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Was Massentierhaltung bedeutet – und was du tun kannst

Massentierhaltung
Foto: CC0 / Pixabay / borevina

Massentierhaltung ist den meisten Menschen ein Begriff. Doch was die Haltungsform genau bedeutet und mit welchen konkreten Bedingungen sie einhergeht, ist nicht immer klar. Wir erklären dir alles, was du zum Thema Massentierhaltung wissen musst.

Bei Massentierhaltung hast du wahrscheinlich sofort das Bild eines beengten Stalls vor Augen, in dem Schweine, Kühe oder Hühner auf kleinstem Raum ein trostloses Dasein fristen. Werden Tiere so gehalten, steht ihr Wohl an hinterster Stelle. Was zählt, ist die Wirtschaftlichkeit: In der Massentierhaltung geht es darum, besonders schnell, effizient und kostengünstig Fleisch, Milch und Eier an die Verbraucher:innen zu bringen. Dass hinter den erschwinglichen Preisen das Leid von Lebewesen steht, kommt dabei oft nicht klar genug zum Ausdruck oder wird verdrängt.  

Der Aufstieg der Massentierhaltung begann in den 1960er Jahren. Damals galt diese Haltungsform als besonders modern und praktisch. Nach Vorbild der Industrie sollten Tiere gehalten und geschlachtet werden. Massentierhaltung machte damals tierische Erzeugnisse für alle Einkommensklassen leicht zugänglich. In Deutschland tauchte der Begriff erstmals Mitte der 1970er Jahre auf. Nach Angabe von Greenpeace verdreifachte sich in Europa die Milch- und Fleischproduktion zwischen 1960 und 2010. Laut der Albert-Schweitzer-Stiftung sterben allein in Deutschland 760 Millionen Tiere pro Jahr in Massentierhaltung.

Was ist Massentierhaltung?

In Massentierhaltung haben Schwein kaum Platz oder die Möglichkeit artgerecht zu leben
In Massentierhaltung haben Schwein kaum Platz oder die Möglichkeit artgerecht zu leben
(Foto: CC0 / Pixabay / Hans)

Heute gibt es zwar nicht mehr so viele Betriebe, die Massentierhaltung betreiben – dafür sind diejenigen, die noch existieren, laut Tierschutzbund viel größer als früher. Eine genaue Definition für Massentierhaltung gibt es nicht. Sie lässt sich deshalb auch nicht an konkreten Bestandszahlen festmachen. Mittlerweile gibt es aber Betriebe, in denen zum Beispiel über 100.000 Legehennen leben. Für 90 Prozent aller Verbraucher:innen beginnt Massentierhaltung dagegen bereits ab ungefähr 500 Rindern, 1.000 Schweinen und 5.000 Hähnchen, so eine Befragung der Universität Göttingen zum gesellschaftlichen Verständnis von Massentierhaltung.

Auch wenn es keine offiziell festgelegten Zahlen oder Definitionen gibt, ab wann es sich genau um Massentierhaltung handelt, ist gesetzlich festgelegt, wie viel Platz Tiere brauchen. Diese Zahlen definieren einen Betrieb allerdings nicht automatisch als Massentierhaltung. Trotzdem zeigen sie, dass in der konventionellen Landwirtschaft grundsätzlich nur wenig Platz für Tiere vorgesehen ist. Die Zahlen stammten von der Albert-Schweitzer-Stiftung:

Folgen der Massentierhaltung für die Tiere

Auf derart kleinem Raum mangelt es den Tieren unter anderem an Platz, Tageslicht, frischer Luft und Bewegung. Oft können sie sich nicht einmal umdrehen oder ihren Instinkten nachgeben. Die wenigen Schritte, die sie machen können, gehen sie auf hartem Boden. Bei Schweinen und Rindern in Massentierhaltung gibt es Spaltenböden aus Beton. Bei Hühnern und Puten wird zwar zu Beginn der Mast eine dünne Einstreu auf den Beton gestreut. Sie vermischt sich aber im Lauf der Zeit mit den Exkrementen und wird nass.

Weil die Tiere auf so engem Raum leben und kaum Bewegung haben, sind sie auch anfälliger für Krankheiten oder verletzten sich an Gitterstäben oder Wänden. Daher bekommen sie vorbeugend mit Antibiotika versetztes Futter. Das hat auch Folgen für uns Menschen: Denn durch diesen häufigen Einsatz von Antibiotika entstehen zunehmend antibiotikaresistente Keime, gegen die Medikamente nicht wirken.

Dazu kommen häufig Fälle von Kannibalismus und Aggressivität. Grund dafür sind unter anderem die reizarme Umgebung, der Bewegungsmangel und das Fehlen einer Rückzugsmöglichkeit. Damit die Tiere sich nicht gegenseitig verletzen, wird Geflügel der Schnabel gekürzt, Ferkeln die Zähne und Rindern die Hörner entfernt. Diese Eingriffe werden ohne Betäubung durchgeführt. Mehr Infos dazu findest du beim Tierschutzbund.

Übrigens: Auch in Bio-Haltung leben Tiere kein artgerechtes Leben. Zwar haben die Tiere in der ökologischen Landwirtschaft mehr Platz als in der Massentierhaltung, die Mast findet langsamer statt und Milchkühe kommen zum Beispiel öfter nach draußen an die frische Luft Trotzdem dreht sich auch hier alles im Leben der Tiere darum, dass sie Produkte für Menschen liefern sollen oder selbst zu einem werden. Auch wenn laut Verbraucherzentrale der Einsatz von Antibiotika bei Bio-Produkten seltener vorkommt, ist er dennoch nicht verboten.

So hat die Massentierhaltung Tiere verändert

In der Massentierhaltung müssen Kühe Hochleistungen erbringen.
In der Massentierhaltung müssen Kühe Hochleistungen erbringen.
(Foto: CC0 / Pixabay / fietzfotos)

Die Tiere, die in Massentierhaltung leben, sehen heute nicht mehr so aus wie noch vor wenigen Jahrzehnten. Durch so genannte Hochleistungszüchtungen soll das meiste aus einem Tier herausgeholt werden. So sind zum Beispiel die Euter von Kühen mittlerweile deutlich größer als noch in den 1960er Jahren. Im Durchschnitt gibt eine Kuh heute 1.000 Kilogramm mehr Milch pro Jahr als noch vor zehn Jahren. Dafür ist aber auch ihre Lebenserwartung gesunken. Auch zu Hochleistung herangezüchtete Hühner legen circa 290 Eier pro Jahr, was deutlich über den normalen Werten liegt. Mehr dazu kannst du beim Bund Naturschutz nachlesen. 

Massentierhaltung ist auch eine Gefahr für Umwelt und Klima

Durch Massentierhaltung entsteht oft ein Gülle-Überschuss, den die Äcker nicht mehr aufnehmen können.
Durch Massentierhaltung entsteht oft ein Gülle-Überschuss, den die Äcker nicht mehr aufnehmen können.
(Foto: CC0 / Pixabay / Didgeman)

Massentierhaltung verursacht nicht nur enorm viel Tierleid. Diese Haltungsform belastet aber auch Klima und Umwelt. Laut einer 2018 erschienen Studie sind die fünf weltgrößten Fleisch- und Molkereikonzerne zusammen für mehr Treibhausgas-Emissionen verantwortlich als die drei größten Ölkonzerne. Zu diesen Emissionen trägt zum einen das Methan-Gas bei, das die Rinder ausstoßen. Hinzu kommt, dass die vielen Tiere in der Massentierhaltung auch sehr viel Futter benötigen. Das verfütterte Soja stammt aber nicht etwa aus Europa, sondern wird überwiegend aus Südamerika importiert. Dort wächst es auf oft auf Gebieten, die durch Regenwald-Abholzung nutzbar gemacht werden. Beim Transport nach Europa fallen nicht nur weitere CO2-Emissionen an, die in Brasilien angebauten Sorten sind auch genetisch verändert.

Ein anderes massives Problem sind auch die Ausscheidungen der Tiere. Gülle ist zwar ein wertvoller Dünger. Landet aber zu viel davon auf Feldern, können Pflanzen und Böden den Überschuss nicht mehr aufnehmen. Als Folge sickert die Gülle ins Grundwasser und sorgt dort für erhöhte Nitratkonzentrationen. In unserem Körper kann Nitrat zu Nitrit umgewandelt werden. Gerade für Babys kann das gesundheitliche Folgen haben, da Nitrit die Sauerstoffaufnahme im Blut hemmt.

Was kannst du gegen Massentierhaltung tun?

Eine vegane Ernährung trägt dazu bei, Tierleid zu vermeiden.
Eine vegane Ernährung trägt dazu bei, Tierleid zu vermeiden.
(Foto: CC0 / Pixabay / pasja1000)

Als Konsument:in hast du die Wahl. Das gilt auch bei Produkten, die aus der Massentierhaltung stammen. Achte beim Kauf von tierischen Produkten also darauf, woher sie kommen. Woher ein Ei stammt, ist zum Beispiel an der ersten Ziffer eines Zahlencode ersichtlich. Die „3“ steht hier für Käfighaltung. Derzeit gibt es nur freiwillige Tierwohlsiegel zum Beispiel von der „Initiative Tierwohl“ oder vom Tierschutzbund. Durch das Label „Haltungsform“ ist aber immerhin ersichtlich, wie die Tiere gehalten wurden, von denen das Produkt stammt – das gibt Konsument:innen zumindest etwas Transparenz. Die Haltungsbedingungen von Tieren der Kategorie Stallhaltung erfüllen dabei allerdings nur die gesetzlichen Mindestanforderungen, was den Platz angeht.

Noch besser ist es aber, wenn du versuchst, deinen Konsum von tierischen Produkten einzuschränken oder komplett darauf zu verzichten. Das muss nicht gleich von heute auf morgen sein. Mittlerweile gibt es zahlreiche vegetarische oder vegane Fleischalternativen, Pflanzendrinks und sogar Ei-Ersatzprodukte. 

Aber natürlich kannst du noch mehr gegen Massentierhaltung tun, als deinen Konsum zu hinterfragen oder zu verändern. Helfen kannst du auch, indem du dich aktiv gegen Massentierhaltung einsetzt, Petitionen gegen Massentierhaltung unterschreibst oder Tierschutzorganisationen unterstützt. Gegen Massentierhaltung positionieren sich zum Beispiel der Tierschutzbund, der Bund Naturschutz oder PETA. Diese Organisationen fordern für die Tiere unter anderem:

  • Auslauf ins Freie
  • artgerechte Fütterung statt Mast 
  • Liegeflächen auf Stroh
  • tiergerechte Fütterung
  • keine Amputationen

Auch bei Wahlen kannst du Tieren eine Stimme geben, indem du Parteien unterstützt, die mehr Tierwohl oder ein Ende der Massentierhaltung fordern. 

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