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Handelsblatt würdigt Luisa Neubauer herab – und ändert schnell die Überschrift

Luisa Neubauer Friday for Future
© Jörg Farys / WWF

Das Handelsblatt hat einen Kommentar veröffentlicht, der auf Twitter für Furore sorgte: In der Überschrift bezeichnete das Wirtschaftsmagazin die 23-jährige Luisa Neubauer als Kind. Die Kritik lies nicht lange auf sich warten.

In einem Gastkommentar, den das „Handelsblatt“ am Montagmorgen veröffentlichte, echauffiert sich Manuel René Theisen über das Aufsichtsrats-Angebot von Siemens-Chef Joe Kaeser an Luisa Neubauer. Der Professor an der LMU München und Herausgeber der Fachinformation „Der Aufsichtsrat“ erklärt in dem Text, „dass das Angebot an die jugendliche Aktivistin“ nicht ernst gewesen sein könne. Theisen nennt es einen „PR-Gag“ des Siemens-Vorstandsvorsitzenden und kritisiert dessen Dilettantismus.

„Kinder haben in Aufsichtsräten nichts verloren“

So weit, so gut, hätte man sagen können – wäre das Handelsblatt bei der Überschrift des Textes ein bisschen näher an der Wahrheit geblieben. Für den Titel „Kinder haben in Aufsichtsräten nichts verloren“, gab es auf Twitter einen kleinen Shitstorm. Denn mit fast 24 Jahren ist die Frontfrau von Fridays for Future Deutschland längst kein Kind mehr.

„Ähm … „Kinder“? Ist euer Altersdurchschnitt so hoch, dass alles unter 30 als Kind zählt?“, heißt es etwa in einem Kommentar. „Wieso nennt das Handelsblatt eine 24-Jährige ein Kind?! Gehts noch?!“ lautet ein weiterer. „Schlage vor, das Wahlalter auf mindestens 25 Jahre hochzusetzen und mehr Kinderspielplätze für über 20-Jährige zu bauen!“ schreibt ein Nutzer.

Nach Kritik: Handelsblatt ändert Überschrift

Immerhin: Das Handelsblatt nahm die Kritik ernst, änderte die Überschrift recht schnell und entschuldigte sich bei den Kritiker*innen.

„Wir entschuldigen uns für die irreführende Überschrift, die in der Tat den Inhalt des Gastbeitrags nicht korrekt wiedergibt. Es tut uns leid, wenn deswegen ein falscher Eindruck entstanden ist. Frau Neubauer hat erst kürzlich in einem Handelsblatt-Interview bewiesen, dass sie alles andere als naiv und kindlich auf die Welt blickt“, hieß es in der Entschuldigung. Die neue, unverfängliche Überschrift lautet: „Kaesers Angebot an Neubauer beschädigt Aufsichtsräte“

Luisa Neubauer reagiert nüchtern

Von der ursprünglichen Überschrift einmal abgesehen, sind sich der Kommentator und die Kritiker*innen inhaltlich in einem Punkt einig: Der Siemens-Chef sei hier derjenige, der unreif gehandelt habe. „In gesellschaftspolitischen Fragen dilettierende Wirtschaftsführer kennt die jüngere Geschichte zuhauf. Joe Kaeser hat sich in dieser Ahnenreihe nachhaltig einen Spitzenplatz gesichert“, heißt es im Text von Theisen. Luisa Neubauer hingegen sei so reif gewesen und habe den Sitz jemand Erfahrenerem geben wollen, lobt ein Kommentator.

Luisa Neubauer selbst reagierte nüchtern auf den Vorfall: „Neuerdings überhaupt kein Kind mehr“, twitterte die Klimaaktivistin am Montagmittag mit einem Screenshot der Entschuldigung des Handelsblatts.

Utopia meint: Luisa Neubauer ist mit ihren fast 24 Jahren schon lange kein Kind mehr. Weil das offenbar nicht jeder verstanden hat, muss es wohl extra betont werden: Die Klimaaktivistin darf seit fast sechs Jahren wählen, Kaufverträge abschließen und weitere Pflichten und Privilegien genießen, die das Erwachsenenalter nun mal so mit sich bringt.

Mal davon abgesehen: Wieso sollte man Kinder nicht ernst nehmen? Verantwortung hat nichts mit Alter zu tun, sondern damit, ob man sie wahrnimmt oder nicht. Dass Handelsblatt zeigt mit seiner dämlichen Überschrift nur, wie wenig junge Menschen immer noch ernst genommen werden. Und das, obwohl sie sich deutlich verantwortungsbewusster verhalten als so mancher Siemens-Chef. Luisa Neubauer übernimmt Verantwortung für ihre eigene Zukunft und die ihrer Mitmenschen – und handelt auch danach. Das kann man von Joe Kaeser nicht gerade behaupten: Er trägt mit der Siemens-Beteiligung am umstrittenen Adani-Projekt dazu bei, klimaschädliche Kohle zu fördern.

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