Kommt das Ende von zerkratzen und zertrümmerten Smartphone-Bildschirmen? Wissenschaftler aus Japan haben ein neue Glasart entwickelt, die ihre Kratzer und Risse selber wieder heilen kann. Die Entdeckung ist dabei einem glücklichen Zufall zu verdanken.
Jedes Jahr werden unzählige Smartphones entsorgt, weil der Bildschirm völlig zerkratzt oder zerbrochen ist. Oft wäre eine Reparatur so teurer, dass viele sich lieber gleich ein neues Gerät anschaffen.
Das könnte sich womöglich schon bald ändern – dank einer Erfindung von japanischen Forschern der University of Tokio. Die Wissenschaftler haben ein selbstheilendes Glas entwickelt, das aus einem leichten Polymer namens „Polyether-Thioureas” besteht. Polymere sind chemische Stoffe, die aus Kettenmolekülen oder verzweigten Molekülen bestehen.
Glas für Smartphones
Das Besondere an dem Material: Das Glas kann Kratzer, Schnitte, Risse und andere „Verletzungen“ schon bei Raumtemperatur wieder reparieren. Es genügt, das zerkratzte Glas zusammen zu drücken.
Das Glas sei „mechanisch höchst robust, kann aber leicht durch Druck auf die gespaltenen Oberflächen repariert werden“, so die Wissenschaftler. Je nach Schwere des Kratzers muss das Glas dabei unterschiedlich lang zusammen gepresst werden. Das Glas eigne sich für Smartphones oder ähnliche Geräte, berichtet der Guardian.
Ein glücklicher Zufall
Forscher weltweit arbeiten schon seit Jahren daran, selbstheilende Materialien zu entwickeln. Immer wieder gibt es dabei Erfolge – vor allem mit selbstheilendem Plastik. Oft brauchen die Materialien für den Heilungsprozess allerdings hohe Temperaturen von mehr als 120 Grad Celsius. Das Polyether-Thioureas sei das erste Material, das sich bei Raumtemperatur regenerieren kann, heißt es im Guardian.
Diese Entdeckung war allerdings ein reiner Zufall: Der japanische Student Yu Yanagisawa wollte das Polymer eigentlich nur als Klebstoff nutzen. Als er das Polymer zurecht schnitt, merkte er, dass die Kanten mit etwas Druck wieder aneinander haften blieben.
Das Material bleibt stabil
Yanagisawa konnte das anfangs nicht glauben und wiederholte das Experiment mehrmals – mit Erfolg. Ein Team aus Wissenschaftlern hat das Material dann weiterentwickelt und im Fachmagazin „Science“ vorgestellt. Die Forscher fanden außerdem heraus, dass das Material einige Stunden nach der Selbstheilung wieder genauso stark ist wie ursprünglich.
Yanagisawa sieht großes Potential in der Entdeckung: „Ich hoffe das reparierbare Glas wird zu einem neuen, umweltfreundlichen Material, das Wegwerfen [von Geräten] vermeidet“, erklärte er laut Guardian.
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