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Coronavirus: Influencerin wehrt sich gegen rassistische Beleidigungen

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Foto: Instagram Michelle Pham

Die Sorge vor dem Coronavirus wächst – und mit ihr der Rassismus gegen asiatisch aussehende Menschen. Eine Influencerin aus den USA hat auf Twitter auf die Stigmatisierungen aufmerksam gemacht. Die Reaktionen sind erschreckend.

Michelle Phan ist Youtuberin und Influencerin – allein auf Youtube hat sie fast neun Millionen Abonnent*innen. In ihren Videos und Posts geht es meist um Mode, Make-up und Ernährung. Auf Twitter befasste sie sich nun mit einem ernsteren Thema: dem zunehmenden Rassismus im Zusammenhang mit dem Coronavirus.

„Ich möchte Leute, die gegenüber Asiat*innen wegen des Coronaviruses rassistisch waren, an etwas erinnern: 90 Prozent von all dem was ihr besitzt, wurde in China hergestellt – inklusive eures Smartphones. Tschüss.“ Phan selbst wurde in den USA geboren und hat vietnamesische Wurzeln.

„Ihr solltet aufhören, alles zu essen, was sich bewegt“

Die Antworten auf ihren Tweet zeigen, wie heftig die Anfeindungen gegen asiatisch aussehende Personen sind – vor allem in den sozialen Medien. „Ich möchte Chinesen erinnern, dass der Verzehr von Ratten, Fledermäusen und allem anderen was sich bewegt, zu Krankheiten führt“, kommentierte ein User. „Ihr solltet einfach aufhören, alles zu essen, was sich bewegt. Ihr habt die Welt in diese Position gebracht“, heißt es in einem anderen Tweet.

Die Kommentator*innen spielen auf ein Gerücht an, das sich hartnäckig hält: Demnach sollen sich Menschen in China über Suppe mit Fledermausfleisch mit dem Coronavirus angesteckt haben – eine Mahlzeit, die in China angeblich alltäglich sei. Das stimmt allerdings nicht, wie der „Faktencheck Mimika“ herausfand. Fledermaus ist kein übliches Gericht in China und der Ursprung des Coronavirus ist noch nicht eindeutig geklärt.

Betroffene teilen mit #ichbinkeinvirus ihre Rassismus-Erfahrungen

„Wieso sagen mir manche von euch, ich soll wieder zurück gehen und Fledermäuse essen? Ich bin Amerikanerin“, schrieb Phan auf Twitter. Die Influencerin ist nicht die einzige, die rassistische Anfeindungen zu spüren bekommt: Unter den Hashtags #ichbinkeinvirus und #iamnotavirus teilen Betroffene aus verschiedenen Ländern ihre Rassismuserfahrungen. In einem Video aus den USA ist beispielsweise zu sehen, wie ein Mann mehrere Frauen in der U-Bahn beleidigt: „F*ck Chinesen. Sie verbreiten ihre Scheiße in einem anderen Land.“

Ein anderes Video zeigt, wie sich zwei U-Bahn-Passagiere ihre Schals und Jacken vor den Mund halten – ihnen gegenüber sitzen zwei asiatisch aussehende Fahrgäste.

Tweets von Betroffenen aus Deutschland:

„Meine Freund*innen und ich wurden vorhin in Köln-Ehrenfeld als Corona-Opfer beschimpft. Wir haben aus Selbstschutz und Angst nichts gesagt. Bin nur so wütend & frustriert, weil ich mich richtig machtlos gefühlt hab.“

„Wenn eine nette alte Dame mich beim Einkaufen fragt wieso ich ohne Schutz einfach so rumlaufen darf“

„Sitze im Uber, abgeholt vom Krankenhaus. Werde ernsthaft gefragt gefragt, ob ich den Corona Virus habe.“

„Ich war heute in der Stadt und gehe aus Rossmann raus. Was höre ich dann? „Corona Check“. Ich wünschte, ich hätte ihr meine Meinung gesagt.“

Versteckter Rassismus wird sichtbar

Utopia meint: In den sozialen Netzwerken liest man immer wieder das Argument, die aktuellen Vorbehalte gegen asiatisch aussehende Menschen seien gar nicht rassistisch. Schließlich sei das Coronavirus nun mal in China ausgebrochen, besondere Vorsicht im Umgang mit Asiat*innen sei daher verständlich. Das ist falsch: Wenn in England ein Virus ausbrechen würde, würde niemand auf die Idee kommen, alle weißen Personen als potenzielle Krankheitsüberträger*innen zu sehen. Passiert es in China, stehen asiatisch aussehende Menschen unter Generalverdacht. Viele von ihnen erleben auch sonst in ihrem Alltag Rassismus – durch den Coronavirus ist er nun sichtbar geworden.

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