Jan Böhmermann hat sich DHL, Hermes und andere Paketzusteller vorgeknöpft – und erschreckende Details über die Arbeitsbedingungen aufgedeckt.
Die Vorweihnachtszeit ist für Paketboten besonders anstrengend: Der Online-Handel boomt und sie müssen noch mehr Pakete austragen als sonst. Vor knapp zwei Wochen hat ein DHL-Mitarbeiter die Nerven verloren und hat einen Kunden auf Twitter beleidigt. Jan Böhmermann nahm den Vorfall zum Anlass, in seiner Sendung auf die Situation der Boten aufmerksam zu machen.
„Allein an Weihnachten werden jedes Jahr 330 Millionen Pakete ausgeliefert“, sagt der Moderator in der Sendung. „Ein Paketbote muss bis zu 250 Pakete pro Tag ausliefern. Damit er das schafft, hat er pro Paket maximal drei Minuten Zeit.“
Klassensystem für DHL-Mitarbeiter
Die Boten arbeiten unter hohem Druck – werden aber je nach Tarifvertrag schlecht dafür bezahlt. Wie Jan Böhmermann erklärt, gibt es bei DHL eine Art Klassensystem für Mitarbeiter. Nur die Zusteller, die bei der Post AG angestellt seien, verdienen gut.
Paketboten, die für die Tochtergesellschaft „DHL Delivery“ arbeiten, bekommen für den gleichen Job hingegen bis zu 1200 Euro weniger Lohn. Außerdem seien die Arbeitsbedingungen schlechter, etwa was Arbeitszeiten und Sonderschichten angeht.
Jan Böhmermann kritisiert nicht nur DHL
Die Tochtergesellschaft lagert die Arbeit teilweise selbst wieder an Sub-Unternehmen aus, die ihren Arbeitern noch weniger bezahlen. Was das bedeutet, erzählt ein Bote aus einem solchen Subunternehmen: „Wenn wir richtig gut rennen und wirklich sportlich sind, können wir auf 6,50 kommen. … Da müssen Sie aber ein wirklich gutes Gebiet haben. Wenn Sie ein Landgebiet haben werden sie 6,50 Euro niemals bekommen.“ Vielmehr erreiche man dann einen Stundenlohn von drei oder vier Euro – weniger als die Hälfte des gesetzlichen Mindestlohns.
Jan Böhmermann greift neben DHL auch Lieferdienste für Essen und andere Paketzusteller an. Hermes und dpd beispielsweise würden nur mit Sub-Unternehmen arbeiten. In der Sendung ist sogar ein Bote zu sehen, der in seinem Auto lebt – er soll keine Ausnahme sein.
Böhmermann: „Die neue ausgebeutete Arbeiterklasse“
DHL verpflichtet seine „Servicepartner“ eigentlich dazu, die gesetzlichen Regelungen wie das Mindestlohngesetz einzuhalten. Solche schriftlichen Zusagen sind jedoch offensichtlich nicht ausreichend. Auch die Gewerkschaften können nicht helfen, bei Sub-Unternehmen sind sie machtlos.
„Das ist die neue ausgebeutete Arbeiterklasse“, sagt Jan Böhmermann. Schuld seien alle, die ständig im Internet bestellen und schnelle, billige Lieferungen sowie Retouren wollen.
Hier das Video mit Jan Böhmermann auf Youtube:
Online-Handel schadet auch der Umwelt
Den Paketboten zuliebe sollten wir diese Weihnachten also lieber weniger im Internet einkaufen – und diesen Vorsatz auch ins nächste Jahr mitnehmen. Auch die Umwelt würde das entlasten: Die Verbraucherzentrale hat Studien über die Ökobilanz des Online-Handels analysiert und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Die meisten Studien gehen davon aus, dass der Online-Handel der Umwelt deutlich mehr schadet, als der Kauf in Geschäften vor Ort. Gründe dafür sind unter anderem komplizierte, emissionsreiche Transporte, Einwegverpackungen für den Versand und Retouren. Mehr Informationen dazu bei der Verbraucherzentrale.
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