Stiftung Warentest hat 17 Hühnerfleischschenkel getestet und Beunruhigendes entdeckt, wie Krankheitserreger und resistente Bakterien. Auch die Bedingungen für Tiere und Arbeiter:innen in den Betrieben lassen oft zu wünschen übrig.
Es ist nichts Neues, dass Nutztiere oft unter fragwürdigen Bedingungen gehalten werden. Das wird in den neuen Untersuchungen von Stiftung Warentest wieder einmal deutlich. 17 Hühnerfleischschenkel hat Stiftung Warentest zum einen auf Tierwohl und Arbeitsbedingungen im Betrieb als auch auf Krankheitserreger und Bakterien getestet.
Test auf Tierwohl und Arbeitsbedingungen
Viele der Masthühner werden unter niedrigen Tierwohl-Standards gehalten. Konventionelle Ware wie bei Aldi Süd und Rewe ist mit der „Haltungsform Stufe 2“ deklariert und daher von Stiftung Warentest mit der Note ausreichend bewertet.
Bei der „Haltungsform Stufe 2“ („Stallhaltung Plus“) leben die Hühner im Stall und kommen ihr komplettes Leben lang nicht ins Freie. Auf einem Quadratmeter dürfen bis zu 35 Kilogramm Hühner leben. Ein Masthuhn hat nach fünf Wochen ein Körpergewicht von 1,5 Kilogramm; das bedeutet: etwa 23 Hühner leben in dieser Zeit auf einem Quadratmeter. Sie haben dabei kaum etwas zu tun: Pro 150 Quadratmeter ist nur ein einziger Gegenstand zur Beschäftigung für die Tiere vorgesehen.
Gut weg kommen bei Stiftung Warentest die beiden Bio-Anbieter Freiland Puten und Biofino, die ihr Fleisch in Bio-Qualität bzw. der „Haltungsstufe 4“ anbieten. Hier bewertet die Organisation den Tierwohl-Standard mit sehr gut und gut.
Die „Haltungsform Stufe 4“ ist die „Premium“-Stufe. Hierbei müssen die Hühner Zugang zu einem Freigelände haben, während mindestens eines Drittels der Lebenszeit. Die Stallfläche muss auf einem Drittel mit Einstreu, wie Stroh, Holzspäne, Sand und Torf ausgelegt sein.
Beim Vergleich der Arbeitsbedingungen sticht kein Betrieb positiv heraus. Die beste Bewertung, die Stiftung Warentest gibt, ist „befriedigend“. Die meisten Betriebe erhalten nur die Note ausreichend. Gerade konventionelle Anbieter wie Netto, Norma, Penny und Real fördern kaum Arbeitsbedingungen, die über den gesetzlichen Mindeststandard hinausgehen.
Bei dem Test für Tierwohl und Arbeitsbedingungen im Betrieb schneidet die Bio-Hähnchenkeule von Freiland Puten mit einem Preis von 14,90 Euro pro Kilogramm am besten ab. Verlierer ist Hähnchenfleisch von Norma, Penny, Real und Rewe mit gerade mal 2,72 bis 4,50 Euro pro Kilogramm. Hier zeigt sich: Billigfleisch geht auf Kosten von Tieren und Arbeiter:innen.
Test auf Krankheitserreger und resistente Bakterien
Bei dem Test auf Keime liegt die Bio-Hähnchenkeule von Freiland Puten ganz hinten. Das Fleisch roch gleich am Verkaufstag faulig und wurde somit von Stiftung Warentest nur im Labor untersucht und nicht, wie alle anderen, auf Geschmack getestet. Dabei wurde eine hohe Keimzahl nachgewiesen. Bio steht somit zwar für besseres Tierwohl, aber nicht automatisch für keimfreies Fleisch.
Freiland Puten hat laut Stiftung Warentest bereits reagiert und wird sich mit dem Hersteller, der Logistik und dem Handel befassen um so in Zukunft die Erzeugung von Keimen zu verhindern.
Gewinner im Test auf Keime sind die Hähnchenschenkel von Rewe Bio, gefolgt von einem Lidl-Produkt. Was auffällt: Stiftung Warentest bewertet die Qualität mehrerer Hähnchenschenkel mit der Note 2. Viele von ihnen sind aber nur mit der Haltungsstufe 2 deklariert. Das gilt unter anderem für Fleisch von Lidl und Wiesenhof. Unserer Ansicht hätte die Organisation hier strenger sein sollen. Fleisch einer so niedrigen Haltungsstufe sollte nicht als „gut“ ausgezeichnet werden.
Utopia meint: Möglichst viel, möglichst billig – die industrielle Produktion von Fleisch hat dazu geführt, dass sich extrem schlechte Haltungsbedingungen durchgesetzt haben. Wir raten darum dazu, immer Fleisch aus Bio-Haltung zu kaufen. Noch besser: zertifiziert von Bioanbauverbänden mit strengeren Richtlinien wie Demeter, Naturland und Bioland. Das Wichtigste aber für Umwelt, Tiere und für unsere Gesundheit ist, dass wir unseren Fleischkonsum reduzieren.
Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.
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