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Corona-Pandemie: Chemikerin erklärt, wieso Verschwörungstheorien so erfolgreich sind

Mai Thi Nguyen-Kim, Coronavirus, Tagesschau
Foto: Screenshot tagesschau.de

Die Bundesregierung will die Demokratie abschaffen und Bill Gates die Weltherrschaft übernehmen: Seit einigen Wochen mehren sich Verschwörungstheorien rund um die Corona-Pandemie. Das liegt an einem grundlegenden Problem unserer Gesellschaft, sagt Chemikerin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim.

Verschwörungstheorien erhalten zurzeit immer mehr Zuspruch – auch dank einiger prominenter Unterstützer*innen. Unter anderem der vegane Starkoch Attila Hildmann, Tanzcoach Detlef D. Soost und Youtuber Ken Jebsen haben in ihren sozialen Netzwerken mit entsprechenden Aussagen auf sich aufmerksam gemacht.

Die Youtuberin und promovierte Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim hat mit der Deutschen Presseagentur (dpa) darüber gesprochen, warum Verschwörungstheorien aktuell so erfolgreich sind. Ihre Einschätzung: Es fehlt an naturwissenschaftlichem Wissen.

„Genie- oder Freakwissen“ statt „Allgemeinwissen“

„Wir als Gesellschaft bewerten Naturwissenschaften als Genie- oder Freakwissen und weniger als Allgemeinwissen – und das fällt uns jetzt in der Pandemie auch mit auf die Füße”, zitiert die Süddeutsche Zeitung die Wissenschaftlerin. „Wenn man nicht weiß, was ein Virus ist, können einem Attila Hildmann oder Xavier Naidoo natürlich sonst was erzählen.“

Schwächen gebe es außerdem im Umgang mit Statistiken und wissenschaftlichen Publikationen: „Es gibt keinen Kurs in der Schule, in dem wissenschaftliches Arbeiten, die Basics, Statistiken lernen, Falsifizieren – was ist eine methodisch starke Studie, was eine schwache – gelehrt wird.” Nguyen-Kim habe das alles erst während ihres Studiums gelernt. „Es kann nicht sein, dass man erst in Chemie promovieren muss, damit man die wissenschaftlichen Basics versteht.”

Mai Thi Nguyen-Kim: Verschwörungstheorien nicht weiterverbreiten

Nguyen-Kim kann zwar nachvollziehen, dass in der Corona-Krise berechtigte Zweifel und Fragen entstehen. Das sei ihr auch bei ihren eigenen Videos zum Thema aufgefallen: „Wir merken, dass wir vielschichtiger, komplexer und mehr im Detail erklären müssen.“ Selbst bei „sehr irre wirkenden Gruppen“ gebe es auch Menschen, die vernünftige Bedenken haben. Diejenigen allerdings, die Verschwörungstheorien vor Kameras verbreiten, seien „total durchgeknallt“.

Nguyen-Kim sieht jede*n Einzelne*n in der Verantwortung, die Verbreitung absurder Theorien zu stoppen – indem man sie nicht weiterleitet. Zwar sei es manchmal schwierig, die Absurdität alleine auszuhalten. Aber: „Es würde viele gar nicht erreichen, wenn es nicht so viele teilen würden.” Mai Thi Nguyen-Kim ist vor allem für ihren Youtube-Channel „MaiLab“ bekannt. Eines ihrer erfolgreichsten Videos ist der Clip „Corona geht gerade erst los“ von Anfang April – es wurde mehr als sechs Millionen Mal aufgerufen.

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