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Nestlé hat wieder Ärger wegen Babymilch

Nestle Babymilch
© igradesign - fotolia.com

Nestlé steht aktuell wegen Babymilch in der Kritik – wegen Zusatzstoffen und eines mehr als fragwürdigen Werbeversprechens. Es ist nicht das erste Mal, dass Nestlé wegen Babymilch Schlagzeilen macht.

Nestlé bietet zahlreiche Produkte für Babys und Kinder an – darunter auch mehrere Sorten Säuglingsnahrung. Die Stiftung „Changing Markets“ hat sich mehr als 70 Nestlé-Milchsorten aus 40 Ländern für Babys bis zu zwölf Monaten genauer angesehen – und erhebt nun schwere Vorwürfe gegen den Lebensmittelkonzern.

Nestlé führe Konsumenten mit wissenschaftlich nicht nachweisbaren Werbeversprechen in die Irre, schreiben die Autoren der Studie. So versuche der Konzern Kunden in den USA, der Schweiz, Spanien und Hong Kong davon zu überzeugen, dass die Nestlé-Babymilch „am nächsten an Muttermilch“ herankomme – obwohl die Zusammensetzung der Milch jeweils sehr unterschiedlich sei.

Zucker und Zusatzsstoffe in Nestlé-Babymilch

Überhaupt kritisiert „Changing Markets“, wie Nestlé in verschiedenen Ländern die Nährstoffe variiert – und dabei widersprüchliche Marketing-Aussagen liefert: So werbe der Konzern beispielsweise in Hong Kong damit, dass die Nestlé Babymilch besonders gesund sei, weil sie keine Aroma-Zusatzstoffe enthält. In China und Südafrika werden solche Zusatzstoffe jedoch beigemischt.

Ähnlich verhalte es sich bei Zucker: In Brasilien und Hong Kong enthält die Nestlé-Babymilch kein Zucker – „der Gesundheit des Babys“ zuliebe, wirbt Nestlé dabei. In Südafrika steckt hingegen Rohrzucker in der Rezeptur. Das heißt im Klartext: Die Babymilch-Produkte enthalten in einigen Ländern Zutaten, die Nestlé in anderen Ländern für ungesund erklärt.

Das Wohl der Säuglinge

Vielleicht geht Nestlé mit den unterschiedlichen Rezepturen auf unterschiedliche Geschmacksvorlieben in den verschiedenen Ländern ein. Bei Babynahrung sollte allerdings das Wohl der Säuglinge im Vordergrund stehen.

„Wenn wissenschaftlich klar ist, dass Zutaten sicher und nützlich für Babys sind, sollten sie in allen Produkten sein. Wenn eine Zutat nicht gesund ist, wie zum Beispiel Rohrzucker, sollte sie in keinem Produkt sein. Nestlés Inkonsequenz in diesem Punkt lässt daran zweifeln, ob Nestlé wirklich so sehr der Wissenschaft verpflichtet ist, wie es gerne vorgibt.“ erklärte Nusa Urbanicic von der Changing Markets Foundation gegenüber dem britischen Guardian.

Nestlé will die Fakten prüfen

Nestlé hat sich bereits zu den Anschuldigungen geäußert. Ein Sprecher erklärte, die Studie greife wichtige Punkte auf, die das Unternehmen nun prüfen wolle. Die Zusammensetzung der Babymilch-Produkte basiere allerdings auf den „neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen“. In den kommenden Tagen wolle sich Nestle näher zu dem Bericht von Changing Markets äußern.

Es ist nicht das erste Mal, dass Nestlé Ärger wegen fragwürdigen Vermarktungstechniken von Babymilch hat: In den 70er- und 80-er Jahren machte Nestlé verstärkt in Entwicklungsländern Werbung für den Muttermilch-Ersatz. Laut einem Bericht internationaler Hilfsorganisationen („The Baby Killer“), führte Nestlés aggressive Werbung dazu, dass Mütter in den Ländern vermehrt Baby-Milchpulver statt Muttermilch verwendeten.

Nestlé-Skandal führte zu einem „Milch-Kodex“

Nestlé habe allerdings nicht über Risiken bei mangelnder Hygiene und verschmutztem Wasser informiert – als Folge seien tausende Babys an den Folgen von Durchfall und anderen Krankheiten gestorben. Als Reaktion auf den Bericht verwies Nestlé seit 1974 wieder auf die Vorzüge des Stillens.

Die Weltgesundheitsorganisation formulierte außerdem einen „Milch-Kodex“, der unter anderem besagt, dass keine kostenlosen Proben an Mütter verteilt werden dürfen. 2015 entdeckte ein Markencheck allerdings Hinweise darauf, dass Nestlé-Vertreter auf den Philippinen Produkte und Werbegeschenke in Krankenzentren verteilten.

Angesichts der kritischen Vorgeschichte mit Babymilch sollte Nestlé also vorsichtig sein mit übertriebener Werbung und Versprechen wie „am nächsten an Muttermilch“. Mehr Informationen zu den Hintergründen: Report der Changing Market Foundation (englisch, pdf)

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