Ein neuer Dokumentarfilm gibt spannende Einblicke in den Alltag von Jägern und versucht die Frage zu beantworten: Wem gehört die Natur? Wir haben „Auf der Jagd – Wem gehört die Natur“ vorab für euch gesehen.
In Deutschland gibt es 380.000 Jäger – darunter 1.000 Berufsjäger. Sie folgen dem Grundsatz „Wald vor Wild“ des deutschen Waldgesetzes, der den Schutz des Baumbestandes über den Tierschutz stellt. Das heißt: Der Zustand der Bäume gibt vor, wie viel Wild jährlich geschossen werden muss. So werden jährlich in Deutschland 1,2 Millionen Rehe erschossen, weil sie junge Bäume anknabbern.
Dem Jäger über die Schulter geschaut
Der neue Dokumentarfilm „Auf der Jagd – Wem gehört die Natur“ von Autorin und Regisseurin Alice Agneskirchner nimmt uns mit in den Alltag von Jägern und in den Mikrokosmos Wald. So erhalten wir intime Einblicke, wie der Jäger im Hochstand einen Frischling ins Visier nimmt – und schließlich erschießt. Wir beobachten, wie er dem erlegten Tier einen Tannenzweig ins Maul steckt und andächtig innehält. Und erfahren, dass zu den Jäger-Pflichten auch gehört, den Abschussplan bis zu 80 Prozent zu erfüllen, sonst droht ein Bußgeld – bis hin zum Entzug des Jagdreviers. Und unter welchem Druck die Jäger damit stehen.
In der Vogelperspektive fliegen wir über satte grüne Wälder und sehen den tierischen Jäger, den Wolf, wir er seine Beute erlegt. Wir sind dabei, wenn Jäger die Geweihe ihrer erlegten Wildtiere präsentieren und gemeinsam zur Jagd aufbrechen.
Sanfte Kritik am anonymen Massenkonsum
Die Regisseurin übt in „Wem gehört die Jagd“ sanfte Kritik am anonymen Massenkonsum von industriellem Fleisch. „Jagd hängt mit Töten zusammen und damit haben viele Leute ein Problem“, sagt einer der Jäger im Film. Das Tier selbst zu töten, das man später verspeist: Diese Erfahrung dürfte nur wenigen Menschen vorbehalten sein. Denn die meisten Tiere, die wir essen, haben ein ganz anderes Leben als die im Film gezeigten Wildtiere: Jährlich werden in Deutschland 60 Millionen Schweine, 630 Millionen Hühner und 3,5 Millionen Rinder geschlachtet.
Das zeigt die Doku auch: „Die Natur“ existiert nicht mehr. Wir leben im Anthropozän, im Mensch gemachten Zeitalter. Statt Natur umgibt uns eine Kulturlandschaft; es gibt nur noch wenig wirklich naturbelassene Orte in Deutschland oder Europa.
Woher stammt meine Salami eigentlich?
Seit 200.000 Jahren geht der Mensch auf die Jagd. Doch gehört sie auch heute noch zur Natur des Menschen? Diese Frage versucht die Dokumentation zu beantworten, lässt aber wichtige Aspekte außer Acht: Etwa, ob wir heute noch Fleisch brauchen, um zu überleben und welche Rechte Tiere eigentlich haben. Wer darf über Leben und Tod entscheiden?
Fazit: „Auf der Jagd – Wem gehört die Natur“ ist eine kurzweilige Doku, die wichtige Themen anreißt, den Zuschauern aber zuweilen Schlüsselinformationen vorenthält: So erfahren wir erst im Abspann, wer die Protagonisten sind und welche Funktionen sie haben. Vielleicht inspiriert die Doku aber dazu, darüber nachzudenken, woher Salami, Bratwurst und Steak eigentlich stammen – und lädt zu einem bewussteren Konsum von Fleisch ein.
„Auf der Jagd – Wem gehört die Natur?“ (R: Alice Agneskirchner, Deutschland 2018, 96 Minuten, FSK ab 6 Jahren), läuft ab dem 10. Mai 2018 in den Kinos.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- USA erlauben Import von Elefantentrophäen – die Begründung macht sprachlos
- Büffelmozzarella: Besonderheiten und weshalb er problematisch ist
- Ratgeber Bio-Fleisch: Qualität erkennen, richtig kaufen
War dieser Artikel interessant?