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Diesel-Abgasskandal: VW will für Abgastests keine Tiere mehr quälen

Diesel Abgastest Affe Makake
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay

Neues vom Diesel-Abgasskandal: Ermittlungen zufolge hatten VW, Daimler und BMW Affen für Abgastests eingesetzt – die Tiere mussten stundenlang Dieselabgase einatmen. Nach ersten, fragwürdigen Entschuldigungen will VW nun ganz auf Tierversuche verzichten.

Anfang 2018 wurde bekannt, dass Autohersteller mit Abgastests auch Tiere gequält hatten, um die angebliche Harmlosigkeit von Abgasen zu belegen. Speziell Volkswagen (VW) hatte ein Experiment an Makaken finanziert: Die Affen wurden dafür in eine Kammer gesperrt und mussten unter anderem vier Stunden lang Dieselabgase eines alten Pickups und eines VW Beetle einatmen.

Nun hat der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess in einem Schreiben Peta darüber informiert, dass man keine Tierversuche mehr durchführen wolle.

VW: für Abgastests keine unnötige Tierquälerei mehr

Die Selbstverpflichtung, keine unnötigen tierquälerischen Experimente durchzuführen, will der VW-Konzern auch in seine Ethikrichtlinien („Code of Conducts“) aufnehmen, die dazu noch in diesem Jahr überarbeitet werden sollen. Verständliche Ausnahme: „wenn zwingende, – zum Beispiel gesetzliche – Gründe diese erforderlich machen“ würden.

VW informierte über diesen Schritt offenbar nur die Tierrechtsorganisation Peta. Diese hatte nach Bekanntwerden des Skandals mit sichtlichem Erfolg etliche Proteste gegen die VW-Praktiken organisiert, etwa bei der VW-Firmenzentrale, bei Jahrespressekonferenz und  Hauptversammlung sowie mit E-Mails von über 160.000 Unterstützer/innen. Eine eigene Pressemitteilung zu diesem Thema gab VW bis jetzt nicht heraus – ein Herzensanliegen scheint dem Konzern das Thema dann wohl doch nicht zu sein.

Die Tierrechtsorganisation Peta protestierte gegen VWs Abgastests an Affen
Die Tierrechtsorganisation Peta protestierte gegen VWs Abgastests an Affen (© Peta)

Durchgeführt wurde das Inhalationsexperiment am Lovelace Respiratory Research Institute (LRRI) – ein Vertragslabor in Albuquerque (New Mexico). Laut Peta ist es „berüchtigt für seine chronischen Verstöße gegen Tierschutzgesetze“. VW weigerte sich anfangs, auf tierfreie Testmethoden zu setzen und zog damit zusätzlich zum Diesel-Abgasskandal öffentliche Kritik auf sich – und den Zorn der Tierschützer.

Warum überhaupt Abgastests mit Tierversuchen?

Die Autoindustrie führt regelmäßig Labortests durch, um die Abgas- und Schadstoffwerte neuer Modelle zu prüfen. Gerichtsakten zeigen, dass dabei auch Tierversuche durchgeführt wurden.

Im Januar berichtete die New York Times von einem konkreten Fall im US-Bundesstaat New Mexico: Zehn Makakenaffen wurden für den Test in luftdichte Kabinen eingesperrt, wo sie für mehrere Stunden Abgase eines VW Beetle einatmen mussten.

Das Experiment sollte zeigen, dass die Schadstoffbelastung dank moderner Abgasreinigung abgenommen hat – es stand also schon vorher fest, was man eigentlich hatte ermitteln wollte. Auch kam dabei offenbar eine manipulierte Abgastechnik zum Einsatz.

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In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung offiziell von der „Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor“ (EUGT). Die Vereinigung war allerdings eine von VW, Daimler und BMW finanzierte Lobby-Initiative. Federführend war laut dem Studienleiter VW.

Autohersteller auf dem Rückzug

„Wir halten die Tierversuche in der Studie für überflüssig und abstoßend“, erklärte Daimler gleich im Januar und betonte, man habe bereits eine Untersuchung zum Fall eingeleitet. Die Entschuldigung von VW klang damals nicht besonders einsichtig: „Wir sind der Überzeugung, dass die damals gewählte wissenschaftliche Methodik falsch war. Es wäre besser gewesen, auf eine solche Untersuchung von vornherein zu verzichten“, heißt es bei VW. „Wir entschuldigen uns für das Fehlverhalten und die Fehleinschätzung Einzelner.“

Hier machte es sich VW etwas zu einfach: Denn auch wenn die Tierversuche nicht direkt von VW, Daimler und BMW durchgeführt wurden, für die Vorgehensweise ihrer eigenen Lobby-Initiative sind auch die Unternehmen selbst in der Verantwortung. Hier vom Fehlverhalten „Einzelner“ und einer falschen „wissenschaftlichen Methodik“ zu sprechen erscheint da als übliche Taktik großer Unternehmen, bei Skandalen wie schlechten Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit oder Tierversuchen die Schuld auf Zulieferer, Partnerunternehmen oder andere Akteure zu schieben – und angeblich nichts von den Problemen gewusst zu haben.

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VW hat hier endlich das Richtige getan

„Tierversuche haben keine Aussagekraft für die menschliche Gesundheit. VW hat mit dem Versprechen, keine gesetzlich zwingenden Tierversuche mehr durchzuführen, die richtige Entscheidung getroffen“, so Dr. Tanja Breining, Fachreferentin bei Peta. „Peta appelliert an alle Autohersteller, die noch immer Tierversuche finanzieren, diesem Beispiel zu folgen und stattdessen auf moderne und humane tierfreie Forschungsmethoden zu setzen.“

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