Für unsere körperliche Gesundheit wissen wir, was der Körper braucht und arbeiten daran. Unsere mentale Gesundheit stellen wir zu oft hinten an, doch auch die können wir trainieren. Wir haben mit René Träder über Resilienz gesprochen.
René Träder ist Psychologe, Journalist und Buchautor von „Das Leben so nein! Ich so doch!“. Darin führt er alle acht Bausteine der Resilienz auf. Uns zeigt er, wie wir aus unserem Gedankenkarussell herauskommen, warum Selbstwirksamkeit uns hilft durchzuhalten und wie wir mit den manchmal harten Anforderungen umgehen, wenn es heißt: Lebe vegan, fahre nie wieder Auto oder kaufe nur noch faire Lebensmittel und faire Mode.
Übrigens: Das hier ist eine etwas gekürzte Version – das vollständige Gespräch findest du im Utopia-Podcast:
Du findest unsere neue Podcast-Folge zum Beispiel auf folgenden Plattformen:
Was ist Resilienz?
Nora Braatz: Gleich zu Anfang: Kannst du, René, einmal kurz erklären, was ist Resilienz denn genau?
René Träder: Der Begriff stammt aus dem Lateinischen ab: „resiliere“. Das meint so viel wie „abspringen“ oder „abprallen“ und bezieht sich dabei auf unsere Psyche: Wie robust ist sie, wenn es Störungen und Belastungen gibt – vor allem von außen, also Stress, Krisen, Probleme, Schicksalsschläge?
Ich beschreibe Resilienz gerne als das Immunsystem der Psyche. Wir kennen ja alle das körperliche Immunsystem. Und wir fragen uns oft: Was kann ich denn tun, damit ich gesund bleibe? Ich kann Sport machen, ich kann mich gesund ernähren, ich kann ausreichend schlafen. Das ist uns allen klar. Die Psyche klammern wir leider oft aus. Das muss halt funktionieren, das muss ich aushalten, ich muss jetzt hier durch. Ich möchte den Menschen aber immer mitgeben: Gesundheit ist körperliche Gesundheit plus psychische Gesundheit.
Wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht, fühlen wir uns oft unter Druck gesetzt. Uns wird suggeriert: Du musst jetzt vegan leben! Du musst deinen Strom sparen! Iss keine Avocado mehr! Fahre kein Auto mehr! Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass man sich sagt: Ok, ich mache jetzt gar nichts mehr, ich bleibe bei meinem alten Lebensstil. Auch hier ist Resilienz für uns wichtig. Hast du Tipps, wie wir mit diesem Stress umgehen?
Wenn wir Stress haben, wird oft eine Angst getriggert oder eine Angst steht im Hintergrund und triggert den Stress. Der Stress, den du gerade beschrieben hast, ist die Angst davor, abgelehnt zu werden von den Leuten um einen herum. Weil die einen vielleicht schon keine Avocado mehr essen und ich sehe mich dann als schlimmer „Avocadosünder“.
Entweder haben wir Angst davor, dass wir von anderen abgelehnt werden, oder dass wir uns selber ablehnen und sagen: Oh je, so viel Leid auf diesem Planeten und ich verstärke das Leid auch noch. Das kann sein, dass ich dann eine Hoffnungslosigkeit verspüre und denke: Das ist ja furchtbar.
Die Frage ist, wie können wir mit diesem Stress umgehen? Ich denke, es ist ganz wichtig, auf die eigenen Werte zu schauen und sich zu fragen: Was ist mir denn wichtig? Wie möchte ich denn leben? Und wie kann ich mit kleinen Entscheidungen in die Richtung kommen, in die ich möchte?
Es ist ja nicht damit gediegen, dass wir uns dem Stress ergeben und keine Energie mehr haben und das alles ganz schlimm finden. Stattdessen sollten wir auf eine konstruktive Art und Weise versuchen, Kleinigkeiten zu verändern und da auch freundschaftlich und milde mit uns sein. Und sagen: Ok, ich schaue jetzt genauer hin. Ich informiere mich und schaue mir eine Doku an. Ich will das verstehen und gute Entscheidungen treffen.
Du sagst ja auch in deinem Buch über Resilienz, dass man Gewohnheiten in kleinen, „homöopathischen“ Schritten integrieren soll. Das gelingt oft leichter, als zum Beispiel die eigene Ernährung von heute auf morgen auf vegan umzustellen.
Vielleicht gibt es Menschen, die von heute auf morgen vegan leben wollen, weil sie es nicht ertragen, ein tierisches Produkt zu konsumieren. Und wenn man das von heute auf morgen umsetzen kann, dann kann man das natürlich so machen und braucht keinen Stufenplan.
Aber es ist auch völlig in Ordnung, wenn man sich langsam an das Thema rantastet und sich zum Beispiel erstmal einliest: Wo sind denn tierische Produkte drin. Was kann ich denn reduzieren? Dann entwickelt man vielleicht auch Lust darauf, neue Rezepte auszuprobieren. Wir brauchen Freude bei den Dingen, die wir tun, sonst tun wir sie nicht nachhaltig.
Danke René! Das volle Interview gibt’s im Utopia-Podcast zu hören.
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- Resilienz: So trainierst du deine seelische Widerstandsfähigkeit
- Frust: So lernst du mit ihm umzugehen
- Stressbewältigung: Diese Methoden und Übungen helfen dir
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