Die großen Supermärkte versuchen immer wieder, sich mit kreativen, tiefgründigen oder provokanten Werbungen gegenseitig zu überbieten. Im neuesten Werbespot widmet sich die Supermarkt-Kette Edeka dem Thema Plastik – mit einem Schreckensszenario.
Eine schwangere Frau sitzt auf der Rückbank im Auto – sie hat Wehen. Im Krankenhaus angekommen wird sie in den Kreißsaal gebracht. Nach ein paar Mal Pressen ist das Baby da. Als der Arzt den Säugling den neuen Eltern reicht, sind die beiden schockiert: Ihr Baby steckt in einer durchsichtigen Plastikverpackung.
Die Szene stammt aus dem neuen Werbespot von Edeka. Der Supermarkt macht damit Werbung für seine unverpackten Lebensmittel. „Natur kommt unverpackt“, heißt es in dem kurzen Video.
Edeka will, dass die Kunden unverpackt einkaufen
Der Clip endet allerdings nicht so dramatisch, wie er beginnt: Die Mutter des Babys wacht auf und merkt, dass sie nur einen Albtraum hatte. Ihr Kind liegt auf ihrem Bauch – ohne Plastikhülle. Aber ihr Mann versucht gerade, Gemüse aus einer Plastikverpackung zu holen. Das Rascheln des Plastiks hatte wahrscheinlich den Albtraum verursacht.
Am Schluss des Videos fordert Edeka die Zuschauer dazu auf, sich für unverpacktes Obst und Gemüse zu entscheiden. Edeka biete über die Hälfte des Obst- und Gemüsesortiments ohne Plastikverpackung an – nach eigenen Angaben so viel wie kein anderer Markt im Lebensmitteleinzelhandel.
Hier das Video auf Youtube (eventuell musst du die Ansicht aktivieren):
Edeka sollte die Plastiktüten in der Obstabteilung abschaffen
Tatsächlich hat Edeka im Vergleich zu den anderen Supermärkten und Drogerien eine größere plastikfreie Obst- und Gemüseabteilung – das hat eine Untersuchung der Verbraucherzentrale ergeben. Dennoch ist immer noch viel in Plastik verpackt. Und: Es hilft wenig, loses Obst und Gemüse anzubieten, wenn die Kunden die Lebensmittel am Ende wieder in dünne Plastiktüten packen. Dass es auch ganz ohne Plastik geht, zeigen viele Unverpackt-Läden.
Immerhin bietet Edeka seit kurzem Mehrwegnetze für Obst und Gemüse an. Hoffentlich schafft es der Supermarkt, die durchsichtigen Tüten bald komplett aus der Obst- und Gemüseabteilung zu verbannen. Aldi verlangt seit Mitte des Jahres eine Gebühr für die Tüten – allerdings nur einen Cent pro Beutel.
Die Supermärkte sind trotzdem voller Plastik
Utopia meint: Verpackungen aus Graspapier, Laser Branding oder Mehrwegnetze für unverpacktes Obst und Gemüse: Die Supermärkte versuchen, Plastikmüll zu reduzieren. Es ist erfreulich, dass es hier immer mehr Bewusstsein für das Plastik-Problem gibt und etwas passiert. Gleichzeitig aber sind vor allem die Kühltheken noch immer voll mit Plastik. Besonders To-Go-Produkte sind oft extrem aufwändig verpackt.
Wenn Edeka und Co. es wirklich ernst mit ihren Plastik-Reduktionsstrategien meinen, müssen sie auch für diese Bereiche nachhaltigere Lösungen finden. Gleichzeitig sind aber auch die Konsumenten gefragt: Produkte mit absurden Plastikverpackungen sind so erfolgreich, weil Kunden sie gerne kaufen.
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