Weniger Tiere pro Hektar, eine bessere Kennzeichnung und Fleisch aus der Petrischale – der Fleischatlas 2018 zeigt konkrete Lösungsansätze für eine bessere Tierhaltung.
Die Heinrich-Böll-Stiftung, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die internationale Monatszeitung Le Monde Diplomatique haben heute in Berlin den „Fleischatlas 2018 – Rezepte für eine bessere Tierhaltung“ veröffentlicht.
Bessere Politik, bewusstere Verbraucher
Der vierte Fleischatlas, 2013 erschien die erste Ausgabe, enthält Daten, Fakten und Grafiken zu den drängendsten Problemen der industriellen Fleischproduktion und konkrete Lösungsansätze für eine bessere Tierhaltung.
Ein ökologischer Wandel in der Tierhaltung sei nur mit neuen politischen Strategien und einem geschärften Bewusstsein bei Verbrauchern möglich, so die Macher des Fleischatlas‘ 2018.
„Abgesehen von Ankündigungen ist in den vergangenen Jahren wenig passiert, um die Bedingungen in der Nutztierhaltung zu verbessern“, so Hubert Weiger vom BUND.
Fleischatlas 2018: konkrete Forderungen
Die Autoren des Fleischatlas‘ 2018 stellen in ihrem rund 50-seitigem Bericht konkrete Vorschläge vor, hier ein Auszug:
- Industrieländer sollen ihren Fleischkonsum um die Hälfte reduzieren
- Auf Fleisch und Wurst soll eine verpflichtende staatliche Kennzeichnung über die Art der Tierhaltung angebracht sein
- Die EU gibt knapp 60 Milliarden Euro für Agrarpolitik aus – dieses Geld soll vorrangig in eine ökologische und tiergerechte Landwirtschaft fließen
- Die Zahl der Tiere pro Fläche soll begrenzt sein
- Supermärkte sollen bessere Tierwohl-Initiativen durchführen
- Laborfleisch und Insektenzucht als nachhaltiges Fleisch der Zukunft
- Nicht nur die besten Stücke: wertschätzende Verwertung des ganzen Tieres
Fleischatlas 2018: Anstupser am Mittag
Auch interessant: Der Fleischatlas 2018 zeigt, wie die nachhaltige Kantine von morgen aussehen könnte. So soll es kleinere Fleischportionen mit der Möglichkeit eines kostenlosen Nachschlags geben. Auch sollen Fleischgerichte nicht mehr dominant sein, sondern „gesundheitsfördernde Speisen“ besser platziert werden. Abgerundet wird die „Kantine der Zukunft“ mit einem Veggie-Tag und Infos über die Produkte der Kantine.
Nicht mehr als zehn Schweine pro Hektar
Ein zentrales Problem der industriellen Tierhaltung sei die exorbitante Güllebelastung der deutschen Böden und Grundwasser. Dagegen könne laut Fleischatlas-Autoren nur eine Abgabe auf Stickstoffüberschüsse und eine Begrenzung der Tiermengen pro Hektar helfen. Der Richtwert dürfe zwei Großvieheinheiten pro Hektar nicht überschreiten, das sind zwei Rinder oder zehn ausgewachsene Schweine.
„Qualvoll, umweltschädlich, ungesund und billig – das charakterisiert heute die industrielle Tierproduktion. Das muss sich dringend ändern“, so Barbara Unmüßig von der Heinrich-Böll-Stiftung. Kein anderer Sektor trage so massiv zum Verlust der Artenvielfalt, zur Zerstörung des Klimas, zur Überdüngung und zur Gefährdung unserer Gesundheit bei wie die industrielle Fleischproduktion.
Fleischatlas 2018: 85 Prozent mehr Fleischkonsum bis 2050
Ein Umdenken bei Politik und Verbraucher sei dringend notwendig, denn: Laut Prognosen soll die Nachfrage nach Fleisch bis zum Jahr 2050 voraussichtlich um bis zu 85 Prozent steigen. „Ohne Umsteuern, vor allem in den Industrieländern, ist dies ein Garant fürs weitere Aufheizen der Atmosphäre, für globale Ungleichheit, Hunger und Tierleid“, so die Autoren.
Den Fleischatlas 2018 (pdf) findest du auf der Seite des BUND.
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