Das Label Shirts for Life macht Mode, die sozial und umweltverträglich produziert wird und zeigt, dass das nicht mal teuer sein muss: Ein T-Shirt nachhaltig herstellen zu lassen, soll nur 50 Cent mehr kosten als die konventionelle Produktion.
Ein soziales Projekt in Thailand war der Auslöser für die erste Kollektion des Labels Shirts for Life: die School for Life, ein Bildungsprojekt in Chiang Mai im Norden Thailands. Das von der UNESCO als besonders wertvoll eingeschätzte Projekt kümmert sich um Kinder aus extrem schwierigen Verhältnissen – Kinder, die auf der Straße lebten, Opfer von Kinderhandel waren, zur Kinderarbeit gezwungen oder missbraucht wurden.
Ein Euro pro Kleidungsstück für benachteiligte Kinder
Dr. Ulrich Hofmann ist Inhaber des ökologisch orientierten Unternehmens Brands Fashion, welches nachhaltige Arbeitskleidung und Öko-Mode für Großkunden produziert. Er entdeckte das Projekt School for Life bei einem Aufenthalt in Thailand im Jahr 2012.
Das Modelabel Shirts for Life rief er ins Leben, um das Projekt zu unterstützen: Pro verkauftem Teil landet ein Euro bei den Kindern in Thailand. Nach und nach will das Label möglichst viele dieser Schulprojekte in den asiatischen Produktionsländern realisieren – mit dem Ziel, mit besserer Bildung für höhere Einkommen zu sorgen und damit die Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern.
Faire und ökologische Produktion ist überraschend günstig
Neben dem sozialen Engagement achtet das Label auch bei der Herstellung seiner Produkte auf eine umweltverträgliche und faire Produktion. Beinahe die gesamte Kollektion von Shirts for Life ist GOTS– und Fairtrade-zertifiziert. Die verwendete Bio-Baumwolle bezieht das Label aus Indien. In Tirupur im indischen Bundesstaat Tamil wird die Kleidung produziert.
Auch die Mutterfirma Brands Fashion lässt fast ihre gesamte Produktpalette in Indien produzieren, ebenfalls fair und nachhaltig. Das ist laut Ulrich Hofmann kaum teurer als die konventionelle T-Shirt-Produktion, weil ein Großteil der Kosten dort anfällt, wo das Produkt später verkauft wird. Das sind Kosten für den Einzelhandel, das Marketing und die Miete für die Verkaufsfläche.
Und so ist der Unterschied überraschend gering: „Unter bestimmten Voraussetzungen kostet es maximal 50 Cent mehr, ein T-Shirt ökologisch und fair produzieren zu lassen“, sagt Hofmann.
Eine Beispielrechnung, die wir mit den Angaben des Brands-Fashion-Chefs angefertigt haben, zeigt, dass die Mehrkosten für ein Fairtrade- und GOTS-zertifiziertes T-Shirt sogar noch geringer ausfallen können.
So sähe die Rechnung bei einem fairen T-Shirt aus, das bei Shirts for Life etwa 30 Euro kostet:
- Für Fairtrade-Baumwolle zahlt das Unternehmen laut Brands-Fashion-Chef Hofmann zwei Prozent des Fabrikpreises an Fairtrade Deutschland. Der Fabrikpreis ist der Preis, für den ein Modeunternehmen ein fertiges Kleidungsstück bei der herstellenden Fabrik kauft. Dieser macht etwa 13 Prozent des Verkaufspreises aus, bei unserem 30-Euro-T-Shirt sind das 4 Euro. 2 Prozent davon sind etwa 8 Cent pro T-Shirt.
- Hinzu kommen nochmal 5 Cent pro T-Shirt, die der Fairtrade-Baumwollkooperative als Prämie gezahlt werden.
- Ist die Baumwolle dann noch Bio-zertifiziert (im Beispielfall mit dem strengen GOTS-Siegel), fällt noch ein Aufschlag für Bio-Baumwolle an. Baumwolle wird genau wie etwa Kaffee an der Börse gehandelt, weswegen die Preise schwanken. Derzeit bezahlt man 20 Cent pro T-Shirt mehr für GOTS-zertifizierte Biobaumwolle.
Zahlen Mode-Ketten in ihrer Lieferkette schon den Mindestlohn, dann könnte die Umstellung auf eine faire, umweltverträgliche Produktion bei einem 30 Euro teuren T-Shirt also sogar nur 33 Cent pro T-Shirt teurer sein als die konventionelle Produktion.
Warum sind faire T-Shirts trotzdem oft teurer?
Wenn die Produktion fairer Mode kaum mehr kostet als die konventioneller, dann bleibt die Frage: Wieso kosten T-Shirts bei Fair-Fashion-Labels 30 Euro und bei den großen Modeketten wie H&M oder C&A nur fünf bis zehn Euro?
Große Modeketten wie H&M lassen in viel höherer Stückzahl produzieren als faire Marken, die allesamt deutlich kleiner sind. Weil sie sehr viele T-Shirts abnehmen, bekommen sie Rabatte bei den Fabriken in den Produktionsländern. Sie kaufen ihre T-Shirts also zu einem noch billigeren Fabrikpreis ein.
Übrigens: In unserer Bestenliste Fair Trade T-Shirts findest du viele weitere Anbieter von fair gehandelten T-Shirts. Klick hier:
Bei einer extrem hohen Stückzahl verkaufter Kleidung können Konzerne außerdem mit einer vergleichsweise geringen Gewinnmarge pro Teil große Profite machen. Kosten für Einzelhandel, Werbung, die Filialmiete und Löhne können ebenfalls auf die hohe Anzahl an T-Shirts umgelegt und so gering gehalten werden.
„Ein Aufpreis von nur 50 Cent macht wirklich kaum einen Unterschied“
Die zweite Frage: Wieso produzieren größere Unternehmen nicht fair, wenn es für sie finanziell doch keinen großen Unterschied macht? Frank Eckert, Chefdesigner bei Shirts for Life, vermutet, dass viele der großen Marken die Notwendigkeit nicht sehen. Für die großen Konzerne sei es außerdem schwieriger, ihre kompletten Liefer- und Produktionsstandards umzustellen, weil die Lieferketten oft extrem komplex sind. Und: Eine Umstellung auf faire Produktion wäre ein Eingeständnis, dass etwas mit der bisherigen Modeproduktion nicht stimme.
„Fakt ist jedoch, dass eco-faire T-Shirts nur mit geringen Aufschlägen in der Produktion verbunden sind. Vorausgesetzt, man kontrolliert wie Brands Fashion alle Teilnehmer in der textilen Wertschöpfungskette“, sagt Ulrich Hofmann. „Verzichtet man auf Kalkulationsaufschläge in den einzelnen Produktionsstufen, so müsste etwa der Verkaufspreis eines Discounter-T-Shirts von 4,99 Euro auf nur ca. 5,49 Euro steigen. Oft wird argumentiert, dass wichtige Eckpreislagen nicht überschritten werden dürfen.“ Also die Preise, die unmittelbar unter einer runden Zahl liegen, (z. B. 1,99 Euro). Man geht davon aus, dass solche Preise verkaufsfördernd wirken.
Noch weniger verständlich findet Hofmann, dass gerade teure Markenhersteller nicht auf eine öko-faire Produktion umstellen: „Ein Aufpreis von nur etwa 50 Cent macht bei einem Designer-Shirt von z. B. 59,00 Euro wirklich kaum einen Unterschied.“
Unsere Macht als Verbraucher nutzen
Damit sich etwas ändert, können wir Verbraucher unsere Kaufkraft nutzen. Indem wir uns gegen Fast Fashion und für faire Mode entscheiden, signalisieren wir den großen Konzernen: Es gibt immer mehr Leute, die nicht mehr in Kauf nehmen wollen, dass für ihre Mode andere Menschen und die Natur ausgebeutet werden.
Kaufen** kannst du Produkte von Shirts for Life zum Beispiel bei Avocadostore.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Slow Fashion: ein Konzept für bessere Mode
- Shirts, Tops & Co.: Günstige Mode-Basics fairer Marken
- Bestenliste: Fair Trade T-Shirts
War dieser Artikel interessant?