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#dmPalmölfrei: Petition fordert dm auf, Palmöl zu verbannen

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Foto: © Utopia, Screenshot: change.org

Palmöl versteckt sich in vielen Lebensmitteln; auch in dmBio-Produkten ist die umstrittene Zutat häufig zu finden. Eine Petition fordert die Drogeriekette nun auf, kein Palmöl mehr in den Eigenmarken zu verwenden. Zigtausende haben schon unterschrieben, nun hat dm reagiert.

Was ist der Unterschied zwischen dm-Erdnussmus und dm-Erdnusscreme? Ganz einfach: In einem der Produkte steckt Palmöl. Livia Keller hat einmal zu oft zum falschen Glas gegriffen. Mit einer Petition will sie den Drogeriemarkt auffordern, Palmöl aus seinen Eigenmarken wie zum Beispiel dmBio zu verbannen. Bis jetzt (Stand: 2.8.) konnte sie schon über 68.800 Unterschriften sammeln. Ihr Ziel, 75.000 Unterschriften, wird sie also wahrscheinlich erreichen.

Palmöl ist ungesund und umweltschädlich

Nicht nur die Bio-Erdnusscreme von dm enthält Palmöl. Auch andere dmBio-Produkte wie zum Beispiel Dinkelstangen oder Doppelkekse sind betroffen. Dabei habe Palmöl gerade in Produkten der Bio-Eigenmarke nichts zu suchen, findet Keller. Denn Ölpalmen wachsen nur in tropischem Klima – die Pflanzen bevorzugen trockengelegten Dschungelboden. In tropischen Ländern wie Indonesien oder Malaysia wurden und werden daher Regenwälder gerodet, um Palmöl-Monokulturen anzulegen. Häufig werden Flächen dafür brandgerodet und Einwohner vertrieben.

Das wirkt sich auch auf die Umwelt aus: Die Monokulturen laugen den Boden aus, Brandrodungen schaden dem Klima und vielen Tierarten wird ihr Lebensraum genommen.

Keller gibt zu bedenken, dass Produkte mit Palmöl auch der Gesundheit schaden können. Wird Palmöl stark erhitzt, bilden sich 3-MCPD-Fettsäureester und Glycidol-Fettsäureester. MCPD wird verdächtigt, das Krebsrisiko zu erhöhen. Glycidol-Fettsäureester kann die Verdauung zu Glycidol umwandeln – ein Stoff, der laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als krebserregend gilt. Deshalb warnt auch die Europäische Lebensmittelbehörde Efsa vor Produkten mit raffiniertem Palmöl. Unbehandeltes Palmöl gilt hingegen als gesundheitlich unbedenklich.

Das sagt dm zur Petition

Utopia hat bei dm nachgefragt, wieso der Konzern Palmöl in ihren Eigenmarken verwendet: „Palmöl sorgt in Lebensmitteln für die richtige Struktur und Konsistenz und hat dabei einen neutralen Geschmack“, erklärt Geschäftsführerin Kerstin Erbe. Außerdem würden alternative Quellen eine erheblich größere landwirtschaftliche Fläche in Anspruch nehmen.

Das Palmöl, das dm für dmBio Produkte verwendet, stamme aus kontrolliert biologischem Anbau und sei zusätzlich „Identity Preserved“ oder „Segregated“ nach RSPO zertifiziert. Das bedeutet, dass sich das Palmöl bis zur Plantage zurückverfolgen lässt beziehungsweise nicht mit unzertifiziertem Palmöl vermischt wird. Die RSPO-Zertifizierung gewährleistet, dass die Lieferkette von der Verarbeitung bis zum Vertrieb ununterbrochen überwacht wird.

Erbe geht auch konkret auf die Erdnusscreme ein, auf die sich Livia Keller in ihrer Petition bezieht: „Bei der Herstellung unserer dmBio Erdnusscreme crunchy wird das Bio-Palmfett erst spät dem Herstellungsprozess hinzugefügt und unter ständiger Temperaturüberwachung sorgfältig mit dem Nuss-Mus verrührt. Bei diesem Prozess entstehen ausschließlich Temperaturen unter 50° C.“ Es könnten also keine Fettschadstoffe entstehen, die negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben können.

Erdnussmus braucht kein Palmöl

Die Forderung von Livia Keller ist aus verschiedenen Gründen nachvollziehbar. Wer ein Bio-Produkt kauft, will damit keine Industrie unterstützen, die den Regenwald abholzt. Und auch nichts Ungesundes zu sich nehmen. Und Brotaufstriche wie Erdnussmus brauchen eigentlich kein Palmöl – man kann sie auch ganz ohne pflanzliches Fett herstellen.

Manche Produkte aber kommen nicht ohne Fette bzw. Öle aus. Und dann hat Palmöl auch Vorteile: Der Anbau von Ölpalmen braucht weitaus weniger Platz als der anderer Ölpflanzen, zum Beispiel Raps oder Sonnenblumen.  Würde die Industrie also Palmöl eins zu eins ersetzen, wäre der Umwelt damit nicht unbedingt geholfen.

Palmölfrucht – fair & bio
Palmöl wird aus Ölpalmen gewonnen. (© Rapunzel )

Ist Bio-Palmöl besser?

„Auch ‚Bio-Palmöl‘ ist keine Lösung.“, schreibt Livia Keller. Derzeit könne keine Firma garantieren, dass das eingesetzte Palmöl aus umweltverträglicher Produktion stammt.

Das ist teilweise richtig: Die Lieferketten von Palmöl sind oft sehr undurchsichtig und auch Bio-Palmöl wird auf Flächen angebaut, auf denen früher Regenwald stand.  Doch hat biozertifiziertes Palmöl auch Vorteile: Bio-Palmöl-Plantagen bewirtschaften das Land ohne chemische Pestizide, produzieren weniger Treibhausgase und gefährden die Artenvielfalt weniger. Mehr Informationen zu Projekten, die glaubwürdigen Bio-Anbau betreiben: Bio-Palmöl: zertifizierte Zerstörung oder echte Alternative?

Utopia meint: Wir müssen bewusster einkaufen

Die #dmPalmölfrei-Petition macht darauf aufmerksam, in wie vielen Produkten Palmöl enthalten ist – das ist richtig und wichtig. Dass ein Unternehmen Palmöl aus den Produkten der Eigenmarke verbannen kann, zeigt zum Beispiel Rewe Österreich. Auch dm könnte hier ein wichtiges Zeichen setzen und zumindest in Produkten auf Palmöl verzichten, wo es möglich ist – und nicht durch ein anderes Fett ersetzen.

Wer die Abholzung des Regenwaldes nicht unterstützen will, sollte nicht nur an die Industrie appellieren, sondern weniger verarbeitete Produkte konsumieren. Aufstriche wie Erdnussbutter kannst du selber herstellen – so kannst du sicher sein, dass kein Palmöl in der Creme steckt.

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