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Faszination Spielschleim: Wie gefährlich sind Slime-Produkte?

Spielschleim - Faszination, Ekel und mögliche Gefahren
Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Kinder lieben Spielschleim: Die glibbrige, quietschbunte Masse durch die Hände rinnen zu lassen oder lange Fäden damit zu ziehen, ist einfach faszinierend. Doch Verbraucherschützer:innen warnen seit Jahren vor gesundheitsgefährdenden Stoffen, die Spielschleim enthalten kann.
Wunderbar glibberig! Spielschleim, auch liebevoll Slime genannt, kann geknetet, gequetscht und zu herrlich ekligen Fäden gezogen werden. Den Glibber-Schleim in schreiend bunten Farben gibt es im Spielwarenladen, in Supermärkten und online zu kaufen, die Produktauswahl ist riesig.

Faszination Schleim

Für Kinder ist Schleim faszinierend und unwiderstehlich. „Schleim hat eine Konsistenz, die es im Alltag nicht gibt“, so erklärt der Augsburger Sozialpädagoge und Spielforscher Volker Mehringer die Faszination, die Schleim auf Kinder ausübt. Er sei elastisch, klebe nicht, spreche viele Sinnesreize an und könne die Feinmotorik schulen. „Je nach Konsistenz kann es eine Herausforderung sein, den so in der Hand zu halten, dass er nicht wegfließt.“

Spannend finden Kinder aus seiner Sicht auch die Tatsache, dass sich Erwachsene vor dem Schleim oft ekelten. „Es ist sozial spannend, mit dem leichten Ekel zu spielen und eine gewisse Mutprobe, weil man sich überwinden muss, den anzufassen.“ Gleichzeitig stelle der Schleim keine Anforderungen. „Das lässt sich einfach nebenbei in die Hand nehmen, um sich für kurze Zeit abzulenken und dabei zu entspannen.“

Gefährliche Inhaltsstoffe in Spielschleim

Doch Verbraucherschützeri:nnen warnen seit Jahren vor gesundheitsgefährdenden Stoffen, die Spielschleim enthalten könnte. „Die schöne Schleimigkeit kommt dadurch zustande, dass man Borverbindungen hinzufügt“, sagt die Expertin Christine Throl vom Magazin ‚Öko-Test‘. Dieses hatte 2019 verschiedene Wabbelmassen untersucht und zum Teil Borsäure-Mengen oberhalb der zulässigen Grenzwerte entdeckt. Eine Untersuchung von ‚Stiftung Warentest‘ war zuvor zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Viele der Produkte hätten so gar nicht verkauft werden dürfen.

Seitdem habe sich nicht nennenswert etwas verbessert, sagt Throl. Seit 2020 bis heute habe es mehr als 150 Warnungen im europäischen Schnellwarnsystem Rapex zu Schleim-Produkten gegeben. „Das Produkt an sich ist ein Problemprodukt. Letztlich weiß ich als Verbraucher nicht, was drinsteckt“, kritisiert Throl. Gesetzlich sei nicht vorgeschrieben, dass die Hersteller die Inhaltsstoffe auf der Verpackung angeben. 

Borsäure kann unfruchtbar machen

Borsäure sorgt im Spielschleim für die besondere Konsistenz: Der Glibber-Schleim wird durch sie erst glibberig und dehnbar. Aber: Borsäure ist in größerer Konzentration gesundheitsschädlich. Borsäure und verschiedene andere Borverbindungen sind laut dem Bundesamt für Risikobewertung (BfR) als reproduktionstoxisch eingestuft – das heißt, sie können die Furchtbarkeit beeinträchtigen und das Kind im Mutterleib schädigen

Die europäische Spielzeugrichtlinie hat deshalb Grenzwerte festgelegt, wie groß die Menge an Borverbindungen sein darf, die die Produkte abgeben. In den nächsten Monaten werde die EU eine neue Spielzeugverordnung verabschieden, mit der die chemischen Grenzwerte noch einmal erhöht werden dürften, sagt Ulrich Brobeil vom Deutschen Verband der Spielwarenindustrie.

Im Handel ist das schleimige Spielzeug in diversen Farben erhältlich, auch Sets zum selber herstellen werden angeboten.
Im Handel ist das schleimige Spielzeug in diversen Farben erhältlich, auch Sets zum selber herstellen werden angeboten. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Das macht den Spielschleim so gefährlich

Das Matschen mit dem Spielschleim an sich sei bei der Borsäure weniger das Problem. „Es wird ein geringer Teil über die Haut aufgenommen, aber das ist vernachlässigbar“, sagt Throl. „Problematisch wird es, wenn größere Mengen verschluckt werden.“

Zum Teil kommt der Schleim in Getränkedosen verpackt daher, optisch erinnert er an Wackelpudding und verführt damit nicht nur zum Spielen, sondern auch dazu, ihn in den Mund zu nehmen.

Wie gefährlich ist der Schleim wirklich?

Müssen Eltern sich Sorgen machen, wenn ihr Kind den Glibberschleim liebt und ihn immer wieder in den Händen hin und her knetet – und eventuell versehentlich Teile davon verschluckt?

Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) gibt hier Entwarnung: „Die Wahrscheinlichkeit, dass durch das einmalige versehentliche Verschlucken auch größerer Mengen Wabbelmasse eine akute gesundheitliche Beeinträchtigung eintritt, ist sehr niedrig“, schreibt es in einer Stellungnahme aus dem Jahr 2022. Die Behörde hatte in einer Meta-Analyse die Daten von Proben aus verschiedenen Bundesländern ausgewertet. „Trotzdem sollten Eltern verhindern, dass ihr Kind die Wabbelmasse in den Mund nimmt, um den Kontakt mit Borsäure, aber auch anderen chemischen Substanzen gering zu halten“, heißt es vom BfR.

Beim Kauf auf Qualität achten

Kritisch seien vor allem Produkte aus Drittländern wie China, die über Billig-Handelsplattformen nach Deutschland gelangten, die sich aber nicht an die EU-Vorgaben für Spielzeug hielten, ergänzt Brobeil. Mehringer rät deshalb beim Kauf auf die CE-Kennzeichnung zu achten. Diese sei aber nur eine Selbstauskunft der Hersteller, merkt er an. „Worauf man sich aber mehr verlassen kann, ist eine TÜV-Prüfung.“

Unser Tipp: Slime kann man auch ganz einfach selber machen – natürlich ohne giftige Inhaltsstoffe. Wir verraten, wie’s geht:

Solltest du auf andere Rezepte aus dem Internet zurückgreifen: Bitte verwende keine Kontaktlinsenmittel oder Waschmittel, hier können ebenfalls Bor und andere Chemikalien enthalten sein, die nicht in Kinderhände gehören.

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