Kaum zu glauben: Die Billig-Airline Ryanair bietet derzeit Flüge von Berlin nach Mallorca an, für sage und schreibe 1,99 Euro – ein Preis, für den wir letztlich mit der Zukunft unseres Planeten bezahlen.
Die Erde ist vom Klimawandel bedroht und dennoch fliegen wir Deutschen so viel wie nie zu vor. Dabei ist das Flugzeug das umweltschädlichste Verkehrsmittel von allen, eine Katastrophe für den Klimaschutz: Eine Flugreise nach Mallorca verursacht so viel CO2 wie ein ganzes Jahr lang Autofahren.
Dank extrem billiger Flugpreise, die das Fliegen zum günstigen Verkehrsmittel machen, lässt sich dieser Fakt aber offenbar recht gut verdrängen. Die irischen Airline Ryanair setzt dem Preiskampf der Billig-Airlines jetzt aber die Krone auf: Dort kann man derzeit Flugtickets von Berlin nach Mallorca buchen, für lächerliche 1,99 Euro.
Warum ist Fliegen so billig?
Doch wie kann Fliegen überhaupt so billig sein? Die Antwort: Deutschland subventioniert den Luftverkehr. Das bedeutet, dass der Bau von Flughäfen und Flugzeugen von unseren Steuergeldern bezahlt wird.
Hinzu kommen umstrittene Staatshilfen für Fluggesellschaften: Der amerikanische Konzern Boeing und das europäische Äquivalent Airbus profitieren zum Beispiel seit Jahrzehnten von amerikanischen und europäischen Zahlungen. Beschwerden dagegen liegen der Welthandelsorganisation (WTO) vor, geändert hat sich bis heute nichts.
Und Airlines profitieren von Steuererleichterungen: Sie zahlen keine Steuern auf den Treibstoff Kerosin. Zum Vergleich: Wir zahlen 70 Prozent Steuern auf Benzin an der Tankstelle. Zudem entfallen 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Flugtickets. (Mehr dazu in diesem Artikel des Online-Magazins Perspective Daily)
Wie kommt es zu den extrem billigen Preisen bei Ryanair?
Nun sind die Preise von Billig-Airlines wie Ryanair meistens noch deutlich günstiger als die regulärer Fluggesellschaften – wie das aktuelle Beispiel zeigt. Solche Preise sind unter anderem möglich, weil die Ticketpreise mit Zusatzangeboten in die Höhe getrieben werden, man zahlt für Gepäck, Sitzplatz, Essen und Getränke, diverse Versicherungen, usw. extra.
Bei Ryanair wird aber auch noch an anderer Stelle gespart: Ein Bericht von 2017 der ARD-Sendung „Die Story“ zeigte die prekären Arbeitsbedingungen der Ryanair-Angestellten. Diese erhalten nicht nur extrem niedrige Löhne – sondern werden dank eines perfiden Beschäftigungsmodells auch um Sozialleistungen und Krankenversicherung gebracht.
Dieses Modell sieht vor, dass Ryanair-Piloten nicht bei der Airline angestellt sind, sondern auf selbstständiger Basis für Ryanair arbeiten. Bedenklich ist das auch beim Thema Sicherheit: Sind die Piloten krank, fliegen sie häufig trotzdem, weil sie sonst kein Geld verdienen. Ein Sicherheitsrisiko.
Ryanair: Alles andere als umweltfreundlich
Mit seinen billigen Preisen auf Kosten der Mitarbeiter kurbelt Ryanair den Flugverkehr an – und schadet der Umwelt damit enorm. Da hilft es auch nichts, dass das Unternehmen im Februar verkündete in fünf Jahren plastikfrei sein zu wollen.
Frühere Aussagen von Ryanair-CEO Michael O’Leary belegen, dass sich Ryanair weder um seine Mitarbeiter noch um die Umwelt schert: „Am besten könnten wir die Umwelt schützen, wenn wir die ganzen Umweltschützer erschießen dürften“, hatte der Chef der Airline in einem Interview mit der Welt am Sonntag erklärt.
Immer mehr Menschen fliegen
Laut Statista gab es im Jahr 2017 weltweit vier Milliarden Fluggäste, die „Internationale Luftverkehrsvereinigung“ (IATA) erwartet, dass die Zahl bis 2035 auf etwa 7,2 Milliarden ansteigt.
Wenn man bedenkt, welchen Schaden das Fliegen anrichtet, gibt das zu denken: Bleiben die aktuellen Entwicklungen konstant, wird der Flugverkehr im Jahr 2050 für 22 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sein, prognostiziert das Öko-Institut Freiburg in einem Bericht.
Flugverkehr fällt aus dem Pariser Klimaabkommen
Trotz der Klimaziele, die im Pariser Klimaabkommen festgehalten wurden, wird sich an diesem Trend kurzfristig wohl nichts ändern. Denn jeder Flug, der eine Ländergrenze überfliegt, fällt aus der Rechnung des Pariser Klimaabkommens, weil unklar ist, auf wessen Konto die Emissionen gehen.
Der Flugsektor soll sich theoretisch selbst regulieren, unter der Aufsicht des ICAO, der Sonderorganisation der Vereinten Nationen, der für die internationale Koordination der Luftfahrt verantwortlich ist. Laut der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) vertrete diese aber vor allem Wirtschaftsinteressen. Praktisch gibt es deshalb keine Regulierung. Der Luftverkehr bläst also weiterhin Unmengen CO2 in die Luft – weil er sich nicht an die Klimaziele halten muss.
Die Lösung ist eigentlich ganz einfach
Was also müsste getan werden, um das Klima und damit die Zukunft unseres Planeten zu retten? Eigentlich ganz einfach: Die Steuervorteile und Subventionen müssten abgeschafft werden – die Preise für Flugtickets befänden sich in einer angemesseneren Höhe und die Anzahl unserer Flugreisen würde sich reduzieren.
Tut sie das nicht, müssen wir die Folgen des Klimawandels in Kauf nehmen, die wir schon diesen Sommer zu spüren bekommen haben: Dürre, Waldbrände, Starkregen, trockene Böden, Hitzewellen, Wasserknappheit, Ernteausfälle, halb leere Flüsse, Menschen mit Schwächeanfällen und Kreislaufzusammenbrüchen. Immerhin wird es uns dann wahrscheinlich nicht mehr in den Süden ans Meer ziehen, weil die warmen Urlaubsorte dann wahrscheinlich ausgetrocknet sind.
Was können wir tun?
Billige Flugtickets verleiten zum Fliegen und setzen ein völlig falsches Signal: Nämlich, dass der Klimawandel nicht ernstgenommen werden muss. Ein Flugticket für 1,99 Euro anzubieten, ist ein Skandal, der alle Bemühungen für das Klima lächerlich macht.
Unsere Empfehlung ist deshalb, auf billige Kurztrips zu verzichten und stattdessen in der Region Urlaub zu machen. Viele Reiseziele in Europa sind mit dem Zug erreichbar – und oft liegen die schönsten Erholungsparadiese direkt vor der Haustüre. Tipps für nachhaltiges Reisen findest du in unseren Artikeln: Verträglich Reisen – so geht sanfter Urlaub oder 5 Tipps: einfach nachhaltiger Urlaub machen.
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