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WWF äußert sich zu Vorwürfen: „Ranger dürfen nicht selbst zu Tätern werden“

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Bild: © Utopia

Einer Recherche des Nachrichtenportals Buzzfeed zufolge soll der World Wide Fund For Nature (WWF) gewalttätige Wildhüter finanziell unterstützt haben. Nun hat sich der Geschäftsleiter des WWF Deutschland, Christoph Heinrich zu den Vorwürfen geäußert.

Am 4. März veröffentlichte „Buzzfeed News“ den seitenlangen Bericht „WWFs geheimer Krieg“. Demnach soll die Umweltorganisation jahrelang paramilitärische Organisationen in Asien und Afrika unterstützt haben. Diese bewaffneten Ranger sollen, den Recherchen zufolge, Menschen überfallen, gefoltert und getötet haben. Auch sollen sie örtliche Soldaten zum Kampf gegen Wilderer rekrutiert haben. Mehr dazu: Schwere Vorwürfe gegen den WWF: Organisation soll mit kriminellen Wildhütern arbeiten

Zu diesen Vorwürfen äußerte sich nun Christoph Heinrich. Er ist Vorstand für Naturschutz beim WWF Deutschland und Mitglied der Geschäftsleitung. In einem Interview mit Zeit Online erklärte er, wie die weltweit tätige NGO die Vorfälle aufklären will.

WWF-Skandal: NGO lässt Anschuldigungen von Rechtskanzlei prüfen

Heinrich zufolge habe der WWF „ein internationales Krisenteam eingerichtet und zusammen mit externen Menschenrechtsexperten eine umfassende Untersuchung eingeleitet“. Die Vorwürfe lässt die Organisation derzeit von der internationalen Rechtsanwaltskanzlei Kingsley Napley untersuchen.

Außerdem hat der WWF den ehemaligen Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Markus Löning als Menschenrechtsberater hinzugezogen. Sein Institut „Human Rights & Responsible Business“ soll feststellen, ob die Arbeit des WWF noch Menschenrechtsaspekten entspricht.

Auch das Bundesumweltministerium hatte angekündigt, die Vorwürfe zu prüfen und auf Aufklärung zu drängen. Man wolle besonders prüfen, ob und inwiefern auch vom BMU geförderte Projekte betroffen sind.

„Sollten sich einige der Vorwürfe bewahrheiten, werden wir in jedem belegbaren Fall sehr klare Konsequenzen ziehen“, so Christoph Heinrich vom WWF. Wie der World Wide Fund For Nature konkret gegen die Finanzierung von paramilitärischen Strukturen vorgehen will, verriet er nicht.

Gewalttaten vorbeugen: Das tut der WWF bereits

Wie konnte es zu den im Report beschriebenen Menschenrechtsverletzungen kommen? Eigentlich sollen bestimmte Maßnahmen des WWF garantieren, dass Menschenrechte im Rahmen von Umweltschutzprojekten gewahrt werden. Heinrich zufolge würden Projekte regelmäßig von Projektkoordinatoren aus Deutschland überprüft. Außerdem habe man sogenannte „Whistleblower-Hotlines“ in den Regionen eingerichtet, in denen der WWF aktiv sei. Über diese können Mitarbeiter Verstöße anonym bei einer unabhängigen Beschwerdestelle melden.

Außerdem erarbeite der WWF zurzeit „Safeguards“. Mit solchen Absicherungsmaßnahmen garantieren internationale Organisationen (z.B. auch Banken), dass ihre Projekte zum Beispiel sozialen Standards entsprechen. Die Safeguards des WWF sollen Heinrich zufolge auch „soziale Fragen und Gendergerechtigkeit“ berücksichtigen.

Zusammenarbeit mit lokalen Strukturen ist notwendig

Im Buzzfeed-Bericht wird der WWF unter anderem dafür kritisiert, dass er mit militanten Gruppierungen und Polizeieinheiten zusammenarbeitete – auch noch, nachdem Missstände bekannt geworden waren. Heinrich argumentierte, dass Umweltschützer oft nicht anders könnten, als mit Behörden der Regierung zusammenzuarbeiten – „auch dann, wenn diese Staaten unserem Verständnis von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit entgegenstehen“. Denn Schutzgebiete und Nationalparks seien meist staatliches Eigentum.

Die Dienste des WWF beschränken sich aber darauf, beispielsweise Ausbildungen für Ranger anzubieten – auch zum Thema Menschenrechte. Um sich klar von Interessenskonflikten zu distanzieren, übernimmt die NGO offenbar nie selbst Polizeifunktionen.  „Beim Einsatz vor Ort gegen die Wilderei liegt das Gewaltmonopol beim Staat.“ Der WWF setzte sich außerdem dafür ein, den Handel auf dem asiatischen Schwarzmarkt durch Aufklärung zu bekämpfen.

Schutzgebiete und ihre Mitarbeiter pauschal zu verurteilen, wäre laut dem Geschäftsleiter von WWF Deutschland sehr unfair. Denn: „Schutzgebietsranger haben einen der gefährlichsten Berufe der Welt. Jedes Jahr sterben Dutzende von ihnen im Kampf gegen hochgerüstete Wilderer“ Die meisten würden ihre Arbeit aber verantwortungsbewusst ausführen. „Trotzdem dürfen [Ranger] […] selbst nicht zu Tätern werden.“

WWF: Gewalt-Verbrechen waren schon bekannt

Der WWF steht nicht zum ersten Mal in der Kritik. Wilfried Huismann kritisierte die Organisation unter anderem in seiner Dokumentation „Der Pakt mit dem Panda“ und seinem „Schwarzbuch WWF“. Im Interview mit dem Spiegel weist der Autor und Filmemacher auch darauf hin, dass NGOs wie Survival International die Organisation wiederholt auf Gewalttaten von Wildhütereinheiten aufmerksam gemacht hatten. In diesen Fällen habe der WWF die Beteiligung meist abgestritten.

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