In den Kobalt-Minen im Kongo ist Kinderarbeit Alltag – die jüngsten Kinder, die hier Rohstoffe aus der Erde kratzen sind gerade einmal vier Jahre alt. Das zeigt eine Recherche von Sky News.
Das seltene Metall Kobalt benötigt man, um Smartphone- und andere Akkus herzustellen. Über die Hälfte des heute weltweit verwendeten Kobalds stammt aus der Republik Kongo, wo Ausbeutung in den Minen an der Tagesordnung ist. Die Arbeitsbedingungen sind oft unvorstellbar und der Einsatz von Kindern ist weit verbreitet.
Für ihre harte körperliche Arbeit in den Kobalt-Minen verdienen die Kinder mitunter weniger als 10 Cent am Tag. Das fand Sky News bei einer Recherche im Kongo heraus.
Der Film zeigt die harten Arbeitsbedingungen in den Minen – und einen achtjährigen Jungen, der dort für unsere Smartphones schuftet. „Er ist einer in einer Armee von Kindern, die in diesem Teil Afrikas in Kobalt-Minen arbeiten“, erklärt das Video und zeigt, wie der Junge Säcke schleppt und wie ihm dabei mit Schlägen gedroht wird.
„Wenn ich hier arbeite, leide ich. Meine Mutter ist schon gestorben und ich muss den ganzen Tag lang arbeiten und mir tut der Kopf weh“,
sagt der Junge im Video.
„Jeden Morgen wenn ich aufwache fühle ich mich schrecklich, weil ich weiß, dass ich wieder hierher zurück kommen muss. Alles tut weh.“
sagt ein anderer, elfjähriger Junge, während er auf seine Schultern zeigt.
Die beiden Jungen schleppen in offenen Minen schwere Säcke, andere Kinder sortieren aus dem Gestein das Kobalt aus. Viele Kinder und Erwachsene arbeiten in engen unterirdischen Schächten – ohne jegliche Schutzausrüstung. Immer wieder stürzen die Tunnel ein und Arbeiter werden verletzt oder sterben.
Zudem treten im Umfeld der Kobalt-Minen vermehrt Krankheiten auf. Kobalt ausgesetzt zu sein und seinen Staub einzuatmen kann laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) langfristige Gesundheitprobleme verursachen.
Kobalt: „Die Lieferkette ist chaotisch“
Die wachsende Nachfrage nach Lithium-Ionen-Akkus treibt die Industrie weiter an – eine Industrie, die von den chinesischen, US-amerikanischen und europäischen Konzernen finanziert wird, die uns Smartphones und Elektroautos verkaufen.
Die Minenbesitzer im Kongo verkaufen ihre Rohstoffe an Händler – Sky News zeigt vor allem einige Chinesen –, die sie dann wiederum weiterverkaufen an Unternehmen, welche die Batteriehersteller mit Kobalt versorgen. Diese stellen Batterien für Smartphones, Laptops und Elektroautos internationaler Konzerne her. Die Lieferketten werden damit mitunter schwer durchschaubar.
„Es gibt tausende inoffizielle, unregulierte, unkontrollierte Minen, in denen Männer, Frauen und Kinder unter Bedingungen arbeiten , die man nur als sklavisch bezeichnen kann“,
schreibt Sky News. „Die Lieferkette ist chaotisch, informell und unreguliert.“
Auf Nachfrage sagte Elektronik-Konzern Apple Sky News gegenüber: „Wenn unsere Lieferanten nicht in der Lage oder gewillt sind, unseren Standards zu entsprechen, dann unterbrechen oder beenden wir unsere Geschäftsbeziehungen mit ihnen.“ Der Konzern habe einen wichtigen Lieferanten angewiesen, kein Kobalt mehr aus den informellen Minen zu beziehen.
Andere Elektronik- und Autounternehmen, welche Sky News um Stellungnahmen bat, antworteten, dass es schwierig sei festzustellen, ob ihr Kobalt aus den Minen im Film stamme. Sie glaubten außerdem, es sei sinnvoller für die betroffenen Gemeinden, die Arbeitsbedingungen in den Minen zu verbessern als die Verträge ganz aufzukündigen. Allerdings: Seit vorangegangenen Recherchen vor wenigen Monaten, unter anderem von Amnesty International und der Washington Post, scheint sich nichts verbessert zu haben.
Utopia meint: Das Video zeigt eindrucksvoll, wie Menschen am anderen Ende der Welt für unsere Konsumgüter leiden. Denn Tatsache ist: Fast jeder von uns nutzt Geräte, in denen Kobalt aus solchen unkontrollierten Minen verarbeitet sein könnte. Je mehr Aufmerksamkeit das Thema Rohstoffgewinnung bekommt, desto eher werden sich auch Konzerne wie Apple oder Samung damit beschäftigen müssen, ihre Lieferketten transparenter und fairer zu gestalten.
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