Viele Disney-Klassiker zählen bis heute zu den beliebtesten Kinderfilmen – allerdings enthalten einige von ihnen problematische Szenen. Disney macht auf seiner Streaming-Plattform mit einem Warnhinweis darauf aufmerksam. Jetzt hat das Unternehmen mehrere Titel für Kinder gesperrt.
Wer Peter Pan oder Dumbo auf Disneys Streaming-Dienst Disney Plus ansehen will, bekommt einen Vorspann mit folgenden Worten zu lesen: „Dieses Programm enthält negative Darstellungen und/oder eine nicht korrekte Behandlung von Menschen oder Kulturen. Diese Stereotype waren damals falsch und sind es noch heute.“ Anstatt solche Inhalte zu entfernen, wolle Disney lieber auf ihre schädliche Wirkung hinweisen und damit eine Diskussion über Diskriminierung ermöglichen.
Jetzt hat sich Disney dazu entschieden, betroffene Filme doch von dem Streaming-Dienst zu verbannen – zumindest bei Kinderprofilen. Ohne Ankündigung verschwanden dort Ende Januar Peter Pan, Aristocats, Susi und Strolch, Dumbo, Das Dschungelbuch und Die Insel der Verlorenen. Im Kinderprofil sind Filme verfügbar, die in Deutschland den Altersstufen von „ab 0“ und „ab 6“ Jahren entsprechen.
Rassismus in Disney-Filmen
Aber inwiefern sind die Darstellungen in Peter Pan und Co. stereotyp?
- Peter Pan: Hier kommen Indigene vor, die „Rothäute“ genannt werden. Der Begriff ist seit der Kolonialzeit negativ konnotiert – mit ihm fand eine Rassifizierung und Abwertung ganzer Bevölkerungsgruppen statt. Ebenfalls problematisch ist ein Tanz, den Peter Pan und die „Verlorenen Jungs“ aufführen. Er sei eine „Form der Veralberung und Aneignung der Kultur und Bildwelt der indigenen Völker“, schreibt Disney selbst in einer Erklärung. Besonders vor dem Hintergrund der Genozide an indigenen Völkern sind solche Karikaturen fragwürdig.
- Aristocats: Bei diesem Film geht es vor allem um antiasiatische Klischees – die durch die Rolle der Katze Shun Gon deutlich werden. Shun Gon hat einen asiatischen Akzent und nutzt Essstäbchen, um Klavier und Schlagzeug zu spielen. Auch die Form der Augen und Zähne ist stereotyp.
- Susi und Strolch: Auch hier treten Siamkatzen auf. „Si“ und „Am“ sind hinterhältige Bösewichte, die durch die Gegend schleichen. Sie bedienen ebenfalls die typischen antiasiatischen Stereotype (Augenform, Akzent, Zähne). Susi und Strolch erschien in den 50er-Jahren. Antiasiatische Rassismen waren zu dieser Zeit weit verbreitet – als Nachwirkung der Kolonialzeit. Damals schürten amerikanische und europäische Kolonialmächte Ressentiments gegen die „Gelbe Gefahr“, um ihre Kolonialbestrebungen in asiatischen Ländern zu legitimieren.
- Dumbo: Bei Dumbo sind die rassistischen Elemente besonders offensichtlich. Unter anderem sind Schwarze Arbeiter zu sehen, die ein Zirkuszelt aufbauen. Sie singen darüber, dass sie Tag und Nacht arbeiten, nie gelernt haben zu lesen und zu schreiben. „Wenn andere ins Bett gehen, schuften wir uns ab, bis wir sterben“, heißt es darin. Trotzdem seien sie „Hilfsarbeiter mit glücklichen Herzen“ – eine zynische Verharmlosung der historischen Versklavung von Schwarzen Menschen.
- Das Dschungelbuch: In diesem Film stellen die Orang-Utans Karikaturen von Schwarzen Menschen dar. In der englischen Version wird das durch den afro-amerikanischen Akzent deutlich, den die Affen sprechen. Die Orang-Utans werden als faul, hysterisch und dumm dargestellt. Sie entsprechen damit dem Klischee, das während der Kolonialzeit über Schwarze Menschen etabliert wurde. (Eine ausführlichere Analyse zu Anti-Schwarzem-Rassismus im Dschungelbuch gibt es hier. )
Nicht nur bei Disney: Woher kommen rassistische Stereotype?
Utopia meint: Rassistische Stereotype stecken seit Jahrhunderten in Büchern, Filmen, Liedern und Kinderspielen. Zahlreiche Generationen sind mit solchen Inhalten groß geworden – und haben, ohne es zu merken, rassistische Bilder verinnerlicht. Daher fällt es vielen Menschen schwer, den Rassismus in Filmen, Liedern und Co. auch als solchen zu erkennen. Die historischen Hintergründe der Klischees sind inzwischen in Vergessenheit geraten. Aktionen wie die von Disney Plus erinnern an eine wichtige Tatsache: Rassismen wurden zur Zeit des Kolonialismus entwickelt, um die vermeintliche Überlegenheit der Kolonialmächte zu propagieren und Bevölkerungen vor Ort zu unterdrücken. Es ist an der Zeit, die rassistischen Stereotype aufzuarbeiten – und zu verbannen.
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