Ausreichend zu trinken ist wichtig – aber was ist besser: stilles Wasser oder Wasser mit Kohlensäure? Eine verbreitete Annahme: Wasser mit Kohlensäure ist ungesund, weil es die Zähne angreifen, den Körper übersäuern und dick machen soll. Was ist dran an den Mythen rund ums Sprudelwasser?
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Egal ob in der Apfelschorle oder pur, Wasser mit Kohlensäure ist in Deutschland beliebt. Aufgesprudeltes Wasser läuft unter vielen Namen: Sprudelwasser, Sodawasser, Selterswasser oder Bitzelwasser. Egal wie das kohlensäurehaltige Wasser heißt, das Verfahren bei der Herstellung ist immer dasselbe:
Der Sprudel entsteht, wenn sich Kohlenstoffdioxid (CO2) mit Wasser (H2O) verbindet. In Gegenden, in denen früher Vulkane aktiv waren, kann sich Kohlensäure (H2CO3) auf natürliche Weise bilden. Für die meisten Flaschenwasser aus dem Supermarkt wird CO2 mit Druck in Flaschen gepresst.
Mit oder ohne Kohlensäure – was ist gesünder? Wasser mit Kohlensäure: Ist Sprudelwasser ungesund?
Der Begriff Kohlensäure ist zwar korrekt – er klingt aber gefährlicher als er ist: Kohlensäure findet sich nur in Spuren im Sprudelwasser. Kohlensäurehaltiges Wasser wird hergestellt, indem Wasser Kohlenstoffdioxid (auch als Kohlendioxid bezeichnet) zugesetzt wird. Dabei entsteht ganz kurz Kohlensäure, die aber sehr schnell (innerhalb von Nanosekunden) zerfällt. Das überschüssige CO2 entweicht nach und nach in Form von kleinen Bläschen. Was beim Öffnen der Flasche zischt und was wir gemeinhin als Kohlensäure bezeichnen, ist eigentlich Kohlendioxid. Und das hat keine schädlichen Auswirkungen auf den Körper, da sind sich Expert:innen einig.
Rund um das Sprudelwasser ranken sich dennoch einige hartnäckige Mythen. Hier die Fakten:
Ist Wasser mit Kohlensäure schlecht für die Zähne?
Mythos 1: Die Säure im Mineralwasser soll den Zahnschmelz angreifen und anfälliger für Karies machen.
Kurzantwort: Ob Wasser mit Kohlensäure den Zahnschmelz angreift, ist äußerst umstritten. In der Realität hat sich das bislang nicht gezeigt und Zahnärzt:innen geben Entwarnung.
Hintergrund: Deutsche und amerikanische Zahnärzt:innen halten Kohlensäure für unbedenklich, eine Studie aus dem „Koreanischen Journal für Kieferorthopädie“ kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass Mineralwasser sehr wohl ein Risiko für geätzten oder versiegelten Zahnschmelz sein kann. Der Sprudel könne demnach die Mikrohärte der Zahnschmelz-Oberfläche beeinträchtigen und Material von Versiegelungen oder Plomben lösen. Wir wollten sicher gehen, ob Kohlensäure ungesund ist und haben bei Zahnärzt:innen nachgefragt:
- Zahnärzte geben Entwarnung: „Kohlensäure ist nicht schädlich für die Zähne, hier handelt es sich ja ‚nur‘ um CO2“, erklärt uns Roland Frankenberger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK).
- „Mineralwasser mit Kohlensäure ist wenig bis gar nicht erosiv – gleiches gilt übrigens auch für Bier“, so die Bundeszahnärztekammer (BZÄK). Eine gute Übersicht über das erosive Potenzial verschiedener Getränke, Speisen und Medikamente findest du hier. Hier zeigt sich auch: Nur Mineralwasser mit Zitronenzusatz greift den Zahnschmelz an.
- Und auch Bianca Göpner-Fleige, Zahnärztin aus der Patientenberatung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Berlin (KZV) sagt im Gespräch mit Utopia ganz klar: „Wasser mit Kohlensäure ist für unsere Zähne vollkommen ungefährlich“.
Sie warnt jedoch: „Bei Getränken, die Zitronen- oder Phosphorsäure enthalten (Colagetränke), können die Säuren den Zahnschmelz angreifen. Wenn die Getränke noch zusätzlich Zucker enthalten, steigt das Risiko noch weiter an“. Auch wer zum Frühstück häufig Orangensaft oder Zitronenwasser trinkt, sollte vorsichtig sein und nach dem Verzehr mindestens eine halbe Stunde mit dem Zähneputzen warten. Ansonsten kann die Säure den Zahnschmelz anrauen, sodass ihn die Zahnbürste abschmirgeln könnte.
Macht Wasser mit Kohlensäure dick?
Mythos 2: Wer Wasser mit Kohlensäure trinkt, nimmt leichter zu.
Kurzantwort: Egal, ob mit oder ohne Sprudel: Wasser enthält keine Kalorien.
Hintergrund: Auf den Zusammenhang von Kohlensäure und Gewichtszunahme deutet eigentlich nur eine Studie in der Zeitschrift „Obesity Research & Clinical Practise“ aus dem Jahr 2017 hin. Diese wird jedoch häufig und gerne zitiert. Demnach weite Kohlensäure den Magen, es entstehe Druck auf die Zellen, die für die Produktion des Hormons Ghrelin zuständig sind. Ghreliln ist ein Hormon, das appetitanregend wirkt. Die Wissenschaftler:innen hatten für ihre Studie jedoch nur mit 16 Ratten und 20 Student:innen geforscht. Damit sind die Ergebnisse nicht aussagekräftig genug und es muss weiter geforscht werden.
Fakt ist in jedem Fall: Wasser enthält keine Kalorien und trägt sogar zu einem Sättigungsgefühl bei, wenn du direkt vor dem Essen Sprudelwasser trinkst.
Ist Sprudelwasser schlecht für den Magen?
Mythos 3: Wenn wir Sprudel trinken und dabei aufstoßen müssen, kann dabei auch Magensäure mitkommen. Diese kann zu Sodbrennen führen.
Kurzantwort: Wer einen empfindlichen Magen hat oder unter Reflux leidet, sollte nicht zu viel Sprudelwasser trinken. Für alle anderen besteht keine Gefahr.
Hintergrund: Wer Sprudelwasser trinkt, nimmt ein Gas auf (CO2) – und das muss wieder raus. Ein Teil davon geht über den Verdauungstrakt ins Blut und wird dann über die Lunge abgeatmet. Der Rest entweicht über Aufstoßen und Blähungen. In der Regel ist das unproblematisch – Sprudelwasser ist deswegen nicht ungesünder als Leitungswasser oder stilles Wasser.
Für Personen, die unter Sodbrennen leiden, kann Mineralwasser jedoch einen unangenehmen Nebeneffekt haben: Beim Aufstoßen kann Magensäure in die Speiseröhre gelangen und so zu Sodbrennen führen.
Die Verbraucherzentrale rät: „Bei einem empfindlichen Magen sollte besser auf Kohlensäure verzichtet und eher auf ein Wasser mit viel Hydrogencarbonat gesetzt werden. Hydrogencarbonat, auch Bicarbonat genannt, neutralisiert überschüssige Säuren, die im normalen Stoffwechsel entstehen.“ Ab einem Hydrogencarbonat-Gehalt von 600 Milligramm pro Liter darf ein Mineralwasser laut Mineral- und Tafelwasserverordnung (MTVO) als hydrogencarbonathaltig bezeichnet werden.
Für Kohlensäure spricht, dass sie die Verdauung auf milde Weise anregt, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): „Wer zu Verstopfung neigt, kann ausprobieren, ob durch Wasser mit Kohlensäure der Darm angeregt wird.“
Ungesunde Kohlensäure? Führt Sprudelwasser zu Übersäuerung?
Mythos 4: Wasser mit Kohlensäure führt wegen des niedrigen pH-Wertes zu einer Übersäuerung des Körpers.
Kurzantwort: Kohlensäure zersetzt sich schnell in Kohlendioxid und Wasser – und macht nicht sauer.
Hintergrund: Eine Besonderheit von Wasser mit Kohlensäure: Es hat einen niedrigeren pH-Wert als stilles Wasser. Während Leitungswasser und stilles Wasser einen neutralen pH-Wert um 7 haben, werden bei Sprudelwasser pH-Werte von ungefähr 5,3 gemessen. Wasser mit Kohlensäure ist also leicht sauer – das ist einer der Gründe, warum es in der Naturheilkunde als ungesund gilt.
Kohlensäurehaltige Getränken machen den Körper jedoch langfristig nicht sauer. Der Grund: Die Kohlensäure ist instabil und zerfällt äußerst schnell in ihre Bestandteile CO2 und Wasser. „Beim Öffnen der Mineralwasserflasche entweicht die Kohlensäure zischend (in Form von CO2). Der übrige Teil zerfällt im Magen, was dafür sorgt, dass man aufstoßen muss bzw. gelangt über den Verdauungstrakt ins Blut und wird unbemerkt über die Lunge abgeatmet“, erklärt Silke Restemeyer, Ernährungswissenschaftlerin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gegenüber Utopia. Damit trägt kohlensäurehaltiges Wasser nicht zu einer Übersäuerung des Körpers bei.
Egal ob Wasser mit oder ohne Kohlensäure: Leitungswasser ist besser als Wasser in Flaschen
Wasser mit Kohlensäure macht nicht dick und ist auf keinen Fall ungesund. Für Menschen mit empfindlichem Magen kann es unangenehme Symptome hervorrufen, die jedoch nicht gefährlich sind. Aber egal ob Sprudelwasser oder stilles Wasser – wichtig ist vor allem eins: Achte auf die Verpackung.
Glasflaschen sind im Unterschied zu Plastikflaschen nicht automatisch die bessere Wahl. Da sie so schwer sind, ist ihr Transport energieintensiver. Bei Flaschenwasser hat regionales Wasser in Mehrweg-Glasflaschen die beste Klimabilanz. Noch umweltfreundlicher ist jedoch Leitungswasser – das man in Deutschland bedenkenlos trinken kann.
Tipp: Wenn du lieber Leitungswasser mit Kohlensäure trinken möchtest, könnte ein Trinkwassersprudler für dich interessant sein. Zum Beispiel von der Firma Sodastream, online erhältlich bei Netto, Mediamarkt oder Amazon.
Utopia.de rät deshalb: Wenn du gerne Wasser mit Kohlensäure trinkst, ist es sinnvoller, nicht ständig Wasserkisten zu kaufen, sondern ganz gewöhnliches Leitungswasser aufzusprudeln.
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- Die besten Trinkflaschen für unterwegs
- Wasser trinken: So viel ist gesund
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Redaktionelle Mitarbeit: Nadja Ayoub
English version available: Is Carbonated Water Bad for You?
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