Aldi Süd wirbt derzeit mit regionalen Lebensmitteln: „Bestes aus der Region“ heißt es etwa auf Gemüse, Fleisch und Mehl in den Supermärkten. Doch was versteht Aldi eigentlich unter „regional“ – und woher kommen die Produkte?
Regionale Ware spart lange Transportwege und damit oft klimaschädliche Emissionen – das ist den meisten Menschen bekannt. Viele achten darum beim Einkauf auf Kennzeichnungen wie „regional“ oder „aus der Region“. Das wissen auch die großen Supermarkt- und Discounterketten; längst beziehen sie zumindest einen Teil ihrer Produkte pro Standort aus der jeweiligen Region.
Discounter Aldi Süd macht in einer aktuellen Kampagne besonders auf seine regionalen Lebensmittel aufmerksam. „Hol dir deine Portion Region“ heißt es in der Werbung, die Landwirt:innen mit ihren Produkten zeigt. Die meisten der Lebensmittel verkauft Aldi unter der Eigenmarke „Bestes aus der Region“. Darunter finden sich Obst und Gemüse – welches laut Unternehmen „wann immer saisonal verfügbar und regional möglich“ aus der jeweiligen Region bezogen wird –, aber auch beispielsweise Fleisch, Eier, Molkereiprodukte, Backwaren und Wein.
Mit der Eigenmarke wolle man regionalen Erzeuger:innen „eine verdiente Bühne“ geben und „unsere Wertschätzung für regionale Lebensmittel zum Ausdruck bringen“, erklärt Christian Göbel, Group Director Customer Interaction bei Aldi Süd.
Über das Jahr und alle Regionen hinweg sind laut Aldi rund 350 Produkte mit dem sogenannten Regionalfenster gekennzeichnet. Dieses freiwillige Siegel gibt Auskunft über den Ort der Herkunft und die Verarbeitung von Lebensmitteln – wird allerdings mitunter dafür kritisiert, zu wenig ambitioniert zu sein.
Was ist eigentlich „regional“ bei Aldi?
Und wie ambitioniert ist Aldi mit seinen regionalen Lebenmitteln?
Bei Produkten, die Aldi unter der neuen Eigenmarke „Bestes aus der Region“ führt, müssen die Rohstoffe „überwiegend – und die Hauptzutat vollständig – aus der gekennzeichneten Region stammen“, heißt es auf der Unternehmenswebsite. Auch die Produktion beziehungsweise Verarbeitung muss demnach in derselben oder ausnahmsweise in der benachbarten Region stattfinden. Bei Mischprodukten gibt Aldi Süd im Regionalfenster an, wie hoch der regionale Rohstoffanteil im Gesamtprodukt ist.
Als Region definiert der Discounter dabei ein Bundesland oder einen „Natur- oder Kulturraum“. Auf Nachfrage schreibt Aldi, der Verkauf finde innerhalb der Region und in angrenzenden Gebieten statt.
Tatsächlich gibt es für den Begriff „regional“ keine fixe Definition, die etwa einen bestimmten Radius festlegen würde. In einem vergleichsweise kleinen Gebiet wie beispielsweise Franken oder dem Rheinland etwa Gemüse aus genau diesem Gebiet anzubieten, grenzt die Herkunft sinnvoll ein. Ganze Bundesländer hingegen sind als Region schon recht großzügig festgelegt – immerhin kann das mehrere hundert Kilometer umfassen.
Regionales Fleisch aus Massentierhaltung
Uns fällt beim Blick auf einige exemplarisch ausgewählte Produkte noch etwas auf: Neben einigen lobenswerten Ausnahmen handelt es sich überwiegend um konventionell erzeugte Waren, also auch Fleisch- und Milchprodukte aus industrieller Tierhaltung. Mehrere Fleischprodukte stammen laut Kennzeichnung aus der Haltungsstufe 2, die nur minimal über die gesetzlichen Vorgaben zur Tierhaltung hinausgeht.
Auf Nachfrage verweist man uns auf den Plan von Aldi Süd und Aldi Nord, bis 2030 einen Großteil des Fleisch- und Milchsortiments auf die strengeren Haltungsstufen 3 und 4 umzustellen. Bereits heute stamme Frischfleisch überwiegend aus Deutschland. Nur sagt die Herkunft eben noch nicht viel über Tierwohl und Umweltauswirkungen aus – und bis zum Jahr 2030 müssen noch ein paar Jahre vergehen.
Utopia meint: Regional reicht nicht
Der Trend zu nachhaltiger erzeugten Lebensmitteln geht – zum Glück – auch an den bundesweit vertretenen Discountern nicht vorbei. Immerhin gehört Aldi trotz (oder wegen) seiner Niedrigpreis-Strategie inzwischen zu den wichtigsten Bio-Händlern Deutschlands.
Es ist folgerichtig, dass der Discounter mit seinen vielen Standorten Lebensmittel aus den jeweiligen Regionen bezieht und so zumindest punktuell lange Transportwege vermeidet. Die klare Kennzeichnung ermöglicht es den Kund:innen, auch im Discounter mehr regionale Lebensmittel zu kaufen. Damit allein ist es aber noch nicht getan: Auch regional erzeugte Lebensmittel können Klima und Umwelt massiv schaden, wenn sie beispielsweise mithilfe von herkömmlichen Düngemitteln und Pestiziden erzeugt sind oder Fleisch aus zerstörerischer industrieller Tierhaltung stammt.
Wichtig wäre es darum, dass regionale Lebensmittel vom Handel so ausgewählt werden, dass sie wirklich umweltschonend sind: aus Betrieben, die nach Bio-Standards wirtschaften, Tiere möglichst artgerecht halten und klimaschonend agieren. Dafür müssten diese natürlich auch fair bezahlt werden – bislang nicht die größte Stärke der Discounter.
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