In ihrem wöchentlichen Video-Podcast spricht Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über „ehrgeizige Ziele“, um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Doch das nationale Konzept, bei dem alle an einem Strang ziehen sollen, stößt auch auf Kritik.
„Lebensmittel sind wertvoll – und leider werden aber noch viel zu viele Lebensmittel weggeworfen. Wir wollen erreichen – und das ist ein ehrgeiziges Ziel – dass die Abfälle von Lebensmitteln bis zum Jahre 2030 halbiert werden. Das ehrgeizige Ziel können wir nur erreichen, wenn alle mitmachen: die Verbraucher, die Landwirtschaft, der Handel, die Lebensmittelindustrie und die Gastronomie. Aber dann kann es gelingen.“
Julia Klöckner hat eine neue Strategie vorgestellt
Mit diesen Worten eröffnet Merkel die Rede in ihrem kurzen Videoclip, der am 16. Februar von Regierungssprecher Steffen Seibert über Twitter verbreitet wurde. Anschließend verwies sie darauf, dass Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) eine nationale Strategie zur Reduzierung von Foodwaste vorlegen wird. Am heutigen Mittwoch wurde die Strategie nun vom Kabinett beschlossen. Die konkreten Maßnahmen zielen dabei auf Freiwilligkeit ab, anstatt verbindliche Reduktionsziele für alle Beteiligten der Wertschöpfungskette festzulegen.
Diese Kursrichtung wurde schon im Vorfeld von Merkels Videobotschaft unterstützt: Es gehe darum, dass „alle Akteure dann mit dabei sind, neben den schon genannten auch die Forschung“. Eine wichtige Stellschraube der Strategie ist, das Bewusstsein der Verbraucher darüber zu schärfen, wie kostbar Lebensmittel sind. Dieses Ziel verfolgt auch die bereits gestartete Initiative „Zu gut für die Tonne!“. Die Kanzlerin untermauert den Wert von Nahrungsmitteln mit Beispielen wie dem Wasserverbrauch für die Herstellung von Käse oder Rindfleisch.
Jeder Einzelne soll einen Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung leisten
Merkels Appell am Ende lautet: Auch jeder Einzelne von uns kann und soll einen Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung leisten – auf die richtige Lagerung achten und „bei den Mengen aufpassen“, aber auch Initiativen in der Nachbarschaft aufsuchen, an die wir überschüssige Lebensmittel abgeben können, anstatt sie wegzuwerfen.
Insbesondere dieser letzte Punkt ist es, der den Unmut zahlreicher Twitter-User erregte: Denn Supermärkte in Deutschland werfen tagtäglich jede Menge noch genießbare Lebensmittel weg. Wer wiederum „containert“, um diese aus dem Müll zu holen, begeht hierzulande eine Straftat – obwohl immer wieder Petitionen fordern, dass das geändert wird.
Viele wünschen sich ein Verbot per Gesetz
Diese Situation spiegelt sich in vielen Kommentaren: „Bestimmt wäre es erstmal notwendig dem Einzelhandel per Gesetz das Wegwerfen noch verzehrbarer Lebensmittel zu verbieten und Leute, die Lebensmittel aus deren Containern retten, nicht zu kriminalisieren – auch wenn das der CDU widerstrebt!“, twittert ein User. „Ach, WIR sollen Lebensmittel weitergeben, aber die Supermärkte, die den Krams aus gesetzlichen Gründen nicht weiter verkaufen können, sollen täglich Mengen wegwerfen, die ich in einem Monat nicht zusammen bekomme?“, kommentiert ein anderer.
Viele wünschen sich, dass per Gesetz verboten wird, Lebensmittel wegzuwerfen. In anderen Ländern wie Frankreich, Tschechien oder Italien gehen die Regierungen in dieser Hinsicht wesentlich weiter als Klöckners Strategie einer „vereinten Kraftanstrengung“ auf freiwilliger Basis. Das Konzept der Ernährungsministerin ist bereits von den Grünen, der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und foodsharing kritisiert worden. Albert Stegemann, ernährungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, bezeichnete die Strategie dagegen als „Meilenstein“.
Utopia meint: Solange die Bundesregierung der Lebensmittelverschwendung vonseiten der Supermärkte keinen gesetzlichen Riegel vorschiebt, mag es manchen Menschen scheinheilig vorkommen, wenn sie aufgefordert werden, erst einmal selbst „im Kleinen“ aktiv werden zu müssen. Trotzdem sollten wir alle unsere Möglichkeiten nutzen, um auch unseren eigenen verschwenderischen Umgang zu reduzieren – denn rund 61 Prozent fallen laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durch Privathaushalte an. Es ist zu begrüßen, dass sich die Bundesregierung ernsthaft mit dem Thema befasst und an Lösungen für das Problem arbeitet – auch wenn diese noch nicht weit genug greifen.
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