Von gutem Wuchs soll er sein, elegant die symmetrischen Äste spreizen. Dunkelgrün, weich, dicht seine Nadeln, die am besten bis Ostern halten. Der deutsche Weihnachtsbaum ist ein Sinnbild familiärer Idylle – aber wie steht es um seine Ökologie? Wir stellen ihnen drei Bäume verschiedener Herkunft vor – und erhalten dabei sehr unterschiedliche Erkenntnisse.
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Jule-Gruß aus Dänemark: Weihnachtsbäume als Exportschlager
Die „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ (SDW) schätzt: „Mehr als 28 Millionen Weihnachtsbäume werden auch in diesem Jahr die ‚gute Stube’ in Deutschland schmücken. Davon stammen 70 Prozent aus Deutschland, der Rest wird meist aus Dänemark importiert.“ Die Dänen sind Europameister, wenn es um den Export von Weihnachtsbäumen geht: Sie lassen auf ihren Plantagen mehr als 100 Millionen Bäume wachsen, 10 Millionen fallen im Jahr der Axt zum Opfer. Acht Millionen sind für den Export bestimmt, wovon die Hälfte in deutsche Wohnzimmer wandert. Export bedeutet: LKW-Verkehr, CO2-Ausstoß, Klimabelastung – keine Grundlage für ein friedliches Weihnachtsfest.
Fragen Sie also ruhig Ihren Weihnachtsbaumhändler, ob seine schönen Nordmann-Tannen importiert wurden. Sie sind übrigens der Renner in der Adventszeit, der Deutschen liebster Weihnachtsbaum: Ihr Marktanteil liegt laut SDW bei 50 Prozent, Tendenz steigend. Den Namen verdanken die Tannen dem finnischen Botaniker Nordmann, der sie 1836 zu ersten Mal im Kaukasus gefunden hat. Die Nordmann-Tanne wird allein für das Christfest angebaut: Ihre Nadeln stechen nicht, der Wuchs ist gleichmäßig – und kosten wird sie in dieser Saison zwischen 20 und 30 Euro pro Meter, zehn Prozent mehr als letzte Weihnachten, so die SDW.
Von nebenan: Weihnachtsbäume aus regionalem Anbau
Importware soll es nicht sein … da lohnt es sich, nach regionalen Waldbauern zu suchen, oder beim nahe gelegenen Forstamt seinen Weihnachtsbaum zu kaufen. Das lässt sich leicht mit einem Familienausflug verbinden, viele Betriebe bieten nicht nur Weihnachtsbäume an: Sie stimmen mit Kutschfahrten, Lebkuchen oder Glühwein auf die Weihnachtszeit ein.
In den Städten gibt es viele Zwischenhändler, die leichter zu erreichen sind. Auch sie müssen sich die Frage gefallen lassen: Stammt der Baum aus regionaler Produktion? Ein Beweis dafür sind verschiedene Label, die eine örtliche Herkunft garantieren. Zum Beispiel das rot-goldene Markenzeichen „Christbaum aus Baden-Württemberg“, das der „Arbeitskreis Heimischer Christbaum Baden-Württemberg“ (AKHC) geschaffen hat. Dieses Qualitätszeichen hängt als Banderole an der Spitze von Bäumen, die u. a. diese Kriterien erfüllen:
- Der Anbau erfolgt umweltschonend.
- Die Bäume werden später geschlagen und garantieren daher eine besondere Frische.
- Die Benadelung muss arttypisch und von gesunder Farbe sein.
- Die Äste sind symmetrisch und kegelförmig.
Ein Reihe interessanter Kriterien, „umweltschonend“ klingt auch gut … aber wie sieht es mit dem Verzicht auf Mineraldünger oder Schädlingsbekämpfungsmittel aus? Davon ist bei diesem regionalen Qualitätszeichen nicht die Rede. Dann besser gleich garantiert ökologisch!
Chemiefrei: Weihnachtsbaum aus ökologischem Anbau
Weihnachtsbäume werden mit Mineraldünger gedopt und mit Schädlingsbekämpfungsmitteln gespritzt. Oft holt man sich außer Tannenduft einen ordentlichen Chemiecocktail ins Wohnzimmer. Wer das nicht will, sollte nach Bäumen aus ökologischem Anbau Ausschau halten: Ob Demeter, Naturland oder Bioland – die Kriterien des ökologischen Landbaus gelten auch für den Anbau der Weihnachtsbäume. Regional und ökologisch – diese Kombination ist die beste, wenn es um einen unbedenklichen Weihnachtsbaum geht. Zum Beispiel ersetzen Shropshire-Schafe die Chemiekeule: Sie grasen in ökologischen Weihnachtsbaumkulturen – und fressen das überflüssige Grün, ohne die Tannenzweige anzuknabbern.
Ein weiteres Qualitätszeichen hat der „Forest Stewardship Councel“ (FSC) aufgelegt, das FSC-Siegel: Es steht für eine nachhaltige Waldwirtschaft, in der zum Beispiel ein Chemie-Einsatz strikt untersagt ist: „Für uns ist es ausgeschlossen, zur Unkrautbekämpfung Pflanzenschutzmittel einzusetzen“, sagt Oberförster Dieter Mehl, dessen Wald mit dem FSC-Siegel zertifiziert ist (siehe Interview: „Wir nutzen die Gratiskräfte der Natur“). Die Umweltorganisation „Robin Wood“ hat eine aktuelle Liste für 2015 veröffentlicht, in der bundesweit Anbieter ökologischer Weihnachtsbäume zu finden sind.
„Robin Wood“ gibt auch den Tipp, auf einen Weihnachtsbaum mit Wurzeln und Topf zu verzichten: „Der größte Teil dieser Bäume überlebt das Weihnachtsfest nur wenige Wochen oder Monate.“ Einer der Gründe: Die Zimmerwärme gaukelt dem Baum den Anfang des Frühlings vor – „die schlummernden Zweigknospen beginnen sich auf den Austrieb vorzubereiten. Ein solch irregeleiteter Baum erfriert sehr leicht, wenn er nach dem Fest in die Winterkälte zurückgebracht wird.“
Links klicken und Liste der ökorrekten Weihnachtsbaum-Anbieter 21015 downloaden – deutschlandweit.
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