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Nach Shitstorm: Deutsche Nationalmannschaft liefert absurde Erklärung für Kurzsstreckenflug

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Bild: CC0 Public Domain / Pixabay und Screenshot Twitter DFB-Team

Am Sonntag hat die deutsche Fußballnationalmannschaft gegen das Team der Schweiz gespielt. Schon im Vorfeld gab es auf Twitter jedoch Kritik, denn die Spieler reisten mit dem Flugzeug an. Jetzt hat sich der Deutsche Fußballbund zum Shitstorm geäußert – mit einem merkwürdigen Statement.

Stuttgart und Basel liegen rund 260 km auseinander – eine Distanz, die mit dem Bus ungefähr drei Stunden, mit dem Zug höchstens dreieinhalb Stunden dauert. Das Team der deutschen Fußballnationalmannschaft nahm für die Strecke jedoch das Flugzeug.

Die Spieler hatten vergangene Woche in Stuttgart gegen Spanien gespielt. In Basel trafen sie auf die Schweizer Nationalmannschaft. Von dem kurzen Flug erfuhren die Fans der Mannschaft über Twitter: Der offizielle DFB-Account twitterte Bilder von den Spielern im Flugzeug.

„So offen mit der eigenen Unverantwortlichkeit umzugehen“

Auf Twitter kam die Flugreise nicht gut an – unter dem Tweet sammeln sich hunderte kritische Kommentare. „Vorbilder sehen anders aus. Ich fasse es nicht. Ihr seid Teil des Problems, das sich Erderhitzung nennt.“, schrieb beispielsweise ein Nutzer „Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle die für eine bessere Zukunft kämpfen… Ihr macht mich traurig und sauer! Schämt Euch!“, lautet ein anderer Kommentar. Auch der Tweet der Mannschaft wurde kritisiert: „So offen mit der eigenen Unverantwortlichkeit umzugehen – das ist schon wieder abgefahren.“

Der Shitstorm ist gerechtfertigt: Das Flugzeug ist das umweltschädlichste Verkehrsmittel von allen. Jeder einzelne Spieler setzt mit dem Flug von Stuttgart nach Basel etwa 243 Kilogramm CO2 frei (errechnet mit dem CO2-Rechner von „Myclimate“). Insgesamt hat der Flug also mehrere Tausend Kilogramm CO2-Emissionen verursacht. Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen, die Spieler hätten unkompliziert mit dem Zug oder Bus anreisen können.

Das sagt der Deutsche Fußballbund

Der Deutsche Fußballbund sieht das jedoch anders. DFB-Direktor Oliver Bierhoff hat sich zu dem Shitstorm geäußert – das Statement wurde auch über Twitter geteilt. Darin erklärt Bierhoff zwar, die Kritik nachvollziehen zu können. Die entstandene Diskussion nehme der DFB zum Anlass, „zu hinterfragen, wie wir künftig die wichtigen Aspekte Umwelt und Nachhaltigkeit stärker in unseren Planungen und Entscheidungen berücksichtigen können.“

Allerdings verteidigte Bierhoff die Flugreise von Stuttgart nach Basel: Der DFB habe sich bei den Länderspielen auf die „Hygienesicherheit“ konzentriert, und darauf, „die körperliche Regeneration der Spieler zu gewährleisten“. „Unter diesen Gesichtspunkten war der Flieger mit einer kurzen Flugzeit eindeutig die bessere Wahl gegenüber einer dreieinhalbstündigen Busfahrt oder der Fahrt mit der Bahn mit Umsteigen.“

Das DFB-Statement klingt nach einer Ausrede

Beim Umsteigen hätten die Spieler mit anderen Menschen in Kontakt kommen können und sich im schlimmsten Fall mit dem Coronavirus anstecken können – diese Erklärung ist noch verständlich. Im privaten Mannschaftsbus wäre dieses Risiko aber gar nicht gegeben.

Weniger Sinn ergibt das Argument, dass dreieinhalbstündiges Sitzen die „körperliche Regeneration“ der Spieler beeinträchtigt hätte. Selbst falls das nach sportwissenschaftlichen Erkenntnissen stimmen sollte: Der Bus hätte nach eineinhalb Stunden Fahrt eine Pause einlegen und die Spieler hätten eine kurze Stretching-Einheit einlegen können. Das Statement von Oliver Bierhoff klingt also eher wie eine schwache Ausrede und Schadensbegrenzung nach einem Shitstorm.

Utopia meint: Der DFB erklärte Anfang des Jahres, sich stärker für Umwelt und Klimaschutz einzusetzen – und unterzeichnete das „Sports for Climate Action Framework“. Ein Kurzstreckenflug von Stuttgart nach Basel passt nicht zu diesem Engagement – und ist in Zeiten der voranschreitenden Klimakrise nicht zu rechtfertigen. Gut, dass die Fans ihrer Mannschaft solch klimaschädliches Verhalten nicht mehr durchgehen lassen.

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