In Deutschland ist seit mehreren Jahren ein drastisches Insektensterben zu beobachten. Eine neue Studie zeigt, wie stark die Populationen geschrumpft sind. Die Untersuchung betrachtet das Insektensterben dabei aus einem völlig neuen Blickwinkel.
Es sind deutlich weniger Schmetterlinge zu sehen als noch vor zehn Jahren und weltweit sterben ganze Bienenvölker – das Insektensterben ist kein unbekanntes Phänomen. Eine neue Studie zeigt nun jedoch, wie drastisch der Insektenbestand in den letzten Jahrzehnten tatsächlich geschrumpft ist: Der Untersuchung zufolge nahm die Gesamtmasse der Insekten seit den 1990er Jahren um mehr als 75 Prozent ab.
Für die Studie hatten sich Experten aus den Niederlanden, Großbritannien und Deutschland zusammengetan und Insekten in Naturschutzgebieten in Deutschland analysiert. Ihre Untersuchung ist eine der bislang umfangreichsten Langzeitstudie zum Insektenbestand.
Alle flugfähigen Insekten
In der Regel beziehen sich Untersuchungen zum Insektensterben immer auf eine konkrete Art: So gibt es beispielsweise viele Studien zum Bienensterben. Das internationale Forscherteam analysierte nun jedoch die Veränderungen der gesamten Biomasse aller flugfähigen Insekten.
Die Experten nutzten dafür Daten des Entomologischen Vereins Krefeld. Der Verein hatte seit 1989 sogenannte Malaise-Insektenfallen aufgestellt und die gefangenen Insekten gewogen. So hatte das internationale Forschungsteam Werte aus 27 Jahren zur Verfügung.
Katastrophe für unser Ökosystem
Das Ergebnis: In den vergangenen 27 Jahren ist die Biomasse an fliegenden Insekten um 76 Prozent zurückgegangen. In Hochsommer-Monaten stieg die Zahl sogar auf bis zu 82 Prozent weniger Insektenmasse. Die Untersuchung zeigt damit: Nicht nur einzelne Gruppen wie Schmetterlinge oder Bienen werden weniger, sondern fliegende Insekten insgesamt.
Der Rückgang ist dabei drastischer, als vielfach angenommen. Für unser Ökosystem ist das eine Katastrophe. Die fliegenden Insekten spielen nämlich eine wichtige Rolle – als Beutetier für Vögel oder als Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen.
„Insekten machen etwa zwei Drittel allen Lebens auf der Erde aus. Wie es scheint, machen wir große Landstriche unbewohnbar für die meisten Formen des Lebens, und befinden uns gegenwärtig auf dem Kurs zu einem ökologischen Armageddon. Bei dem derzeit eingeschlagenen Weg werden unsere Enkel eine hochgradig verarmte Welt erben“, erklärte einer der Co-Autoren der Studie laut dem britischen Guardian.
Weshalb sterben die Insekten?
Was die Gründe für den dramatischen Insektenschwund sind, kann die Langzeitstudie nicht beantworten. Die Wissenschaftler hatten zwar den Einfluss von Klimafaktoren, Pflanzenvielfalt und landwirtschaftlicher Nutzung untersucht. Allerdings konnten die Analysen keine eindeutigen Erklärungen liefern.
Die Forscher haben jedoch die Landwirtschaft und vor allem die Pestizide im Verdacht. Zwar hat die Studie nur den Zustand der Insekten in Naturschutzgebieten untersucht, allerdings könnten umliegende landwirtschaftliche Felder die Tiere negativ beeinträchtigt haben. Mehr Informationen: Die Studie im Fachmagazin „Plos One“
Hier zeigen wir euch, was ihr gegen das Insektensterben tun könnt:
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