Wer auf Fleisch verzichtet, schont die Umwelt und verringert Tierleid. Aber was wäre, wenn alle Menschen weltweit aufhören, Fleisch zu essen? Die Effekte wären bemerkenswert.
Tierleid in der Massentierhaltung, die schlechte Ökobilanz von Fleisch oder Ausbeutung in den Schlachtbetrieben: Es gibt gute Gründe, auf Fleisch zu verzichten. Allein in Deutschland tun das etwa 6,1 Millionen Menschen – sie leben vegetarisch. Was wäre, wenn die gesamte Menschheit – 7,8 Milliarden Menschen – kein Fleisch mehr essen würden?
1. Es gäbe mehr freie Fläche
Die Produktion von tierischen Lebensmitteln braucht extrem viel Platz. Eine Studie der englischen Oxford Universität von 2018 kommt zu dem Ergebnis, dass die Agrarflächen ohne Fleisch- und Milchprodukte weltweit um bis zu 75 Prozent reduziert werden könnten. Das ist eine Fläche so groß wie die USA, China, die EU und Australien zusammen. Wenn die Menschheit nur auf Fleisch verzichten würde, wäre die Fläche zwar etwas kleiner – aber immer noch beachtlich.
Natürlich brauchen auch pflanzliche Lebensmittel Platz im Anbau, aber eben deutlich weniger. Laut der Studie liefern Fleisch- und Milchprodukte nur 18 Prozent aller Kalorien und 37 Prozent der Proteine – benötigten für die Produktion aber die größte Fläche.
2. Weniger Regenwaldvernichtung
Weniger Viehzucht bedeutet auch, dass weniger Tierfutter angebaut werden muss. Schweine, Kühe und Co. werden unter anderem mit Soja gefüttert – etwa 70 bis 75 Prozent der weltweiten Sojaernte wird als Viehfutter verwendet.
Die hohe Nachfrage nach Soja führt dazu, dass in Ländern wie Brasilien Regenwald abgeholzt wird, um Platz für Soja-Plantagen zu schaffen. Würde die Menschheit kein Fleisch mehr essen, bliebe mehr Regenwald bestehen.
3. Mehr Artenvielfalt
Wenn die Welt weniger Flächen für die Landwirtschaft nutzt und mehr Regenwald erhalten bleibt, gibt es mehr Platz für wilde Pflanzen, Insekten und Tiere. Die Viehzucht ist einer der Hauptgründe, warum etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind: Sie nimmt ihnen den Lebensraum und Nahrungsgrundlagen weg.
4. Weniger Treibhausgase
Die Viehzucht braucht nicht nur viel Platz, sondern verursacht auch jede Menge klimaschädliche Emissionen. Die durch Tierhaltung verursachten Treibhausgase ließen sich um 63 Prozent reduzieren, wenn die Menschheit sich vegetarisch ernähren würde – zu diesem Ergebnis kommt eine amerikanische Studie von 2016. Eine vegane Ernährung würde demnach sogar eine Einsparung von 70 Prozent bringen.
5. Weniger Wasserverbrauch
Würde die Menschheit kein Fleisch mehr essen, würde sie außerdem extrem viel Wasser einsparen. Für ein Kilo Rindfleisch beispielsweise wird im Laufe des Produktionsprozesses rund 15.000 Liter Wasser verbraucht. Besonders viel davon wird benötigt, um Anbauflächen von Tierfutter zu bewässern.
6. Saubereres Grundwasser
Ohne Viehzucht würde sich außerdem die Wasserqualität verbessern. Hierzulande sind die Nitratwerte im Grundwasser zu hoch, die EU-Kommission hat deswegen bereits gegen Deutschland geklagt.
Landwirt*innen nutzen Gülle aus der Massentierhaltung, um ihre Felder zu düngen. In der Viehzucht sind die Gülle-Mengen jedoch so groß, dass die Böden stark überdüngt sind – und das Grundwasser mit Nitrat belastet ist.
7. Weniger Antibiotikaresistenzen
Vor allem in der Massentierhaltung behandeln die Betriebe ihre Tiere mit Antibiotika, um zu vermeiden, dass sich Krankheiten verbreiten. Laut einer Studie von 2019 werden in der Tiermast global dreimal mehr Antibiotika und andere Medikamente eingesetzt als in der Humanmedizin.
Die Folgen: In den Tieren entwickeln sich resistente Bakterien, die Menschen mit dem Fleisch mitessen. Bestimmte Antibiotika verlieren dadurch auch beim Menschen ihre Wirkung. Wenn eine Person schwer krank wird und auf ein Antibiotikum angewiesen ist, kann eine Resistenz im schlimmsten Fall tödlich enden. Würde die Menschheit kein Fleisch mehr essen, gäbe es weniger solcher Antibiotikaresistenzen.
7. Weniger Krankheiten
Insgesamt könnten Menschen weltweit gesünder leben, wenn sie kein Fleisch mehr essen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft rotes Fleisch als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Zu rotem Fleisch zählt Schweine-, Rind-, Lamm- und Ziegenfleisch. Verarbeitetes Fleisch wie Wurst und Schinken gilt laut WHO als „krebserregend“. Wenn die Menschheit kein Fleisch mehr essen würde, gäbe es also weniger Krebserkrankungen.
Womöglich würden wir außerdem mehr Gemüse und pflanzliche Lebensmittel essen – und so mehr gesunde Nährstoffe zu uns nehmen. Eine Studie von 2016 hat errechnet, dass eine vegane und vegetarische Lebensweise weltweit jährlich sieben bis acht Millionen frühzeitige Todesfälle vermeiden kann.
8. Weniger Tierleid
Wenn die Menschheit kein Fleisch mehr isst, müssen weniger Tiere unter problematischen Bedingungen herangezüchtet werden. Außerdem werden weniger Tiere geschlachtet. Insgesamt wird also Tierleid zumindest verringert. Ganz vermeiden ließe es sich aber erst, wenn gar keine Tiere mehr für die Lebensmittelproduktion ausgebeutet würden. Wir müssten die Produktion von Milchprodukten und Eiern grundsätzlich tierfreundlicher gestalten, weniger davon konsumieren – oder ganz darauf verzichten.
Utopia meint: Der Fleischkonsum weltweit steigt, mit fatalen Folgen für die Umwelt, Tiere und Gesundheit der Menschen. Wem es schwer fällt, auf Fleisch zu verzichten, kann versuchen, weniger davon zu konsumieren. Gleiches gilt auch bei anderen tierischen Produkten. Diese Tipps können dabei helfen:
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