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Wegen Corona: In Deutschland drohen 500 Millionen neue Kleidungsstücke vernichtet zu werden

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Foto: kyrychukvitaliy / stock.adobe.com

Ein kurzer Shopping-Ausflug, um eine neue Hose zu kaufen? Während des Corona-Lockdowns ist das nicht möglich. Die Konsequenz: Modegeschäfte werden Millionen von Kleidungsstücken nicht los. Greenpeace befürchtet, dass die Klamotten jetzt im Müll landen.

Schon zum zweiten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie haben alle Geschäfte geschlossen, die nicht als systemrelevant gelten. Große Modeketten bieten zwar Online-Shopping an, trotzdem machen sie ohne die Kund:innen in den Geschäften deutlich weniger Umsatz.

Die unverkauften Klamotten bleiben in den Lagern – und werden zum Problem. Läden wie H&M bekommen Greenpeace zufolge teilweise wöchentlich neue Ware, die sich nun ansammelt. Laut Schätzungen der Handelsverbände Textil (BTE), Schuhe (BDSE) und Lederwaren (BLE) werden sich im stationären Handel bis Ende Januar in Deutschland eine 500 Millionen unverkaufte Modeartikel anhäufen.  

Im Frühling braucht es keine Winterkleidung mehr

Viele davon sind Saisonartikel, wie beispielsweise Wintermäntel, die sich im Frühling und Sommer kaum noch verkaufen lassen. Was mit der halben Milliarde Kleidungsstücke passieren wird, ist unklar.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat jedoch eine Befürchtung: H&M und andere Labels haben in der Vergangenheit bereits damit Schlagzeilen gemacht, unverkaufte Klamotten zu verbrennen. Man könne davon ausgehen, dass viele der Kleidungsstücke einfach vernichtet werden. Im besten Fall werde die Kleidung geschreddert, was noch eine „stoffliche Verwertung“ ermögliche – aber auch das bezweifelt Greenpeace.

Hersteller müssen dafür sorgen, dass ihre Erzeugnisse nicht zu Abfall werden

Neue Kleidung zu vernichten ist eigentlich ein Verstoß gegen das Kreislaufwirtschaftsgesetz. Paragraph 23 verpflichtet Hersteller dazu, ihre Produkte so zu gestalten, dass möglichst wenig Abfälle entstehen. Außerdem heißt es: „Beim Vertrieb der Erzeugnisse ist dafür zu sorgen, dass deren Gebrauchstauglichkeit erhalten bleibt und diese nicht zu Abfall werden.“

Die Klamotten in den Lagerhallen der Modeketten sind noch „gebrauchstauglich“ – und dürften damit eigentlich nicht im Abfall landen. Ob H&M und Co. mit Konsequenzen rechnen müssen, wenn sie die Kleidung wegwerfen, ist jedoch fraglich.

Die absurden Ausmaße unseres Überkonsums

Greenpeace richtet deswegen einen offenen Brief an die zuständigen Behörden. Sie sollen Modeketten dazu auffordern, ihre Ware nicht zu vernichten. Wenn nötig, sollen sie sie mit Bußgeldern davon abhalten.

Utopia meint: Kund:innen dürfen wenige Monate nicht in die Geschäfte – und schon sammelt sich eine halbe Milliarde (!) unverkaufter Kleidungsstücke an. Diese Zahl macht deutlich, welche absurden Ausmaße unser Überkonsum an Kleidung angenommen hat. Noch absurder ist, dass es sich im System der Fast-Fashion-Industrie offenbar mehr lohnt, makellose Klamotten wegzuwerfen, als sie für die nächste Saison aufzubewahren. Eine enorme Verschwendung, wenn man bedenkt, mit wie viel Ressourcen und Energieaufwand die Kleidung hergestellt und um die Welt transportiert wurde. Wer dieses System nicht unterstützen will, sollte Klamotten mit Bedacht kaufen: von fairen Labels oder gebraucht – und vor allem weniger.

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