichtung melden. Wolfsberater:innen und Wolfsbeauftragte sammeln in den einzelnen Bundesländern Hinweise auf Wölfe und können dir über den Bestand in deiner Umgebung Auskunft geben. Die Ansprechpersonen in deinem Bundesland findest du unter www.dbb-wolf.de.
Dass du einen Verwandten des Wolfes, nämlich den Fuchs, im Wald antriffst, ist übrigens gar nicht so unwahrscheinlich. Es kommt sogar vor, dass ein Fuchs im Garten auftaucht. Weil die Tiere Hunden ähneln, mitunter freundlich sind und hübsch aussehen, wünschen manche Menschen sie sich als Haustier. Mehr dazu: Fuchs als Haustier? Warum das Tierquälerei ist
Mit Hund im Wald
Es ist so wichtig, dass es nicht oft genug wiederholt werden kann: Leine deinen Hund im Wald an. Auch wenn es verführt, deinen Vierbeiner in der Idylle der Natur frei laufen zu lassen, es ist sowohl für Waldtiere als auch für deinen Hund gefährlich.
Im schlimmsten Fall kann er für seinen Jagdtrieb mit dem Leben bezahlen – zum Beispiel, wenn er einem ausgewachsenen Hirsch begegnet. In der Brunftzeit im Herbst sind die Männchen aggressiver als zu anderen Jahreszeiten. Auch eine Bache (weibliches Wildschwein) mit Nachwuchs kann deinen Hund tödlich verletzen.
Du als Halter:in bist sowohl für das Leben der Waldtiere als auch das deines Haustieres verantwortlich.
Auch wichtig für die Gesundheit deines Haustieres: Zeckenmittel für Hunde
Zusammengefasst: So begegnest du Wildtieren richtig
Es ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass du einem Wildtier begegnest.
Für alle Arten gilt:
- Renne nicht weg, mache keine hektischen Bewegungen.
- Drehe dich auch nicht auf dem Absatz um, sondern entferne dich langsam rückwärts.
- Besondere Vorsicht, wenn du einer Mutter mit Jungen begegnest. Diese Tiere nehmen ein größeres Risiko auf sich als ohne Jungen, können also schneller angriffslustig werden.
- Sollte dich ein Tier verletzt haben, gehe umgehend zum Arzt. Manche Tiere, wie der Fuchs oder Luchs, können Tollwut übertragen.
Leine Hunde immer an! Sie nehmen Tiere (zum Beispiel Wildschweine) früher wahr als Menschen.
Bei manchen Arten wie dem Wolf oder Luchs ist es ratsam, die Sichtung zu melden.
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Mit Material der dpa
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