Eine Frankfurter Schulklasse plant eine Klassenfahrt – auf einem Kreuzfahrtschiff. Die Idee dazu hatte nicht die Schulklasse selbst, sondern ihr Lehrer. Haben wir wirklich so wenig verstanden? Ein Kommentar.
Schon nächste Woche soll es losgehen: 16 Schüler der Carl-Schurz-Schule in Sachsenhausen werden mit dem Kreuzfahrtschiff Aida auf Abschlussfahrt gehen. Fünf Tage mit Halt in Oslo und Kopenhagen, 390 Euro pro Kopf – toll.
Kreuzfahrten sind umweltschädlich
Nicht so toll: Kreuzfahrten gelten als extrem umweltschädlich. Jede Kreuzfahrt verbraucht die Energie einer Kleinstadt. Sie produziert tonnenweise CO2-, Stickstoff- und Feinstaub-Emissionen. Die Schiffe werden mit giftigem Schweröl angetrieben, das so umwelt- und gesundheitsschädlich ist, dass es an Land längst verboten wurde.
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Die Schule, die ihre Klasse auf eine umweltschädliche Kreuzfahrt schickt, hatte erst im August von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) einen Umwelt-Preis überreicht bekommen. Der Lehrer, der die Kreuzfahrt initiierte, engagiert sich beim Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Einige Schüler der Klasse sollen mit der Kreuzfahrt nicht einverstanden gewesen sein und regelmäßig an den Klimaprotesten teilnehmen. Das passt nicht zusammen.
„Ich habe kein schlechtes Gewissen“
Die Erklärung des Lehrers ist fast noch schlimmer, als die Kreuzfahrt selber. Ihm zufolge soll ein Ziel der Reise sein, sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Wir werden vor Ort den Umweltoffizier treffen und die Schüler können kritische Fragen stellen“, sagte er auf Nachfrage der der Frankfurter Rundschau. Also eine Kreuzfahrt machen, um sie kritisch bewerten zu können? Das ist absurd.
Abstrus ist auch diese Rechtfertigung: Das Preisleistungsverhältnis sei unschlagbar. Das soll der Lehrer gegenüber der hessenschau gesagt haben, die als erstes über den Fall berichtete. „Ich habe kein schlechtes Gewissen.“ Na dann.
Es geht um etwas anderes
Was er scheinbar nicht verstanden hat: Es geht hier nicht um sein schlechtes Gewissen. Auch muss man eine Kreuzfahrt ganz sicher nicht gemacht haben, um sie kritisch bewerten zu können. Es geht um das Signal, das ein solcher Fall sendet.
Seit über einem Jahr gehen jeden Freitag Kinder und Jugendliche auf die Straße, um gegen eine unmittelbar bevorstehende Klimakrise zu demonstrieren und um die Menschen und die Politik wachzurütteln. Tausende Jugendliche erklären den Erwachsenen jeden Freitag „Ihr klaut uns unsere Zukunft!“
Und dann sowas. Liebe Lehrer, liebe Schulen – ihr seid Vorbilder. Nehmt eure Funktion ernst, euch selbst und eure Schüler!
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