Das israelische Start-up SuperMeat hat eine Methode entwickelt, Fleisch zu züchten – ohne, dass dafür Tiere sterben müssen. Die Vision: Jeder soll sein eigenes Fleisch produzieren können.
Das Unternehmen will jegliches Tierleid abschaffen, ist jedoch realistisch in seiner Einschätzung, dass der Großteil der Weltbevölkerung weiterhin Fleisch essen möchte und wird – so erklärt SuperMeat seine Motivation. („We were looking for the best way to end animal suffering, but also be realistic about meat eating habits.“)
Gemeinsam mit Professor Yaakov Nahmias, Biomedizin-Techniker an der Hebrew University of Jerusalem, haben die Initiatoren von SuperMeat eine Technologie entwickelt, mit deren Hilfe echtes Fleisch gezüchtet werden kann ohne dabei Tieren zu schaden. Aus einer kleinen Gewebe-Probe aus der Haut eines Huhns werden Zellen gewonnen, die dann in einer Nährstofflösung vermehrt werden. Die Zellen formen winzige Muskelgewebe und daraus wächst in einem speziellen Bioreaktor schließlich richtiges Fleisch – in Portionen, die direkt verarbeitet werden können.
Der ganze Prozess soll schließlich, so die Vision der Unternehmer, in kleinen „Fleischmaschinen“ stattfinden, die in Restaurants, Supermärkten und Haushalten aufgestellt werden können. Im Gegensatz zur heutigen Fleischindustrie, in der wenige Konzerne einen Großteil des Marktes kontrollieren, würde Fleisch so dezentral und in geringeren Mengen direkt dort hergestellt, wo es nachgefragt wird.
Nach Angaben des Unternehmens soll das Verfahren zunächst nur auf Hühnerfleisch angewendet werden: Konkret gezüchtet werden sollen Hühnerleber, Hackfleisch und Hühnerbrust.
„SuperMeat revolutioniert die Fleischindustrie“
Die Unternehmer hinter SuperMeat sind sehr überzeugt von ihrer Idee:
„SuperMeat is revolutionizing the meat industry by ushering in the biggest change to the way people consume food since the dawn of the Industrial Age.“
(Deutsch: „SuperMeat revolutioniert die Fleischindustrie, indem es die größte Veränderung seit dem Beginn des Industriezeitalters einleitet in der Art, wie Menschen Lebensmittel konsumieren.“)
SuperMeat soll aber, wenn es nach den Machern geht, nicht nur die Fleischproduktion komplett umkrempeln, sondern auch den Klimawandel stoppen und den Welthunger beenden: Den Angaben des Unternehmens zufolge benötigt das gezüchtete Fleisch etwa 99% weniger Land, verursacht 96% weniger Treibhausgas-Emissionen und braucht bis zu 96% weniger Wasser als Fleisch aus der heutigen Fleischindustrie.
Zudem soll das Zucht-Fleisch angeblich gesünder sein (weil es unter kontrollierten Bedingungen hergestellt wird) und die Unternehmer glauben: „SuperMeat wird billiger sein als konventionelles Fleisch.“ (Die Begründung: „Das ist einfach logisch.“)
Noch befindet sich das Projekt relativ am Anfang – wann es so weit ist, dass Verbraucher sich ihr eigenes Fleisch züchten können, und ob es überhaupt so weit kommt, ist noch unklar. Die Visionen von SuperMeat kann man sich hier aber schonmal ansehen (Video auf Englisch):
Fazit: Dass wir angesichts von Klimawandel und wachsender Weltbevölkerung dringend Alternativen zur heutigen Fleischindustrie brauchen, ist völlig klar. Der Ansatz, Fleisch zu produzieren ohne all die negativen Effekte der Fleischindustrie, hat großes Potenzial. Und offenbar auch viele Unterstützer: SuperMeat hat es geschafft bei einer Crowdfunding-Kampagne auf Indiegogo rund 215.000 US-Dollar (ca. 200.000 Euro) einzusammeln. Das Unternehmen trägt mit seinen Versprechen allerdings ziemlich dick auf und bleibt einige konkrete Fakten schuldig. Zu verfolgen, wie es mit dem Projekt weitergeht, kann nicht schaden.
Fleisch essen ohne Tiere zu töten – ist das die perfekte Lösung oder völlig pervers? Würdet ihr künstlich gezüchtetes Fleisch essen? Wir freuen uns auf eure Kommentare!
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