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Zara: Hilferuf von Textil-Arbeitern in Etiketten gefunden

Zara Filiale Etiketten Botschaft
Foto: "Zara" von Daniel Lobo unter CC-BY 2.0

In einer Zara-Filiale in Istanbul haben Kunden Kleidungsstücke mit versteckten Botschaften auf den Etiketten entdeckt. Die Nachrichten stammen von Arbeitern, die mehrere Monate nicht bezahlt wurden.

„Ich habe diesen Artikel, den Sie kaufen wollen, hergestellt, aber ich wurde dafür nicht bezahlt“ – diese Worte waren auf den Etiketten mehrerer Kleidungsstücke zu lesen. Wie die Nachrichtenagentur „Associated Press“ (AP) berichtet, haben Angestellte eines Zara-Lieferanten die Botschaften angebracht.

Konkret habe es sich dabei um den türkischen Bekleidungsproduzent „Bravo Tekstil“ gehandelt, der neben Zara auch die Modeketten Mango oder Next beliefert. AP zufolge habe der Betrieb vor einiger Zeit quasi „über Nacht“ geschlossen – ohne die letzten drei Monatsgehälter oder Abfindungen an die Angestellten zu zahlen.

Druck auf Zara

Mit ihren Botschaften in den Etiketten wollten die Angestellten auf ihre Situation aufmerksam machen – und zugleich Druck auf Zara ausüben. 140 ehemalige Mitarbeiter haben außerdem eine Petition gestartet, mit der sie die Auszahlung ihrer Gehälter fordern.

Wie in der Petition beschrieben, warten die Arbeiter schon weit über ein Jahr auf ihr Geld. Bereits im Juli 2016 haben sie ihr Gehalt nicht erhalten. Gläubiger hätten alle Maschinen und Wertgegenstände aus der Fabrik konfisziert, die Chefs seien mit den Einnahmen abgehauen.

Gewerkschaft verhandelte mit Zara

Obwohl die zuständige Gewerkschaft seit August 2016 mit Zara und anderen Marken über den Fall verhandelt, habe sich bislang nur wenig getan. Nach einem Jahr Verhandlungen hätten die Marken erklärt, dass sie etwa ein Viertel der Forderung bezahlen. „In anderen Worten: Die Marken erkennen ihre Verantwortung an, aber sie dachten, wir verdienen nicht mehr als ihren Abfall“, heißt es in der Petition.

Offizielle Stellungnahme

Inzwischen gibt es offizielle Stellungnahmen der Konzerne. Das Textilunternehmen „Inditex“, zu dem unter anderem Zara gehört, erklärte gegenüber dem Mode- und Beauty-Portal „Refinery 29“:

„Inditex hat all seine vertraglichen Verpflichtungen mit Bravo Textil [sic] eingehalten und arbeitet derzeit gemeinsam mit der IndustriAll Schwestergesellschaft, Mango und Next daran, einen Hilfsfond für die betroffenen Mitarbeiter einzurichten, die von dem betrügerischen Verschwinden des Besitzers der Produktionsstätte betroffen sind.“

Zara und Co. nehmen ihre Verantwortung nicht ernst

Wie hoch dieser Hilfsfond sein soll und ob die Arbeiter mehr als nur ein Viertel der geforderten Summe erhalten werden, konkretisierte Inditex nicht weiter.

Auch wenn Inditex, Zara oder Mango ihre Verpflichtungen formal eingehalten haben – dass sie Arbeiter, die für sie Kleidung produzieren, nicht besser schützen, ist traurig. Bedenklich ist auch, dass es scheinbar medienwirksame Aktionen wie versteckte „Hilferufe“ in den Etiketten braucht, damit die Konzerne ihre Verantwortung ernst nehmen.

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