Die Menschheit isst immer mehr Fleisch – mit fatalen Konsequenzen: Um den Fleischhunger zu stillen, werden Umwelt und Tiere ausgebeutet. Der neueste „Fleischatlas“ liefert erschreckenden Zahlen.
Die Heinrich-Böll-Stiftung veröffentlicht gemeinsam mit dem BUND und der französischen Zeitung „Le Monde Diplomatique“ in regelmäßigen Abständen einen „Fleischatlas“. Er gibt einen umfassenden Überblick über den weltweiten Fleischkonsum und die Fleischindustrie. Die neueste Ausgabe (2021) erschien im Januar. Wieder mal enthält sie Erkenntnisse, die deutlich machen, dass sich etwas ändern muss. Das sind die wichtigsten Zahlen und Fakten:
1. Der Fleischkonsum hat sich in den vergangen zwei Jahrzehnten verdoppelt
Der weltweite Fleischkonsum hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt. 2018 hat die Weltgemeinschaft 320 Millionen Tonnen Fleisch produziert. Der Anstieg liegt laut Fleischatlas vor allem an zwei Faktoren: Die Weltbevölkerung ist gewachsen und die Einkommen sind gestiegen. Es gibt allerdings nach wie vor einen deutlichen Unterschied zwischen Industrienationen und Ländern des globalen Südens:
- In Deutschland isst eine durchschnittliche Person etwa 60 Kilogramm Fleisch im Jahr.
- In den USA sind es 100 Kilogramm.
- Auf dem afrikanischen Kontinent liegt der Konsum bei durchschnittlich 17 Kilogramm pro Person.
2. Tiere essen ein Drittel aller erzeugten Feldfrüchte
Die hohe Nachfrage nach Fleisch bestimmt die Art und Weise, wie heute Landwirtschaft betrieben wird. Laut dem Fleischatlas landen mehr als ein Drittel aller Feldfrüchte in den Mägen von Nutztieren. Demnach werden jährlich allein etwa eine Milliarde Tonnen Soja und Mais für Tiere produziert.
3. Viehzucht benötigt Großteil der landwirtschaftlichen Flächen
Um so viel Tierfutter herzustellen, ist jede Menge Platz für Ackerflächen nötig: Laut dem Fleischatlas nutzt die Viehzucht etwa 70 Prozent der gesamten globalen landwirtschaftlichen Nutzfläche. Auf einem Teil der Flächen grasen die Tiere, auf dem Großteil wird jedoch Tierfutter angebaut. In einigen Regionen der Welt, etwa Brasilien, wird Regenwald gerodet, um Platz für Futtermittel-Plantagen zu schaffen.
4. Die Fleischindustrie braucht extrem viel Wasser
Die Viehzucht benötigt nicht nur jede Menge Platz, sondern auch extrem viel Wasser. Die Produktion eines Kilos Rindfleisch etwa braucht laut Fleischatlas durchschnittlich 15.415 Liter Wasser. Bei Schaf- und Ziegenfleisch sind es 9.000 Liter, bei Schweinefleisch 6.000 und bei Hühnerfleisch 4.300 Liter.
Der hohe Wasserbedarf hängt mit mehreren Faktoren zusammen: Die Tiere trinken Wasser – ein Rind in den drei Jahren vor seiner Schlachtung beispielsweise ungefähr 24.000 Liter. Am meisten Wasser kommt jedoch bei der Futtermittelproduktion zum Einsatz, sie macht 94 Prozent des Wasserfußabdrucks aus.
5. Der Großteil der Antibiotika weltweit wird Tieren gegeben
In der industriellen Massentierhaltung leben extrem viele Tiere auf engstem Raum zusammen. Das sind ideale Bedingungen für die Verbreitung von Krankheiten. Um Krankheiten zu bekämpfen, oder von vornherein zu vermeiden, setzen die Betreiber Antibiotika ein. Und davon jede Menge: Laut dem Fleischatlas werden 73 Prozent aller weltweit verkauften Antibiotika für Tiere genutzt.
6. Fast 100 Millionen Tiere sterben, bevor sie geschlachtet werden können
Die globale Fleischwirtschaft verbraucht viele Ressourcen – gleichzeitig produziert sie extrem verschwenderisch: Laut dem Fleischatlas sterben weltweit jährlich fast 100 Millionen Nutztiere, ohne dass ihr Fleisch gegessen wird. Das sind Tiere, die in den Viehbetrieben verenden oder aus wirtschaftlichen Gründen getötet werden – wie männliche Küken in der Eiproduktion oder männliche Milchrasse-Kälber. Allein in Deutschland landen einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover zufolge jedes Jahr 13,6 Millionen Schweine in sogenannten „Tierkörperbeseitigungsanlagen“.
7. Unser Fleischkonsum muss sich mindestens halbieren
Die Viehzucht verursacht außerdem Treibhausgas-Emissionen, die den Klimawandel anheizen. Um Klima und Biodiversität zu schützen, müssten Industrieländer ihren Fleischkonsum bis 2050 mindestens halbieren, empfiehlt der Fleischatlas 2021. Klimawissenschaftlichen Empfehlungen zufolge sollte jede Person im Jahr durchschnittlich höchstens 15 Kilogramm Fleisch essen. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland liegt aktuell bei 60 Kilogramm.
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